Olympia 2024
Alle Schweizer Teilnehmer in Paris im Porträt – mit Potenzial für die Zukunft

Blick stellt alle Schweizer Olympia-Teilnehmer von Paris vor. Diese Athleten haben Potenzial für die Zukunft.
Publiziert: 19.06.2024 um 14:28 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2024 um 17:41 Uhr
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Lena Bickel, Kunstturnen.
Foto: keystone-sda.ch

Lena Bickel

Kunstturnen
 

22. Dezember 2004

Mendrisio TI

Grösster Erfolg: 39. Rang an der WM / Olympia-Quali

Vor ihren ersten Olympischen Spielen durchlebt die Tessinerin eine schwierige Zeit. Zurzeit kämpft Bickel mit Rückenproblemen. Da sie als einzige Schweizerin in Paris startet, trainiert sie zudem mehrheitlich alleine. «Das ist eine mentale Herausforderung.» Dass der Kopf einer ihrer Stärken ist, bewies sie an den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr. Auf der grossen Bühne sicherte sie der Schweiz mit einer tollen Leistung einen Olympia-Quotenplatz. In ihrer Freizeit schaut sie gerne Filme oder Serien. Auch Skifahren, Schwimmen und Musik mag sie gerne. 

Aurelia-Maxima Janzen

Rudern, Einer

27. Dezember 2003

Bern BE

Grösster Erfolg: 2. Rang Weltcup 2023

Aurelia-Maxima Janzen gilt als grösstes Schweizer Rudertalent. Die Bernerin dominiert die Rennen bei den Juniorinnen. Im vergangenen Jahr gewann sie die Goldmedaille im U23-Einer - mit 19 Jahren! Viel mehr als ihre Erfolge ist über Janzen nicht bekannt. Auskunft gibt sie kaum, was auch verbandsintern für Diskussionen sorgt. Sie trainiert abseits der Nationalmannschaft in Deutschland, wo auch ein Teil ihrer Wurzeln liegen. Betreut wird sie unter anderem von ihren Eltern, die beide Ärzte sind. Ihre Mutter arbeitet als Gynäkologin in ihrer eigenen Praxis. In dieser Saison startete Janzen erstmals regelmässig bei der Elite. Am letzten Weltcup-Wochenende vor Paris ruderte sie auf Rang drei. Jedoch fehlte ein Grossteil der Topleute. Für Paris qualifizierte sie sich Mitte Mai beim letzten Qualifikationsrennen auf dem Rotsee. 

Cathia Schär

Triathlon, Einzel und Mixed-Staffel

20. Oktober 2001

Mézières VD

Grösster Erfolg: EM-Bronze 2022

Vor zwei Jahren holte sie an der EM nicht nur EM-Bronze, sondern wurde auch U23-Europameisterin. Seit ein paar Jahren widmet sie ihr Leben voll dem Triathlonsport, ist nach einem Abstecher zum Leistungszentrum in Sursee LU zurück in ihre Heimat in der Nähe von Lausanne gekehrt. In jungen Jahren hat sie verschiedene Sportarten ausprobiert, darunter Skifahren. Als 10-Jährige entdeckte sie dann den Triathlon. Sie feierte ihre erste Olympia-Selektion im Juni in einem speziellen Video auf Instagram: Auf dem Rennrad fahrend schreit sie statt des berühmten Ronaldo-Jubels «Siuuu» das Schweizer Olympia-Kürzel «SUIII» vor Freude aus sich heraus, die Arme in Ronaldo-Manier nach hinten gestreckt.

Valentina Rosamilia

Leichtathletik, 800 Meter

27. Januar 2003

Hunzenschwil AG

Grösster Erfolg: U20-Vizeweltmeisterin 2021

Die Aargauerin ist an der SM Ende Juni Teil des Wahnsinnsrennens mit gleich drei Läuferinnen, die sich mit dem Knacken der Olympia-Limite das Paris-Ticket holen. Rosamilia stammt aus einer enorm sportverrückten Familie. Auch ihre drei Geschwister sind ambitioniert unterwegs, darunter Bruder Adriano im Nachwuchs des HC Lugano. Auch die heutige 800-Meter-Läuferin war einst im Eishockey unterwegs, doch Rosamilia schlug trotz Nominationen für das Schweizer Nachwuchs-Nationalteam den Weg Richtung Tartanbahn ein. 

Léonie Pointet

Leichtathletik, 200m, evtl. 4x100m-Staffel

17. Februar 2001

Jongny VD

Grösster Erfolg: Schweizer Meisterin 2023

Anfangs Mai war sie in der Karibik. Zuerst auf Curaçao, dann auf den Bahamas. Aber nicht, um Ferien zu machen, sondern um die Schweizer Sprint-Staffel nach Paris zu bringen. Das hat sie nach der Vorbereitung auf Curaçao dann bei den Wettkämpfen auf den Bahamas zusammen mit Frey, Kora und Atcho-Jaquier geschafft. Nun hat sie sich auch als Einzelläuferin für Paris qualifiziert. Als 8-Jährige hat sie mit der Leichtathletik begonnen. Sie schreibt, dass sie 2019 fast damit aufgehört hätte. Und nun: «Als ich mein Wunsch letztes Jahr unter den Weihnachtsbaum gelegt habe, schien das alles so weit weg.» Jetzt wird der Olympia-Traum Tatsache. Ihr Vater François Pointet war übrigens GLP-Nationalrat von 2019 bis 2023.

Audrey Gogniat

Schiessen, Luftgewehr

30. Oktober 2002

Le Noirmont JU

Grösster Erfolg: EM-Bronze 2024

Audrey Gogniats Stern am Schiess-Himmel ging im Vorjahr auf, als das Jungtalent an der Weltmeisterschaft in Baku ihr Potenzial aufblitzen liess: Die Jurassierin sicherte der Schweiz über 10 m mit dem Luftgewehr einen weiteren Olympia-Quotenplatz. Und das gleich bei ihrer WM-Premiere als Elite-Schützin. Ihr sechster Platz war für sie quasi Gold wert. In diesem Jahr holte sie in derselben Disziplin an der EM in Györ (Ung) Bronze. Die 23-jährige Frau aus Le Noirmont, die vom Verein Petit calibre Franches-Montagnes stammt und die Spitzensportler-RS absolvierte, findet ihren Ausgleich im Wandern und Malen.

Jenjira Stadelmann

Badminton 

20. November 1999

Bern

Grösster Erfolg: Bronze an European Games 2023

Jenjira Stadelmann, welche alle Jenny rufen, kam mit 16 von Thailand in die Schweiz, ohne ein Wort Deutsch zu können. Eigentlich wollte sie vor ihrem Veterinärmedizin-Studium bloss noch kurz die Heimat ihres Papas kennenlernen. Während dem Urlaub besuchte sie ein Badminton-Trainingscamp, wo ihr Talent sofort entdeckt wurde. Stadelmann blieb in der Schweiz, verzichtete auf ihren Berufswunsch Tierärztin und ist inzwischen die beste Badminton-Spielerin des Landes. Paris sind ihre ersten Olympischen Spiele, die Zielsetzungen dementsprechend bescheiden: ein Satz gewinnen, vielleicht ein Spiel, vor allem aber Erfahrungen sammeln. Die 24-Jährige, die in der Schweiz die Spitzensport-RS absolvierte, gewann im Vorjahr an den European Games Bronze.

Noemi Rüegg

Rad, Strassenrennen

19. April 2001

Schöfflisdorf ZH

Grösster Erfolg: Sieg 2024 beim Trofeo Felantitx-Colònia de Sant Jordi (Sp)

Erstes Rennen, erster Triumph: Nach ihrem Teamwechsel von Jumbo-Visma zu EF Education gelangt Rüegg Ende Januar 2024 ein Coup – sie feierte auf Mallorca ihre Sieg-Premiere in der World Tour. «Seit dem Transfer habe ich keine Angst mehr, Fehler zu machen», sagt sie. Das zahlt sich aus. Die gläubige Christin, die auch schon mal während eines Rennens betet, ist erstmals bei Olympia dabei. Ihre Rolle? Sie ist Helferin.

Morgane Metraux

Golf 

18. März 1997

Cully VD

Grösste Erfolge: Turniersiege auf der European Tour 2022 und 2024

Zum zweiten Mal qualifiziert, zum ersten Mal olympisch. Metraux hatte vor drei Jahren das Ticket für Tokio in der Tasche, doch die Waadtländerin entschied sich gegen die Reise nach Japan, um weiter die Quali für den Aufstieg in die LPGA-Tour voranzutreiben. Ihr Ersatz in Tokio? Ihre zwei Jahre ältere Schwester Kim Metraux. Die beiden Schwestern haben weite Teile ihrer Karrieren als «Golf-Zwillinge» parallel verfolgt, inklusive Studium in Florida und gemeinsames WM-Silber an der Amateur-WM 2016. Dabei wurde dem Duo eigentlich ein ganz anderer Sport in die Wiege gelegt: Töff. Grossvater Michel Metraux und Vater Olivier Metraux unterstützten während Jahrzehnten in allen erdenklichen Formen den Schweizer Grand-Prix-Sport. 

Lionel Spitz

Leichtathletik, 400 Meter

12. Januar 2001

Adliswil ZH

Grösster Erfolg: Silber U23-EM 2023

Der Zürcher hat ein turbulentes Halbjahr hinter sich. Trotz einer Lungenentzündung im Frühling schaffte es Spitz in den EM-Final und nun auch erstmals in der Karriere zum Start an Olympischen Spielen. Der Mann aus dem Sihltal läuft stets mit Brille oder Sonnenbrille, was ihm den Spitznamen Harry Potter einbrachte. Sich selber nimmt sich Spitz aber lieber mit dem Label «Babyface-Killer» auf die Schippe – Babyface, weil er wegen seines jugendlichen Aussehens selbst bei alkoholfreiem Bier einst den Altersnachweis erbringen musste. Und Killer, weil er auf der Bahnrunde zuschlägt. Aus Zuneigung zu seinem Heimatort läuft er nach wie vor fürs Adliswil Track Team, wo seine Mutter Lilly Spitz Cheftrainerin ist. 

William Reais

Leichtathletik, 200 Meter

4. Mai 1999

Chur GR

Grösster Erfolg: EM-Bronze 2024

Vor gut einem Jahr wagte der Bündner einen Neuanfang. Er verlegte seinen Lebensmittelpunkt nach Bern. Dort trainiert er seither in einer Gruppe mit den Kambundji-Schwestern. Eine gute Entscheidung, wie die letzten Resultate zeigen. An den Europameisterschaften 2024 lief er sensationell zu Bronze über 200 Meter. In der Vergangenheit warfen ihn Verletzungen immer wieder zurück. Manchmal schmerzte etwas, aber niemand wusste warum. Der feingliedrige Athlet, der mit 16 Jahren erst spät vom Fussball zur Leichtathletik wechselte, musste unten durch. Jetzt wird er mit der Olympia-Qualifikation über 200 Meter für seine Leidensfähigkeit belohnt. Nach der Karriere träumt er von einem eigenen Café. 

Yasmin Giger

Leichtathletik, 400 Meter Hürden

6. November 1999

Romanshorn TG

Grösster Erfolg: U20-Europameisterin 2017

Die Freude ist Yasmin Giger ins Gesicht geschrieben, als sie im Vollsprint beim Zieleinlauf an den Schweizer Meisterschaften Ende Juni in Winterthur auf die Resultattafel rüber blickt: Deutlich unter 55 Sekunden, neuer persönlicher Rekord mit 54,77 Sekunden und die geknackte Olympia-Limite. Wenig später erhält sie ihr Ticket für Paris. In Tokio vor drei Jahren war die damals 21-Jährige auch schon dabei, sie schwärmt vom olympischen Geist. «So viele verschiedene Nationen und Athleten, die an einem Ort friedliche Ziele verfolgen, ist auch eine Lektion fürs Leben.» Und Giger weiss, wie sich gewinnen anfühlt. «Über 30 Schweizer Meistertitel» habe sie gesammelt, wie sie auf ihrer Website aufzählt. Mit 24 Jahren gehört sie trotz bereits viel Erfahrung immer noch zu den Athletinnen mit Potenzial für die Zukunft.

Alexandre Dällenbach

Moderner Fünfkampf 

31.7.1991

Réunion (Fr)

Grösste Erfolge: 11. Rang World Cup Ankara, April 2023, 1. Rang SM 2021

Alexandre Dällenbach zieht die Kraft, die er für den modernen Fünfkampf braucht, aus den zwei wichtigsten Frauen in seinem Leben. Seiner Mutter und seiner Frau. Er ist nämlich nicht der erste in seiner Familie, der sich für die Olympischen Spiele qualifiziert. Seiner Mutter gelang im Jahr 1996 dasselbe. Und das obwohl sie knapp zwei Jahre zuvor von einem Motorrad angefahren wurde und eine Metallstange ihr Gehirn durchbohrte. Kein Wunder also, dass Dällenbach in ihr ein Vorbild sieht. Auch sagt er, dass ohne seine Frau vieles nicht möglich wäre. Sie sei sein grösster Fan und unterstütze ihn bei allem. Seine Familie wird wohl in Paris sein und wie immer die Daumen drücken. 

Thierry Bollin

Schwimmen, 100 m Rücken, 50 m Freistil

11. Januar 2000

Niederried bei Interlaken (BE) 

Grösster Erfolg: EM-Bronze 2023

Der 24-Jährige galt lange als Wunderkind des Schweizer Schwimmsports. Doch die verpasste Qualifikation für Olympia in Tokio veränderte alles. Bollin trat resigniert zurück, hatte genug vom riesigen Aufwand. Doch seine Rekrutenschule war schon zuvor als Sportler-RS geplant. Als er dann im Tessin einrückte, traf er auf Massimo Meloni, den Trainer von Noè Ponti, der ihn überredet wieder anzufangen mit dem Schwimmsport und ihm dabei helfen wollte. Bollin hat im Tessin die Freude am Schwimmen wiedergefunden. Dass er sich jetzt im zweiten Anlauf, trotz dieser Pause von dreiviertel Jahren, für Olympia qualifizieren konnte, ist nicht hoch genug einzuschätzen.

Andrina Suter

Reiten, Dressur, Einzel

10. Juni 1992

Thayngen SH

Grösster Erfolg: 4. Rang WM der Jungen Dressurpferde 2021

Für Andrina Suter werden es die ersten Olympischen Spiele sein. Die 32-Jährige ist jedoch eine sehr erfahrene Championats-Reiterin: Sie nahm bereits an zahlreichen kontinentalen Meisterschaften in den Kategorien Junioren, Junge Reiter und U25 teil, wie auch an Weltmeisterschaften der Jungen Dressurpferde. Die zuletzt starken Leistungen brachten der Schaffhauserin das Olympia-Ticket. Der 14-jährige Westfalen-Wallach Fibonacci wird Suter, die auf einem Bauernhof in Dörflingen SH aufgewachsen ist und deren ganze Familie begeisterte Reiter sind, seit 2021 von Besitzer Robert Lualdi zur Verfügung gestellt. 

Anna Jurt

Moderner Fünfkampf 

29.12.2001

Bern BE

Grösste Erfolge: 4. Rang Junioren EM 2022, 13. Rang World Cup Budapest 2021, zwei Mal 1. Rang Schweizermeisterschaft

Anna Jurts Kindheitstraum der Olympischen Spiele wird endlich Realität. Die Fünfkämpferin, die neben dem Spitzensport noch Soziologie und Ethnologie studiert, beweist nicht nur beim Reiten oder Fechten eine bewundernswerte Konzentration. Ihr Studium gebe ihr einen guten Ausgleich, meint sie schmunzelnd in einem Instagram-Video. Nicht weil ihr sonst langweilig wäre, sondern einfach, damit der Kopf auch noch ein bisschen gefordert wird. Die 21-Jährige hat sich schon ab und zu mal überlegt, auf eine Sportart umzusteigen anstatt gleich fünf zu machen, doch sie muss zugeben, dass sie es nicht lassen könnte, Neues auszuprobieren. Zum Glück! Denn nun wartet Paris auf Jurt.

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