Der Mann ist ein wahrer Tausendsassa: Simon Ehammer (23) gehört im Zehnkampf zur Weltspitze und ist im Weitsprung Weltklasse. 2022 gewann der Schweizer EM-Silber im Zehnkampf und im Mehrkampf in der Halle, im Weitsprung gabs WM-Bronze.
In dieser Saison holte er sich in Oslo seinen ersten Sieg in der Diamond League, als er im Weitsprung auch Weltmeister Militiadis Tentoglou den Meister zeigte.
Eigentlich wäre es nun logisch, dass Ehammer also an den Weltmeisterschaften in Budapest das Medaillen-Double anstrebt und seine Vielseitigkeit auf der ganz grossen Bühne unter Beweis stellt.
An vier aufeinanderfolgenden Tagen antreten? Unmöglich
Doch nun wird der Appenzeller Alleskönner ausgebremst: An der WM in Budapest Ende August wird er nur in einer der beiden Disziplinen starten können. Der internationale Leichtathletik-Weltverband World Athletics macht ihm einen dicken Strich durch die Rechnung: Am 23. und 24. August stehen Qualifikation und Final im WM-Weitsprung auf dem Programm, am 25. und 26. August geht der Zehnkampf über die Bühne. «Die Ansetzungen sind für mich sehr unglücklich», sagt er. «Beides kann ich unmöglich machen.» Heisst: Ehammer muss sich entscheiden.
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Aber wofür? Setzt er auf seinen Herzens-Wettbewerb, den Zehnkampf? Oder tut er alles dafür, seine WM-Medaille aus dem Vorjahr im Weitsprung zu verteidigen?
Der Entscheid fällt nächste Woche
Nächste Woche dürfte der Entscheid fallen. Noch ist offen, in welche Richtung es geht. «Im Moment trainiere ich die normalen Umfänge, sowohl für den Zehnkampf als auch für Weitsprung. Ich würde mich am liebsten nicht entscheiden müssen.» Aber er wird nicht darum herumkommen. «Darum gilt es nun abzuwägen, wo die Chancen für eine Medaille besser stehen.»
Im Weitsprung ist er im Moment die Nummer 8 der Saison, im Zehnkampf die Nummer 11. In beiden Kategorien sieht er noch viel Steigerungspotential für die nächsten Wochen. Medaillenchancen, so glaubt er, hätte er in Budapest sowohl im Weitsprung als auch im Zehnkampf.
Was für Ehammer besonders bitter ist: Wäre das WM-Programm das gleiche wie vor Jahresfrist in Eugene im US-Bundesstaat Oregon, als eine Woche zwischen Weitsprung und Zehnkampf lag, könnte er tatsächlich in beiden Events an den Start gehen. «Ich verstehe nicht ganz, warum man den Zeitplan von damals nicht übernommen hat», sagt Ehammer. «Dem trauere ich schon ein bisschen nach.» Zumal World Athletics in der Vergangenheit immer mal wieder Athleten hatte, die mehrere Events bestritten.
Schweizer Verbands-Chefs konnten nicht helfen
Auch der Schweizer Verband hat sich eingeschaltet und versucht, Ehammers Doppelstart noch zu retten. «Als wir in der ersten Version des WM-Zeitplans gesehen haben, dass für Simon Ehammer ein Start im Zehnkampf und im Weitsprung nicht möglich ist, haben wir mit World Athletics Kontakt aufgenommen», sagt Leistungssport-Chef Philipp Bandi. «Zunächst waren dies informelle Gespräche, danach haben wir unser Anliegen für eine Zeitplan-Anpassung in einem Brief deponiert.» Doch die Schweizer bissen auf Granit. «World Athletics hat uns angehört, ist aber letztlich nicht auf unseren Wunsch eingegangen.»
Blöd für Ehammer und auch für Swiss Athletics unangenehm. Schliesslich geht der Schweiz damit eine Medaillenchance flöten. Schuldzuweisungen gibt es aber keine. «Natürlich wissen wir auch, dass das Ausarbeiten eines WM-Zeitplans sehr komplex ist», sagt Bandi. «Selbstverständlich werden wir uns aber auch in Zukunft für unsere Athletinnen und Athleten einsetzen.»