Mentalität
Was wurde nach dem 14:27 gegen Deutschland – auch von dieser Zeitung – auf die Handball-Nati eingeprügelt. Das Wort Klatsche kam fast überall vor, einige bezeichneten den EM-Start als peinlich. In Deutschland gab es sogar Häme für den Schweizer Auftritt. «Eigentlich war jeder da, bis auf Andy Schmid», lästerte Ex-Nationalspieler Michael «Mimi» Kraus (40) bei Dyn.
Statt mit grossen Worten antwortet die Nati mit grossen Taten: Das 26:26 gegen Olympiasieger und Mitfavorit Frankreich ist eine der grössten Überraschungen der Schweizer Handball-Geschichte. Eine Überraschung, die so kaum jemand für möglich gehalten hat und die ohne einwandfreien Charakter und Teamgeist nicht zustande gekommen wäre. «Wir haben drei Tage lang gelitten», sagt Schmid im SRF-Interview über die Zeit zwischen dem Deutschland- und dem Frankreich-Spiel. Seine 12 Assists dürften selbst Läustermaul Kraus nicht entgangen sein.
Kreisläufer
Andy Schmid (40) zeigt noch einmal das, was ihn während seiner Karriere zu einem so herausragenden Spielmacher gemacht hat: Die teilweise blinden Anspiele finden auch dann den Weg zum Kreisläufer, wenn in der französischen Weltklasse-Deckung eigentlich keine Lücke zu erkennen ist. Adressat dieser Anspiele ist in erster Linie Lukas Laube, der neun seiner zehn Würfe verwandelt und als bester Spieler der Partie ausgezeichnet wird. Insgesamt fallen 12 der 26 Nati-Tore über den Kreis.
Geduld
Schon am Mittwoch waren die Schweizer nicht 13 Tore schlechter als die Deutschen. Aber in der Not versuchten sie, ihr Glück zu erzwingen. Sie verloren den Kopf und begannen, die Bälle wegzuwerfen. Gerade in der zweiten Halbzeit kamen viele der deutschen Tore als Konter nach Fehlern zustande. Ganz anders gegen Frankreich: Selbst als sie in der zweiten Halbzeit erstmals vier Tore zurückliegen, bewahren die Schweizer die Ruhe. Der Ball läuft flüssig, überhastete Abschlüsse oder unnötiges Tempospiel gibts nicht zu sehen.
Taktik
Die etwas flachere Verteidigung der Franzosen kommt den Schweizern mehr entgegen als die aggressivere Deckung der Deutschen am Mittwoch. Zudem lässt sich Frankreich immer wieder von Schmids Anspielen überraschen. Im Gegensatz dazu waren die Deutschen auf die Tricks ihres ehemaligen Mit- und Gegenspielers aus der Bundesliga bestens vorbereitet. Und: Genau dann, wenn der Nati-Angriff zu stocken beginnt, setzt Trainer Michael Suter den siebten Feldspieler ein. Das Glück, dass der französische Goalie zweimal das leere Schweizer Tor nicht trifft, nimmt man dabei gerne mit.
Mi, 10.1., Deutschland – Schweiz 27:14 (Düsseldorf)
So, 14.1., Schweiz – Frankreich 26:26 (Berlin)
Di, 16.1., 18 Uhr, Nordmazedonien – Schweiz (Berlin)
SRF zeigt alle Nati-Spiele live.
Mi, 10.1., Deutschland – Schweiz 27:14 (Düsseldorf)
So, 14.1., Schweiz – Frankreich 26:26 (Berlin)
Di, 16.1., 18 Uhr, Nordmazedonien – Schweiz (Berlin)
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