Das Feld am Diamond-League-Meeting in Lausanne ist hochkarätig. 17 Olympiasieger und elf Schweizer Olympioniken sind dabei. Im Fokus natürlich der Wettkampf über 100 m der Frauen, wo die Crème de la Crème am Start steht.
Bei den Jamaikanerinnen Shelly-Ann Fraser-Pryce und Elaine Thompson-Herah geht es um Fabelzeiten. Kann Thompson-Herah, die in Tokio dreimal Gold gewonnen hat, ihre 10,54 Sekunden über 100 m, mit denen sie bis auf 5 Hundertstel an den Weltrekord von Florence Griffith-Joyner herankam, noch toppen? Nein, sie muss sich mit Platz 2 begnügen – heute siegt die andere. Fraser-Pryce gelingt mit 10,60 Sek. die drittschnellste Zeit überhaupt.
Im Schweizer Duell zwischen Mujinga Kambundji und Ajla Del Ponte gelingt die Olympia-Revanche hingegen nicht. Die Tessinerin schlägt die Bernerin erneut, mit 10,97 Sek. ist Del Ponte 4 Hundertstel schneller als Kambundji (11,01 Sek.). Während diese ihren Lauf mit einem nüchternen «okay» kommentiert, ist die schnellste Schweizerin begeistert: «Ein so schönes Publikum macht alles einfacher», sagt sie und muntert das ganze Team auf: «Jetzt probieren wir, es in der Staffel noch besser zu machen.»
Emotionaler Abschied von Léa Sprunger
Und das tun sie dann auch. Obwohl ein neuer Schweizer Rekord in der 4x100m-Staffel deutlich ausser Reichweite liegt, läuft es besser als bei den Spielen. Da schrammten die Schweizerinnen als Vierte am Podest vorbei, weil der Wechsel zwischen Kambundji und Salomé Kora nicht sauber war. Heute schafft es Team Schweiz aufs Podest. Der Wechsel klappt, nur 0,03 Sekunden fehlen zum Sieg, der an Grossbritannien geht.
Ein weiteres Highlight an diesem Abend ist natürlich der Abschied von Léa Sprunger an deren Heim-Meeting, wo sie künftig in der Chefetage sitzen wird. Sie wird frenetisch vor dem 400-m-Hürden-Lauf empfangen, bei dem letztlich Rang 5 für sie herausspringt (54,75 Sek.) – ihrer neuntschnellste Zeit überhaupt. Die allerdings deutlich hinter der Holländerin Femke Bol liegt, die mit 53,05 Sek. zum Sieg und Meeting-Rekord läuft. Sprunger lässt sich am Ende des Abends noch beim Staffellauf mit einem eigens zusammengestellten Team emotional feiern, bis die Tränen laufen.
Joseph überzeugt
Was zu Feiern hat indes auch Jason Joseph, der bei den Männern über 100m Hürden mit den Allerbesten mithalten kann. Der Schweizer wird Zweiter hinter US-Star Devon Allen (13,07 Sek.), ist nur 4 Hundertstel langsamer! «Fragt mich nicht wie, aber ich bin Zweiter!», ist Joseph aus dem Häuschen. Seine 13,11 liegen sogar unter seinem eigenen Schweizer Rekord (13,12), werden aber nicht als persönliche Bestzeit anerkannt, weil der Rückenwind zu stark war. Für Joseph dennoch ein gutes Zeichen: «Jetzt weiss ich, dass der neue Rekord drin liegt.»