Hallen-EM wird zum Leichtathletik-Ischgl
Bricht diese Corona-Explosion Olympia das Genick?

Fast zwei Wochen nach der Hallen-EM in Torun steigt die Zahl der Corona-Infektionen auf über 50 – trotz hochgelobtem Schutzkonzept. Der Superspreader-Event stellt die Durchführung der Olympischen Spiele weiter in Frage.
Publiziert: 19.03.2021 um 18:42 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2021 um 11:24 Uhr
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Die Leichtathletinnen und -athleten fühlten sich an der Hallen-EM in Polen sicher.
Foto: imago images/Inpho Photography
Emanuel Gisi

Was hatten sie sich auf die Schultern geklopft. «Wir haben ein sicheres Event mit über 700 Athleten aus 47 Nationen abgeliefert. Wir haben gezeigt, was in Zeiten einer Pandemie möglich ist», sagte Dobromir Karamarinow, Interims-Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes, nach dem Ende der Hallen-EM Anfang März in Torun (Polen).

Klar habe es ein paar positive Fälle gegeben. «Aber was sind diese paar Fälle schon angesichts von Tausenden Tests, die wir durchgeführt haben?»

Ein paar Tage später sieht die Sache anders aus. Aus ganz Europa werden infizierte Athletinnen und Athleten gemeldet. Bis Donnerstag waren Dutzende Infektionen bekannt: 15 positive Fälle gabs im italienischen Team, zehn bei den Briten, acht bei den Niederlanden, sieben bei den Deutschen. Nur die Schweizer scheinen Glück gehabt zu haben. «Stand heute ist kein positiver Fall aus unserer Delegation bekannt», heisst es bei Swiss Athletics auf BLICK-Anfrage.

Wie soll dann Olympia möglich sein?

Insgesamt sind bereits mehr als 50 Fälle bekannt. Das macht Angst. Sogar der üblicherweise nüchterne deutsche Sportinformationsdienst SID bezeichnet Torun bereits als das «Ischgl der Leichtathletik», als «Superspreader-Event». Die grosse Frage, welche die Sport-Welt umtreibt: Wenn schon die verhältnismässig kleine Hallen-EM mit allseits gelobtem Schutzkonzept zur Virenschleuder wird, wie zum Geier sollen dann im Sommer in Tokio Olympische Spiele mit 10'000 Sportlern aus 200 Ländern stattfinden können?

«Ich stelle es mir sehr schwer vor, dass die Olympischen Spiele stattfinden», sagt etwa die deutsche Kugelstösserin Katharina Schwanitz (35) im «Deutschlandfunk». «Meiner Meinung nach kann niemand die Verantwortung übernehmen zu sagen: Ich riskiere es, dass andere sich anstecken.»

Der Sportmediziner Wilhelm Bloch sagt dem SID: «Olympia ist ein Riesenproblem. Die brasilianische und die britische Corona-Variante sind so ansteckend, man muss Bauchschmerzen haben.» Der Schlüssel zu allem sei die Impfung. «Wir können einigermassen sichere Olympische Spiele kaum durchführen, ohne dass die Athleten geimpft wurden.»

Für IOC-Bach ist Impfstoff-Kauf ein «Meilenstein»

Gut möglich, dass es also ein impftechnischer Wettlauf gegen die Zeit wird. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat darum bereits chinesischen Impfstoff geordert. «Ein Meilenstein für die Sicherheit der Olympischen und Paralympischen Spiele» sei das, befand IOC-Präsident Thomas Bach.

Nur: Der chinesische Impfstoff ist in vielen Ländern bisher nicht zugelassen. Undenkbar also, dass sich deren Athleten damit impfen lassen – ein Durchbruch sieht anders aus.

Während es jeden Tag also neue Fragen um eine Olympia-Durchführung gibt, ist eines klar: Es wird knapp, so oder so.

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