Unser Zehnkampf-Jahrhunderttalent
Simon Ehammer nimmt Olympia ins Visier

Er kam, sah und schlug ein wie eine Bombe: Der Schweizer Simon Ehammer mischt die Zehnkampf-Welt auf. In Götzis soll der nächste Paukenschlag folgen.
Publiziert: 28.05.2021 um 14:36 Uhr
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Zehnkämpfer Simon Ehammer brillierte bei seinen ersten Wettkämpfen auf Anhieb.
Foto: freshfocus
Emanuel Gisi

Simon Ehammer (21) ist der Shooting-Star der Zehnkampf-Szene. Letzte Saison schrammte er nach wenigen Wochen bei den Aktiven um läppische 13 Punkte am Schweizer Rekord vorbei. Im Frühling kitzelte er an der Hallen-EM im Mehrkampf Weltrekordhalter Kevin Mayer (29) im Kampf um die Medaillen.

Jetzt sagt er vor dem Start in die Freiluftsaison am Wochenende in Götzis: «Ich will an die Olympischen Spiele.» Dafür muss er historisches schaffen. Die Limite für Tokio liegt bei 8350 Punkten – so viele hat in der Geschichte kein Schweizer geschafft. Und er schickt gleich noch eine Ansage hinterher: «2024 in Paris will ich eine Olympia-Medaille.»

Simon Ehammer arbeitet nebenher noch in einem Sportgeschäft

Ehammer ist einer aus der jungen Schweizer Leichtathleten-Generation, die sagt, was sie denkt, die sich traut, grosse Ziele auszusprechen und trotzdem nicht abgehoben wirkt. Dazu passt das bescheidene Leben, dass er bewusst führt: Noch immer arbeitet er 20 Prozent als Verkäufer in einem Sportgeschäft.

«Das erdet mich», sagt er, als ihn Blick beim Training in der Sportlerschule Appenzellerland besucht. «Ich will eine Struktur im Leben haben, ich kann sowieso nicht 40 Stunden pro Woche trainieren. Und einen Tag pro Woche in einem anderen Umfeld und mit anderen Zielen zu verbringen, das tut mir sehr gut. Die Kollegen im Job sind sehr direkt. Die würden mir sofort sagen, wenn ich abheben würde.»

Bremste ihn der blutige Unfall?

Geholfen hat die Bodenhaftung auch im Frühjahr, als er plötzlich in eine Stabhochsprung-Krise geriet: Sowohl bei den Schweizer Meisterschaften als auch an der Hallen-EM versagte er mit dem Stab komplett, blieb ohne Resultat und musste sämtliche Medaillenträume begraben. «Warum, kann ich bis heute nicht genau sagen. Ich war blockiert», so Ehammer. Eine mögliche Erklärung: Er war beim blutigen Horror-Unfall von Trainingskollege Finley Gaio dabei, der sich den Stab ins Gesicht rammte. «Und dann hat sich auch noch meine Freundin (die österreichische Skicrosserin Tatjana Meklau, d. Red.) Schien- und Wadenbein gebrochen. Da blieb etwas hängen.»

Den Stab legte er daraufhin lange weg, im Mentaltraining arbeitete er daran. «Jetzt stimmt das Gefühl wieder.» Zusammen mit den stark verbesserten Würfen und seinen Stärken im Sprint und Weitsprung ist alles bereit für eine grosse Leistung. Passt alles zusammen, sind 8500 Punkte drin. Es wäre der frühe Beweis seiner Weltklasse.

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