Seit der ARD-Dokumentation «Hau rein die Pille» wird in Deutschland der Gebrauch von Schmerzmitteln im Sport heiss diskutiert. «Ibuprofen wird verteilt wie Smarties», sagt etwa Bundesliga-Kicker Neven Subotic.
Auch im Handball ist die Einnahme von Medikamenten an der Tagesordnung. Gemäss einer deutschen Studie weisen 62 Prozent aller Dopingproben Schmerzmittel-Spuren auf. Im Schweizer Handball sieht es ähnlich aus. «Mindestens ein Spieler unseres 16er-Kaders hat in jedem Match Schmerzmittel intus», sagt Dr. Urs Müller, der seit 20 Jahren unsere Handball-Nati betreut. Im Verlauf eines Turniers seien es dann eher vier oder fünf.
Müller betont, dass Schmerzmittel wie Ponstan oder Paracetamol nichts mit Doping zu tun haben und deshalb auch nicht verboten sind. «Das Risiko, dass solche Medikamente die Leistung hemmen, ist grösser als die Chance einer Leistungssteigerung.» Auf die leichte Schulter sollte man sie allerdings nicht nehmen, weil sie negative Nebenwirkungen für Nieren, Lungen (Asthma), Magen und Herz hervorrufen können.
In Handballerkreisen ist es kein Geheimnis, dass gewisse Spieler sogar vor Trainings auf entzündungshemmende Mittel angewiesen sind. Nati-Arzt Müller ist sich dieser Problematik bewusst: «Wir befinden uns in der Zwickmühle: Einerseits sehen wir die Gefahren, andererseits erwarten wir ständig Leistung von den Sportlern.» Schlussendlich sei es aber jedem Spieler freigestellt, ob er mit Schmerzmitteln spielt oder pausiert.
Schmid: «Aussagen von Subotic sind überspitzt»
«Auf uns Handballer wird kein Druck ausgeübt», bestätigt Nati-Star Andy Schmid. «Im Gegenteil: Meistens müssen die Spieler von den Ärzten gebremst werden.» Es sei deshalb wichtig, dass gerade die Jungen bezüglich der Folgeschäden sensibilisiert würden.
Schmid selbst greift nie auf Schmerzmittel zurück. Eher nimmt er mal fieberhemmende Medikamente gegen eine Grippe. Trotz der jüngsten ARD-Doku glaubt der langjährige Bundesliga-Handballer nicht, dass sich am Umgang mit Schmerzmitteln etwas ändern wird: «Ich halte die Aussagen von Subotic für überspitzt. Zumindest bei uns ist es nicht so, dass der Physio vor den Spielen mit der Schachtel rumgeht und unkontrolliert Medikamente verteilt.»