Schweizer Star-Kletterin Klingler über Po-Skandal
«Ich persönlich fühlte mich noch nie blossgestellt»

Unsere Olympia-Kletterin Petra Klingler verzichtete auf die WM in Moskau. Das sagt sie zu den voyeuristischen TV-Bildern.
Publiziert: 22.09.2021 um 01:02 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2021 um 09:26 Uhr
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Petra Klingler in Aktion: Die Zürcherin hat die voyeuristischen TV-Bilder von der WM live am Schirm gesehen.
Foto: keystone-sda.ch
Matthias Dubach und Emanuel Gisi

Nach den Olympischen Spielen legt Petra Klingler (29) eine Pause ein. Deshalb ist die Schweizer Star-Kletterin an der WM in Moskau wie viele andere Tokio-Athletinnen nicht dabei. Und so bekommt die Zürcherin den Skandal um die Po-Nahaufnahme von Johanna Färber (23) live als TV-Zuschauerin mit.

«Der Magnesiumabdruck ihrer Hand war auf der Hose wirklich gut sichtbar», sagt Klingler zu Blick, «deshalb wäre es meine Wunschvorstellung, dass die TV-Crew tatsächlich diesen Aspekt zeigen wollte. Auch wenn das wohl etwas naiv ist.»

Denn die Boulder-Weltmeisterin von 2016 weiss: Das Sexismus-Thema ist im Moment hochaktuell. Auch im Sport. Die Sensibilisierung müsste gegeben sein. Klingler: «Deshalb frage ich mich schon, wie so etwas heutzutage überhaupt noch möglich ist. Die Zeiten haben sich geändert. Deshalb muss man das Problem nun wirklich angehen.»

So macht es das SRF

In der Pflicht: die TV-Crews. «Leider fehlt da oft Fachwissen über die Sportart», sagt Klingler, «das sieht man dann den Bildern auch an.» Dass es auch anders geht, habe die SRF-Übertragung vom Weltcup in Meiringen gezeigt.

Wie sieht man die Herangehensweise beim SRF? «Wir arbeiten nach dem Grundsatz, dass wir das Geschehen, den Sport und die Emotionen, die dieser mit sich bringt, sachgerecht abbilden», sagt Karin Nussbaumer, die Leiterin Nationale Sportproduktionen bei der SRG. «Das bedeutet: kein Fokus auf Körperpartien, die nichts mit dem Sport zu tun haben. Wir betreiben keinen Voyeurismus. Wichtig ist der gesunde Menschenverstand, um abschätzen zu können, was geht und was nicht.»

Es liegt nicht nur am Fernsehen

Ein solcher Po-Skandal passiere aber ohnehin nicht nur wegen der TV-Regie, stellt Kletterin Klingler fest. «Es ist komplex», sagt die Zürcherin, etwa seien auch die Vorschriften ein Faktor: «Ich selber habe die freie Hosenwahl. Aber es gibt Verbände, die haben im Teamoutfit kurze oder dann lange Hosen.» Doch genauso gibts Kletterinnen, die freiwillig extrem knappe Hosen tragen.

Ist denn Klettern ohnehin eine heikle Sportart? Die Athletinnen klettern an einer Wand hoch, werden zwangsläufig von hinten betrachtet. «Ich persönlich habe mich an der Wand noch nie blossgestellt gefühlt», sagt Klingler.

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