Die U19-Handball-WM in Kroatien vom 2. bis am 13. August bleibt unter kuriosen Gegebenheiten in Erinnerung. Aber nicht etwa, weil Spanien sich zum ersten Mal den Weltmeistertitel gesichert hat, vielmehr gibt das spurlose Verschwinden von zehn Nachwuchsspielern der burundischen Mannschaft mitten im Turnier zu diskutieren.
Zuletzt sah man die zehn Jugendlichen am vergangenen Mittwoch um 15.30 Uhr vor dem Studentenzentrum in Rijeka, wo die WM-Teilnehmer übernachten. Das schreibt die kroatische Tageszeitung «Jutanji». Seither Funkstille – obwohl Burundi noch zwei Platzierungsspiele gegen Bahrain und Neuseeland zu spielen hatte. Weil nur drei Teamkollegen übrigblieben, verlor Burundi forfait 0:10.
Lokale Behörden haben die Ermittlungen aufgenommen. «Es werden Massnahmen ergriffen, um die vermissten Handballer zu finden und alle relevanten Fakten und Umstände ihres Verschwindens festzustellen», meldet die Polizeibehörde von Primorje-Gorski Kotar. Bisher allerdings ohne Erfolg. Alle Versuche, die Vermissten per Handy zu erreichen, scheiterten. Ebenfalls keine Antworten hat der burundische Verbandspräsident Dauphine Nicobamia. Er bittet um Hilfe: «Wer Informationen hat, kann uns helfen, unsere Jungs zu finden.»
Flucht nach Europa
Mittlerweile wird vermutet, dass hinter dem Verschwinden ein ausgeklügelter Fluchtplan steckt, um in Europa politisches Asyl zu beantragen. Das Ziel: Frankreich. In Burundi ist Französische eine Amtssprache. Zudem gehört die Balkanroute zu den am häufigsten von illegalen Einwanderern genutzten Wegen nach Europa. Dabei spielt den Flüchtlingen in die Karten, dass Kroatien seit dem 1. Januar Mitglied im Schengen-Raum ist. Daher müssen sie keine Grenzkontrollen fürchten.
Die übrigen Mannschaftsmitglieder haben Kroatien inzwischen wieder in ihr Heimatland Burundi verlassen. Bis zum rätselhaften Verschwinden verlor Burundi alle seine WM-Partien. 16:62 gegen Schweden, 24:46 gegen den Iran und 26:33 gegen die USA. (men)