«Er hat den Kampf nicht verloren, sondern auf seine Weise gewonnen.» Mit diesen Worten verabschiedet sich die Familie von Tim Lobinger vom Ex-Stabhochspringer. Der Deutsche erlag im Alter von 50 Jahren am Donnerstag seinem schweren Krebsleiden.
Die Trauer in der Sportwelt ist tief. «Du warst in jeder Lebenslage ein Kämpfer», schreibt die ehemalige Hochspringerin Ariane Friedrich (39) auf Instagram. Ex-Tennis-Profi Nicolas Kiefer (45, 6 ATP-Titel) hält sich kurz: «Ruhe in Frieden.»
Unter dem letzten Instagram-Post des Hallenweltmeisters von 2003 sammeln sich Kondolenz-Beiträge und Abschiedsbotschaften. So etwa die frühere Langstreckenläuferin Sabrina Mockenhaupt-Gregor (42): «Jetzt hast du keine Schmerzen mehr! Viel Kraft deiner ganzen Familie.»
Bayern-Star Kimmich wird emotional
Besonders aufwühlend sagt Bayern-Star Joshua Kimmich (28) seinem langjährigen Personal-Trainer Tschüss. Lobinger sei seine Inspiration in allen Lebensbereichen gewesen. «Du warst und bleibst mein Antrieb, mein Motor und meine Motivation. Jede einzelne Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit lässt mich nicht nur lächeln, sondern macht mich von ganzem Herzen glücklich.»
Lobinger beendete im Jahr 2012 abrupt seine Stabhochsprung-Karriere, um ein Angebot als Athletiktrainer vom Fussballklub RB Leipzig anzunehmen, der damals noch in der vierthöchsten Liga kickte und dann aufstieg. In den Folgejahren trainierte er den damaligen Teenager Kimmich. Beide zogen nach ihrem Leipzig-Abenteuer nach München weiter, wo Lobinger Kimmichs Personal-Trainer war.
Wenig später nach Umzug in den Süden des Landes kam die Krebs-Diagnose. 2017 wurde bei ihm eine schwere Form von Leukämie diagnostiziert, Heilungschancen gabs keine, wie Lobinger im Oktober 2022 selbst verriet.
Sein nackter Po gab zu reden
Jetzt nehmen auch zahlreiche andere Fussballer Abschied: zum Beispiel die RB-Profis Emil Forsberg (31) und Lukas Klostermann (26), wie Erik Domaschke (37, SV Meppen), Dennis Borkowski (21, Dresden) oder Gladbachs Ersatz-Keeper Jan Olschowsky (21).
Lobinger, der 1997 als erster Deutsche die Sechs-Meter-Marke übersprang, galt zu jener Zeit als bester Stabhochspringer in Deutschland. Er nahm an vier Olympischen Spielen teil, wobei es ihm in anderen Wettbewerben besser lief. Bestes Olympia-Ergebnis war Platz 7 in Atlanta (1996). Gold gab es dafür an Hallen-WM in Birmingham (Eng) 2003.
Im selben Jahr feierte er einen Sieg beim Weltfinale in Monaco – und da sorgte er mit seinem entblössten Po auf der Ehrenrunde für Aufsehen. Nach der Entschuldigung beim Weltverband legte er nach: «Die sollen sich mal um ihre eigenen Probleme kümmern und sich nicht hinter einem nackten Po verstecken.» Er sei ein Höhenflieger mit Ecken und Kanten gewesen, schreibt der «WDR».
Herziges Glück durfte er noch erleben
Im vergangenen Oktober wurde Lobinger Opa. «Die Kleine ist unglaublich», sagte er der «Bunten» über seine Enkelin Fia. Er habe sich immer gewünscht, «jung Opa zu werden».
Tribut zollt Cheick-Idriss Gonschinska (54), Generaldirektor des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV), für den «grossartigen Menschen» und «begnadeten Stabhochspringer»: «Bis zuletzt haben wir gehofft, dass er den Kampf gegen den Krebs gewinnt. Stabhochsprung ohne Tim Lobinger war über viele Jahre undenkbar. In seinem Herzen war immer Platz für seine Leichtathletik, für die er national und international immer ein hervorragender Botschafter gewesen ist.» (che)