In Luzern bei Spitzenleichtathletik zu starten, ist für die schnellste Frau der Schweiz, Mujinga Kambundji (31), eine Herzenssache. Und dass auch die Herzen der Luzerner Fans der Berner Sprinterin gehören, beweist der laute Applaus bei der Präsentation der Stars und der Vorstellung vor dem Start.
Dass Kambundji nicht ums Podest laufen kann, sondern in 11,24 Sekunden hinter Siegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jam, 10,82) noch den siebten Rang rettet, quittieren die Zuschauer gnädig. «Es war technisch kein sauberer Lauf», sagt Kambundji im Ziel. «Aber immerhin besser als Ende Juni bei Athlétissima in Lausanne. Ich spüre im Moment im lädierten linken Fuss keinen Schmerz. Mal schauen, wie das dann am nächsten Morgen aussieht.»
Den Start bei der WM in Budapest in einem Monat schreibt die Bernerin noch nicht ab. Aber den Traum vom WM-Final in Ungarn muss Mujinga wohl vergessen. Zuerst kommen jetzt in zehn Tagen die Schweizer Meisterschaften in Bellinzona. Mit drei Läufen an einem Tag ein ernsthafter Belastungstest für Kambundjis Fuss (entzündete Plantar-Platte). Mit ihren 11,24 von Luzern ist sie immerhin bereit für den nationalen Titel.
Spitz schlägt Petrucciani
Weniger Aufmerksamkeit als die Berner 100-m-Frau geniessen die zwei schnellsten Schweizer 400-m-Männer bei ihrer Bahnrunde auf der Allmend. Zwischen dem letztjährigen EM-Zweiten, Ricky Petrucciani (23), und dem frischgebackenen U23-EM-Zweiten, Lionel Spitz (22), gibts ein Duell «David» (Spitz) gegen «Goliath» (Petrucciani).
Und der um ein Jahr jüngere Zürcher «spitzt» den Tessiner mit seinem starken Finish richtiggehend ab: 45,90 Sekunden für Spitz gegen 46,76 von Petrucciani. Der «Swiss Hero» – so wurde Spitz an der U23-EM in Espoo (Fi) vom britischen TV-Kommentator wegen seiner Aufholjagden auf der Zielgeraden genannt – wird wohl bald den Landesrekord von Mathias Rusterholz (44,99) knacken. Im 4x400-m-Vorlauf von Espoo wurde Spitz als Schlussläufer in fantastischen 44,61 Sekunden gestoppt.