«Alles ein grosser Witz»
Kritik an WM-Blase – Deutschland gewinnt forfait

Norweger und Deutsche bemängeln das Schutzkonzept im Hotel an der Handball-WM in Ägypten. Am gleichen Ort ist auch unsere Nati untergebracht.
Publiziert: 17.01.2021 um 10:41 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2021 um 11:25 Uhr
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Sander Sagosen kritisiert die Schutzmassnahmen im WM-Hotel in Ägypten.
Foto: AFP

Die NBA hatte es im letzten Spätsommer vorgemacht: Drei Monate lang mieteten sich die Basketballer in Floridas Vergnügungspark Disney World ein, um sich in einer Blase von der Aussenwelt und damit dem Corona-Virus abzuschotten. So konnten die letzten Spiele der regulären Saison sowie die Playoffs praktisch reibungslos durchgebracht werden.

Dieses Erfolgsmodell soll nun an der Handball-WM in Ägypten adaptiert werden. Soll. Denn schon in den ersten Turniertagen regt sich Widerstand gegen das Schutzkonzept «Ich weiss nicht, ob man das überhaupt eine Blase nennen kann», sagt Sander Sagosen (25). Der Norweger ist einer der weltbesten Handballer. Sein Wort hat deshalb Gewicht. «Alles bis jetzt war ein grosser Witz», so Sagosen. Er fühle sich wie im «Wilden Westen» und sein Team sei in einem «Schockzustand».

Sagosen stört sich einerseits am fehlenden Platz im Hotel, um die Teams beim Essen voneinander trennen zu können. Zudem würden da zu viele Menschen ohne Schutzmaske ein und aus gehen. Zwei Punkte, die auch aus dem deutschen Lager kritisiert werden. Selbst für den eigens eingeflogenen Teamkoch des DHB gibts keinen Arbeitsplatz.

Gelassenheit bei der Nati

Die Schweizer, die seit Donnerstagnacht wie die Norweger und Deutschen ebenfalls im Hotel Marriott Mena House logieren, sehen die Lage nicht ganz so dramatisch. «Natürlich funktionieren gewisse Dinge nicht so, wie es zugesagt war», findet Andy Schmid (37). «Aber im Grossen und Ganzen klappt das Schutzkonzept. Und nach unserer chaotischen Anreise kann uns eh nichts mehr erschüttern», so der Nati-Superstar.

Am Freitag wurde dann nachgebessert. Die Teams müssen neu täglich zum PCR-Test, die Deutschen frühstücken im Zimmer statt im Restaurant. Allerdings ist das Virus längst innerhalb der Blase angekommen. Bei Kap Verde, Dänemark und Slowenien gibts bereits positive Spieler.

Deutschland kommt deswegen um sein zweites Gruppenspiel herum. Weil Kap Verde mitteilt, dass es nicht antreten kann, gewinnen die Deutschen die Partie 10:0 forfait. Im Vorfeld ging die Angst um. Schon am Freitag hoffte Goalie Jogi Bitter – im November nach der EM-Quali selbst Corona-Opfer – auf eine Absage. Als am Samstag zwei weitere Fälle bekannt werden, sagt Axel Kromer vom DHB: «Wir gehen zu 99 Prozent davon aus, dass das Spiel nicht stattfindet.» Das tut es nun auch nicht.

Es bleibt aber abzuwarten, wie die löchrige Blase in den beiden verbleibenden WM-Wochen geschlossen werden soll. (cmü)

Die Schweizer WM-Spiele

Vorrunde

Donnerstag, 14.1. | 18 Uhr: Österreich – Schweiz 25:28
Samstag, 16.1. | 20.30 Uhr: Schweiz – Norwegen 25:31
Montag, 18.1. | 18 Uhr: Frankreich – Schweiz 25:24

Hauptrunde

Mittwoch, 20.1. | 15.30 Uhr: Schweiz – Island 20:18
Freitag, 22.1. | 15.30 Uhr: Schweiz – Portugal 29:33
Sonntag, 24.1. | 15.30 Uhr: Algerien – Schweiz 24:27

Vorrunde

Donnerstag, 14.1. | 18 Uhr: Österreich – Schweiz 25:28
Samstag, 16.1. | 20.30 Uhr: Schweiz – Norwegen 25:31
Montag, 18.1. | 18 Uhr: Frankreich – Schweiz 25:24

Hauptrunde

Mittwoch, 20.1. | 15.30 Uhr: Schweiz – Island 20:18
Freitag, 22.1. | 15.30 Uhr: Schweiz – Portugal 29:33
Sonntag, 24.1. | 15.30 Uhr: Algerien – Schweiz 24:27

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