Auf dem Feld sind Stefan Freivogel (Pfadi Winterthur) und Filip Maros (St. Otmar St. Gallen) Konkurrenten, abseits machen sie nun als Geschäftspartner gemeinsame Sache. Seit einem Jahr arbeiten die beiden Freunde aus gemeinsamen GC- und Pfadi-Zeiten an einer Online-Plattform, die das Transferwesen verändern soll.
«Scoutency.com» nennt sich das Projekt, das seit Sonntagabend online ist und ähnlich wie das Business-Netzwerk Linkedin funktioniert. Spieler, Agenten und Klubs können sich ein Profil anlegen und so die Suche nach einem neuen Verein beziehungsweise einem neuen Handballer ermöglichen.
Die Idee für ihre Transfer-Plattform sei vor einem Jahr während des ersten Corona-Lockdowns gediehen, erzählt Filip Maros: «Wir wollten für den Handball eine Innovation schaffen und haben uns überlegt, welche Bedürfnisse bestehen. Während es im Fussball schon ähnliche Modelle gibt, betreten wird damit im Handball Neuland.» Die Plattform sei nicht in erster Linie für Topstars wie Andy Schmid oder Nikola Karabatic gedacht, sondern soll auch von Klubs und Spielern in tieferen Ligen genutzt werden, erklärt Maros.
Bereits ausländische Spieler registriert
Dass tatsächlich eine Nachfrage existiert, zeigen schon die ersten zwei Tage seit dem Launch, in denen sich über 160 Spielerinnen und Spieler registriert haben. Auch das Feedback aus der Szene sei bisher positiv.
Denn die Abwicklung von Transfers kann im Schweizer Handball durchaus effizienter gestaltet werden. Bis anhin basierte vieles auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Agenten-Honorare oder gar Ablösesummen können sich die Klubs – anders als noch in den 90er-Jahren – kaum mehr leisten. Dementsprechend nützlich sind Profile mit Infos zu Position, Wurfhand, Vertragsdauer sowie Scouting-Videos bei der Suche nach Verstärkung. Über einen Premium-Account kann ein direkter Kontakt zum potenziellen Vertragspartner aufgebaut werden.
So richtig interessant wird die Plattform dann, wenn sie den überschaubaren Schweizer Transfermarkt verlässt und über die Landesgrenzen hinauswächst. Schon jetzt haben sich gemäss Maros Spieler aus Kroatien, Rumänien und sogar Argentinien registriert. Mit ihrem kroatischen Ex-Mitspieler Ante Kuduz haben Maros und Freivogel ein Testimonial für den Balkan in ihren Reihen. Zudem hoffen sie auf das organische Wachstum ihrer Plattform. Scoutency wäre nicht das erste soziale Netzwerk, dem dieser Weg zu einer grossen Reichweite verholfen hat.