Auf einen Blick
- Lionel Spitz gewann 400-Meter-Rennen bei Weltklasse Zürich
- Jetzt rennt er im Letzigrund erstmals im Uhrzeigersinn
- Es ist eine Spass-Aktion zum Saisonende
Dieser Mann ist erst 23 Jahre alt, doch im Letzigrund hat Lionel Spitz schon alles erlebt. Der Zürcher aus Adliswil ZH wächst keine zehn Kilometer vom Stadion entfernt auf, ist schon als Kind mit der Leichtathletik-Leidenschaft infiziert und fiebert jedes Jahr aufs Weltklasse-Meeting hin.
Als Teenager ist der 400-Meter-Läufer genug schnell, um im Letzigrund beim LCZ trainieren zu können, irgendwann folgt der erste Weltklasse-Start. Und nun, vor zwei Wochen, setzt sich Spitz quasi die Letzigrund-Krone auf – Sieg im 400-Meter-Rennen bei Weltklasse Zürich. Auf der Bahn, die ihn schon als Kind in den Bann zog und auf der er schon Tausende Schritte gerannt ist.
Nicht nur die Kurven sind gewöhnungsbedürftig
Doch diese Schritte führten Spitz stets im Gegenuhrzeigersinn ums Stadionrund. Ab zum verrückten Letzigrund-Experiment! Der Zürcher rennt für Blick erstmals die 400 Meter verkehrt herum. Rechts statt links herum. Spitz: «Das ist sehr gewöhnungsbedürftig! Das Gefühl für die Runde ist total anders.»
Als ihn Blick für diese ausgefallene Aktion anfragt, sagt er sofort zu. Bei einem, der sich selber für sein jugendliches Aussehen mit dem Spitznamen «Babyface-Killer» auf die Schippe nimmt, läuft der Spass immer mit.
Schnell stellt sich heraus, dass sich Spitz nicht nur mit den ungewohnten Rechtskurven anfreunden muss. Auch die Abfolge der Streckenabschnitte ist verkehrt. Wenn die sonstige Ziellinie plötzlich der Start ist, gehts zuerst einfach mal gerade aus. «Wir starten sonst ja in der Kurve. Komisch, wenns zuerst einfach gerade aus geht.»
Das kurveninnere Bein ist dehnbarer
In den Kurven spürt Spitz, dass er sich ein Ungleichgewicht in den Körper trainiert hat. «Mein linkes Bein hat mehr Flexibilität.» Sprich: Das normalerweise kurveninnere Bein weist mehr Dehnbarkeit auf. Das ist den 400-Meter-Athleten natürlich auch ohne Uhrzeigersinn-Experiment bekannt. Konkret im Training dagegen gearbeitet wird aber nicht: «Weil wir ja auch die zwei Geraden laufen», sagt Spitz.
Nach der Spass-Aktion ist sich der Olympia-Teilnehmer von Paris sicher: Es wäre reine Gewöhnungssache, wenn plötzlich alle Rennen rechtsherum führen würden, die gültigen Rekorde kämen bald in Gefahr.
Doch warum rennt die Leichtathletik-Welt eigentlich linksherum? Es wird schon so lange so gemacht, dass der Ursprung nicht ganz klar ist. Eine der Theorien: Der Mensch sei durch das linksliegende Herz natürlicherweise ein Linksläufer. Eine andere Theorie: Es wurde von den Pferderennen übernommen, die in England seit Jahrhunderten existieren. Dagegen spricht, dass bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 im Uhrzeigersinn gelaufen wurde.
Lionel Spitz jedenfalls kennt jetzt beide Richtungen.