Erholung nach einer WM? Das gibts im Handball nicht, schon gar nicht in einer von Corona-Verschiebungen geprägten Saison.
Solche Verschiebungen sind auch der Grund, weshalb Andy Schmid mit seinen Rhein-Neckar Löwen in der Woche nach der WM gleich zwei Mal innert 25 Stunden bei den Kadetten Schaffhausen ran muss. Für ihn sind es mit den Löwen die ersten Pflichtspiele überhaupt in der Schweiz. Bitter, dass die beiden Partien in der European League ohne Fans über die Bühne gehen. «Es ist fast noch schlimmer, dass wir uns schon an diese triste Atmosphäre gewöhnt haben», sagt Schmid.
Speziell sind die Partien trotzdem: Gleich sechs Kadetten-Spieler waren an der WM noch seine Teamkollegen. Mit Luka Maros, der in Ägypten wegen eines positiven Corona-Tests fehlte, teilt er sich in der Nati normalerweise das Zimmer. «Wenn du neben dem Klub-Handball so viel zusammen erlebst, ist klar, dass es auf dem Feld mal einen Spruch oder ein Augenzwinkern gibt», sagt Schmid über die Duelle mit den Nati-Kollegen.
Kadetten auf Bundesliga-Niveau?
Gelegenheit zum gepflegten Trash-Talk haben am Dienstag vor allem die Schaffhauser, die dem Favoriten aus Deutschland – auch weil Schmids letzter Wurf nicht sitzt – beim 30:30 einen Punkt abknöpfen. «Die Kadetten haben im Europacup immer wieder bewiesen, dass sie in einzelnen Spielen auch stärkeren Gegnern ein Bein stellen können», sagt der Löwen-Regisseur. Würde der Schweizer Branchenleader also auch in der Bundesliga bestehen? «Das lässt sich so nicht sagen. In Deutschland musst du jeden dritten oder vierten Tag eine Top-Leistung abrufen. Ein Vergleich ist deshalb schwierig», findet Schmid.
Seine Löwen, die zwischen den Spielen zurück nach Mannheim gefahren sind, nehmen am Mittwoch mit 34:27 erfolgreich Revanche für den Punktverlust. Den Kadetten zeigen die beiden Spiele aber, dass der zweite Gruppenplatz und damit die Viertelfinals im zweithöchsten Klub-Wettbewerb durchaus drin liegt. Neben dem sportlich guten Auftritt fallen die Schaffhauser auch mit ihren glatt rasierten Köpfen auf. Es ist ein Zeichen der Solidarität an ihren Captain Dimitrij Küttel, der sich wegen seiner Krebserkrankung aktuell einer Chemotherapie unterzieht und am Dienstag das Spiel seiner Kollegen von der Tribüne aus verfolgt. (cmü)