Die Handball-EM ist schon vor dem finalen Weekend längst ein Superspreader-Event. Von über 70 positiven Spielern schreibt der europäische Handballverband EHF. Inklusive Vorbereitung sind es sogar weit über 100.
Sportlich haben die Corona-Fälle das Turnier nur bedingt beeinflusst. Mit Olympiasieger Frankreich, Weltmeister Dänemark, Europameister Spanien und Vize-Weltmeister Schweden sind die üblichen Verdächtigen am Freitag in den Halbfinals dabei.
Am grössten war die Aufregung in Deutschland (Schlussrang 7), das mit 16 Positiven am stärksten betroffen war. Insgesamt kamen 28 Spieler zum Einsatz, was in normalen Zeiten mit einem 16er-Kader unvorstellbar wäre. Die EHF antizipierte aber einen Corona-Ausbruch und erhöhte die Teamgrösse vor dem Turnierstart auf 35. Ein Abbruch war dadurch gar nie ein Thema. Im Fall eines Rückzugs wurden von der EHF massive Strafen angedroht.
«Glaube, dass die Blase in China viel dichter sein wird»
Im Gegensatz zur WM 2021 in Ägypten haben sich die Organisatoren bewusst gegen das damals erfolgreiche Bubble-Konzept entschieden. «Was wir definitiv nicht mehr verantworten wollten, war ein vollkommenes Isolieren der Sportler. Erwachsene Menschen in Hotels zu isolieren und dann vielleicht auch noch zu bestrafen, davon sind wir ganz klar abgerückt», sagt EHF-Generalsekretär Martin Hausleitner im Deutschlandfunk. Weil nur Geimpfte und Genesene vor Ort sind, werde auch «Niemandes Gesundheit gefährdet».
Droht an den in einer Woche beginnenden Olympischen Spiele ein ähnliches Fiasko? «Nein», sagt Thomas Weikert vom Deutschen Olympischen Sportbund gegenüber SID. Er vertraut auf das Bubble-Konzept: «Ich glaube, dass die Blase in China viel dichter sein wird als bei der Handball-EM, wo auf eine dezidierte Blase verzichtet wurde. Es wird sehr strikt zugehen. Ich glaube: Wenn man in der Blase einmal drin ist, passiert wenig. Man sollte im Vorfeld so wenige Kontakt wie möglich haben. Mehr kann man nicht machen. Potenzielles Ansteckungsrisiko besteht einfach.» (cmü)