Sechs Jahre Sperre gegen einen Hornusser! Die Meldung von Swiss Olympic von dieser Woche (im Blick) hatte es in sich. Jetzt wird immer klarer, wie es zur Hammer-Sperre im sonst so idyllischen, ur-schweizerischen Sport kam.
Klar ist nun: Es betrifft keinen Spitzenhornusser, der durch die Sperre etwa das Eidgenössische 2022 in Pratteln verpasst hätte. Sondern es betrifft einen 32-Jährigen*, der in einer der unteren Stärkeklassen nur sporadisch zum Einsatz kommt.
Deshalb sagt Adrian Tschumi, Präsident des Eidgenössischen Hornusserverbands (EHV), zu Blick: «Ein NLA- oder NLB-Spieler geht bewusst mit den Dopingregeln um. Der vorliegende Fall ist eine Privatsache, die mit dem Hornussen nichts zu tun hat. Aber wir bedauern, ein EHV-Mitglied in ein solches Verfahren verwickelt wurde.»
EHV meldete sein Mitglied selber
Beim EHV hatte sich der Dopingverantwortliche Bruno Ryser um den Fall gekümmert. Als Anti Doping Schweiz das in der Post abgefangene Doping-Paket in die Hände bekam und danach bei allen Sportverbänden nachfragte, ob es ein registriertes Mitglied mit dem Namen des Adressaten gibt, musste Ryser feststellen: Ja, dieser Mann hat eine Hornusser-Lizenz.
Nach Blick-Informationen spielt der Doping-Sünder nur noch vereinzelt für seine Hornusser-Gesellschaft aus dem Emmental, da er beruflich bedingt in die Ostschweiz umgezogen war. Die Doping-Mittel zu bestellen, sei eine Jux-Idee im Ausgang gewesen. Ryser: «Ihm war nicht bewusst, dass es Auswirkungen aufs Hornussen haben kann.»
Regeln gelten auch für Ambitionslose
Doch der Fall kommt dennoch ins Rollen. Denn Anti Doping Schweiz macht keinen Unterschied zwischen ambitionierten Profis und ahnungslosen Amateuren. Der Schweizer Anti-Doping-Chef Ernst König zu Blick: «Wir betonen das bei jeder Gelegenheit: Die Regeln gelten für alle, auch wenn wir bei Antidoping Schweiz nicht primär nach Dopingsündern im wenig ambitionierten Amateursport suchen. Solche Fälle kommen immer wieder vor, es werden auch ab und zu Fussballer aus den tieferen Ligen gesperrt. Ob sie ihre Leistung auf dem Platz steigern wollen oder ob sie die Substanzen anderweitig verwenden, spielt für uns dabei keine Rolle.»
Der Gesperrte gilt aus anderem Grund als schwerwiegender Doping-Täter. Vier der sechs Jahre Sperre wurden verhängt, weil er sein Vergehen vertuschen wollte und dafür ein Dokument fälschte. Nach Blick-Informationen lief dieser Bschiss so ab: Der 32-Jährige bestellte sich im Internet die verbotenen Substanzen Testosteron und Clomifen. Als der Deal aufflog, soll er einen Lieferschein, lautend auf den Namen eines WG-Kollegen mit derselben Adresse, präsentiert haben!
*Name geändert