Nick Kyrgios (25) hat eine bemerkenswerte Wandlung hinter sich. Das Enfant Terrible des Welttennis ist in der Corona-Krise zur Stimme der Vernunft geworden. Seit Wochen übt er harsche Kritik am «egoistischen Verhalten» mancher seiner Kollegen. Auch jetzt zeigt sich der Aussie konsequent – und verzichtet wegen Corona auf die US Open in New York.
«Ich habe kein Problem damit, dass die US Open stattfinden. Und wenn Spieler hingehen wollen, sollen sie, wenn sie Acht geben.» Er allerdings werde dieses Jahr nicht dabei sein. Aus Respekt. «Für die Leute, für meine Australier, für die Hunderttausenden Amerikaner, die ihr Leben verloren haben, für euch alle», erklärt er.
Murray rechnet nicht mit Top-Besetzung
Mit seiner Landsfrau Ashleigh Barty (24) verzichtet auch die Nummer 1 der Frauen auf eine Reise nach New York. «Es ist logisch, dass derzeit kein normaler Mensch in die USA reisen will», sagte auch Belinda Bencic. Die Ostschweizerin plant aber weiterhin mit den US Open. «Ich denke, wir werden noch mehr davon sehen. Es ist eine persönliche Entscheidung», sagt Andy Murray (33).
Der Schotte gedenkt in Flushing Meadows anzutreten, rechnet aber nicht mit der kompletten Crème de la Crème. «Ich habe gehört, dass manche der Top-Spieler bei den Männern nicht antreten werden. Ich gehe davon aus, dass das so sein wird.» Was Rafael Nadal plant, ist zum Beispiel nicht klar. Novak Djokovic scheint dagegen mit einem Start in New York zu rechnen.
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«Es scheint immer noch einer der Hotspots zu sein»
Auch in anderen Sportarten gibt es mittlerweile prominente Verzichter: Den Schweizer NBA-Star Thabo Sefolosha (36) zum Beispiel, der das Risiko nicht auf sich nehmen wollte, im schwer von der Corona-Pandemie gebeutelten US-Bundesstaat Florida in der Restart-Bubble anzutreten. Seine Houston Rockets müssen auf den Waadtländer verzichten.
Ex-Nummer-1-Golfer Lee Westwood verzichtet auf die Teilnahme am PGA Championship in den USA. «Ich befürchte immer noch, dass Amerika Corona nicht gleich ernst nimmt wie der Rest der Welt», sagte er der BBC. «Es scheint immer noch einer der Hotspots zu sein. Ich kann kontrollieren, dass ich mich an die Massnahmen halte – aber eine Ansteckung ist möglich. Ich will es wirklich nicht kriegen.»
Keine Freude an Zuschauern
Snooker-Star Anthony Hamilton hat sich vor WM-Start in Sheffield aus dem Feld zurückgezogen. Als Asthmatiker fühle er sich nicht sicher, erklärte der 49-Jährige. Zuvor war bekannt geworden, dass in Sheffield Zuschauer zugelassen sein werden. Auch Superstar Ronnie O'Sullivan stört sich daran. Der Engländer zynisch: «Irgendwo muss man anfangen, Fans wieder in die Arena zu lassen, warum also nicht mit Snooker-Spielern anfangen? Die Versicherung von Anthony Hamilton kostet weniger als die von Lewis Hamilton.» Er fühle sich behandelt wie eine «Laborratte», so O'Sullivan zum «Guardian».
Im Football naht die Frist für die Spieler, welche diese Saison nicht mittun wollen. Darunter sind mit Patrick Chung, Dont'a Hightower, Brandon Bolden und Marcus Cannon gleich vier Akteure von Spitzenteam New England.