Die Handball-WM in Polen und Schweden nähert sich der Entscheidung, der sechsfache Titelträger Frankreich steht nach einem 35:28-Sieg über Deutschland im Halbfinal. In der Heimat sorgt aber gleichzeitig ein handfester Skandal für Schlagzeilen.
Bruno Martini, Präsident der französischen Handball-Liga, wird am Montagmorgen verhaftet. Gemäss «France Info» wird gegen den 52-Jährigen wegen des Verdachts des Missbrauchs von Minderjährigen und des Besitzes von kinderpornografischen Aufnahmen vorgegangen. Die Ermittlungen dauerten bereits seit zwei Jahren an.
Verband verurteilt Martini scharf
Der Schock in Frankreich ist gross. «Wie alle bin ich tief schockiert über diese Informationen, welche die Justiz aufgegriffen hat», twitterte etwa Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra (44). Der Handballverband teilte am Mittwoch mit: «Wir haben mit Erstaunen von den schwerwiegenden Tatsachen erfahren, die Bruno Martini vorgeworfen werden, die er anscheinend anerkennt und nichts im Sport zu suchen haben.»
Der Verband leitete ein Disziplinarverfahren ein und forderte Martini umgehend zum Rücktritt auf. Diesem Aufruf kam der 202-fache Ex-Nationaltorhüter unverzüglich nach.
Martini gesteht Kontakt mit Minderjährigen
Am Dienstagabend wurde der frühere Weltklasse-Goalie (1995 und 2001 Weltmeister mit Frankreich) dem Gericht überführt, wo er gestanden hat, mit Teenagern «intimen Kontakt» gehabt zu haben.
Der 1,97-Meter-Mann gab zu, dass er im Internet unter anderem einen 13-Jährigen angeschrieben hatte. Im Sommer 2020 erstattete der Jugendliche schliesslich Anzeige. Martini habe ihn aufgefordert, ihm Videos sexueller Natur zu schicken. Allerdings dachte der Ex-Handballer, dass der Jugendliche 15 oder 16 Jahre alt war, wie sein Anwalt gegenüber dem französischen Portal aussagt.
Martini wurde zu einer einjährigen Bewährungsstrafe, 2500 Euro und einer fünfjährigen Sperre im professionellen Handball verurteilt. (che)