Auf Frauen-Seite ist die Berner Sprinterin Mujinga Kambundji seit Jahren das Gesicht der Schweizer Leichtathletik. Mit dem Appenzeller Zehnkämpfer Simon Ehammer haben wir endlich auch einen Mann, der international für «Made in Switzerland» steht.
Der Auftritt während der beiden Tage in Götzis hat «Simon Grenzenlos» wohl endgültig ins internationale Schaufenster gerückt. Wer innerhalb eines Mehrkampfs sensationelle 8,45 m im Weitsprung schafft, wer nach Hälfte des Pensums vor dem amtierenden Olympiasieger Damian Warner (Ka) platziert ist, wer trotz Kälte und Regen am zweiten Wettkampftag seinen Schweizerrekord mit 8377 Punkten weiter nach oben schraubt und dabei erst 22 Jahre alt ist, den gilt es Ernst zu nehmen.
Schluss-Auftritt tut weh
Dass der zweite Tag für Ehammer schwieriger wird als der erste, haben alle gewusst. Die Würfe – Kugel, Diskus, Speer – sind für ihn (noch) Problem-Disziplinen. «Im Training funktionieren die Würfe schon ganz gut. Es braucht halt noch etwas Zeit, bis er auch im Wettkampf stabil ist», sagt sein Trainer René Wyler.
Doch gerade in dieser Schwäche zeigt sich auch Ehammers Stärke. Mit nur 36,98 m vermasselt er in Götzis den Diskus komplett. Aber Simon antwortet in der nächsten Disziplin, dem Stabhochsprung, auf seine Weise: mit einer persönlichen Bestmarke (5,10 m). Dabei sind die Bedingungen mit dem starken Wind vor dem einsetzenden Regen alles andere als optimal.
Doch der Schluss-Auftritt von Ehammer tut dem Zuschauer-Auge weh. 5:08,51 Minuten über 1500 m – das darf sich ein Athlet der Weltklasse sein will eigentlich nicht leisten.
Weitsprung-Einsatz an der WM
Mit seinem erneuten Schweizerrekord von 8377 Punkten wird Ehammer in der Schlussabrechnung von Götzis dennoch für seine Klasse belohnt. Vor allem aber weiss er jetzt, dass sein Entscheid, bei der WM im Juli in Eugene (USA) auf den Weitsprung zu setzen, der richtige ist.
Den Zehnkampf wird er dann im August bei der EM in München wieder zelebrieren. Falls er bis dann den 1500er verbessern kann, mit Medaillen-Aussichten. Denn im «Götzner» Mösle-Stadion hat Kevin Mayer, Frankreichs Weltrekordler, gefehlt, aber Ehammer war trotz der Flops im Diskus und über 1500 m der beste Europäer.
Stark auch die Leistungen von Annik Kälin als Vierte im Siebenkampf und von Finley Gaio als Neunter im Zehnkampf.