Neven Subotic (31) war schon immer ein Mann der klaren Worte. Egal, ob als Fussballer von Borussia Dortmund und jetzt von Union Berlin. Oder als Mensch. Subotic sagt stets, was er denkt. In der ARD-Sendung «Geheimsache Doping. Hau rein die Pille!» spricht er offen über den Gebrauch von Schmerzmitteln: «Ibuprofen wird wie Smarties verteilt!»
Für die TV-Dokumentation sprachen die Macher mit vielen Fussballern. Mit Profis und mit Amateuren. Eine anonyme Umfrage unter 1142 Kickern ergab bedenkliche Werte. 47 Prozent aller Spieler gaben an, mehrfach pro Saison unter Schmerzmitteln zu spielen. 21 Prozent gar mindestens einmal monatlich. Und nur 16 Prozent verzichten komplett auf Schmerzmittel.
Dass es dabei nicht nur um die Linderung von Schmerzen geht, zeigt besonders eine Zahl: 13,1 Prozent nehmen Schmerzmittel zu sich, um den Kopf frei zu haben und sich sicher zu fühlen.
«Für jedes kleines Aua gibt es Ibuprofen»
Zurück zu Neven Subotic. Er selbst verzichtet gemäss eigenen Angaben auf den regelmässigen Gebrauch von Schmerzmitteln. Damit sei er aber eine Ausnahme. «Für jedes kleines Aua gibt es Ibuprofen», erzählt er. Schuld daran sei das System Fussball. «Die Vereinsführung hat ein Interesse, dass die Spieler auflaufen können. Wenn das nur mit Schmerzmitteln geht, dann geht das halt nur mit Schmerzmitteln. Und auch der Spieler will schnell wieder fit werden und seinen Platz im Team nicht verlieren.»
Die Pille vor dem Pillenkick? Alles legal, sagt die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada. «Schmerzmittel steigern nicht die Leistung, sondern können sie wieder herstellen», erklärt Olivier Rabin, wissenschaftlicher Direktor der Wada. Und was ist mit möglichen Gesundheitsschäden bei Missbrauch? «Werden die Schmerzmittel korrekt genutzt, gelten sie nicht als riskante Mittel.»
«Da müssen wir reagieren»
Das sieht Hans Geyer anders. Er ist Dopingforscher im Kontrolllabor Köln und warnt: «Man kann mit Schmerzmitteln bessere Leistungen erbringen, und die Nebenwirkungen können gravierend sein.»
Auch DFB-Boss Fritz Keller, der bis 2019 Präsident des SC Freiburg war, sieht das Problem. «Manche nehmen das fast vor jedem Spiel. Da müssen wir reagieren.»