Vielleicht hält Hürdensprinter Jason Joseph (25) Ende Saison drei nigelnagelneue Medaillen in den Händen: eine Olympische, eine EM-Medaille und einmal Edelmetall von der Hallen-WM in Glasgow am Wochenende. Drei internationale Medaillen in einer Saison – das gelang in der Leichtathletik bei den Männern bislang Kugel-Legende Werner Günthör 1987. Meta Antenen 1969 und Mujinga Kambundji 2022 schafften es ebenfalls. Illustre Gesellschaft. Dass der Basler das Zeug dazu hat, ist klar. Dass dafür alles aufgehen muss, auch. Letzte Saison lief Joseph international in die Top Ten, wurde in der Halle Europameister, verbesserte seinen Schweizerrekord.
Jetzt soll die nächste Stufe gezündet werden. «Ich gehe nicht nach Paris, um mitzulaufen», sagt er mit Blick auf die Olympischen Spiele im August. «Es soll eine Medaille werden. Ich habe genug Lehrgeld bezahlt.» In den letzten Jahren hatte er bei Grossanlässen Mühe, sein Potential auszuschöpfen. Bis er letztes Frühjahr in der Halle EM-Gold holte. «Das hat ihn befreit», sagt seine Trainerin Claudine Müller. «Er ist ein bisschen gelassener geworden und sieht auch die Hallensaison als Test.»
Tatsächlich erklärt Joseph, der den Winter über bis auf ein kurzes Trainingslager in Basel trainierte: «Wenn es in Glasgow nicht klappt, ist das nicht das Ende der Welt.»
Joseph ist diesen Winter die Nummer 3 der Welt
Trotzdem denkt er gross. «Holloway muss auch zuerst liefern», sagt er. Der US-Amerikaner Grant Holloway (26) ist der bisherige Saisondominator, der vor zwei Wochen Weltrekord (7,27 s), lief, und der grosse Favorit über die 60 m Hürden. Seit sieben Jahren ist er unbesiegt in dieser Disziplin. Kein Konkurrent kam in dieser Saison in die Nähe seiner schnellsten Zeit. WM-Gold ist unter normalen Umständen also weg, dahinter ist die Dichte enorm. Joseph ist mit 7,43 der drittschnellste auf dem Planeten in dieser Saison.
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Vielleicht ist es ja ein gutes Omen: Die Hauptprobe hat er letzte Woche verhauen. Beim Meeting in Madrid vergeigte er den Start komplett. «Ich war noch damit beschäftigt, mich im Startblock einzurichten, als der Startschuss kam. Das passiert mir nicht noch einmal. Aber zählen tut es erst in Glasgow.» Seine Trainerin siehts auf jeden Fall positiv. «Der Lauf danach war sehr gut», sagt Müller. Bekommt Joseph Start und die fünf Hindernisse seinen Möglichkeiten entsprechend hin, liegt die Medaille bereit. Und alles ist angerichtet für ein grosses Joseph-Jahr.