Man staunte nicht schlecht, als die Aufstellungen vor dem Achtelfinal-Knüller gegen Portugal bekannt werden. Edimilson Fernandes (26) steht plötzlich in der Startelf. Der Grund: Rechtsverteidiger Silvan Widmer fehlt krank. Murat Yakin hatte bekanntlich entschieden, nur einen Spieler für die rechte Abwehrseite zu nominieren. Kevin Mbabu kam bei seinem neuen Klub Fulham zu wenig auf Touren. Und dem Nati-Trainer missfiel offenbar, dass er während der Zusammenkünfte im Juni in Genf zu viel Geläuf verursachte – sprich zu viel Besuch im Hotel hatte.
Und so spielt plötzlich Edimilson Fernandes im rechten Mittelfeld, weil Yakin auf Dreierkette umstellt. Nach der Pause dann als Rechtsverteidiger. Was Yakin macht, geht total schief.
Edimilson Fernandes selbst hat unglaubliche Monate und eine verrückte Wandlung hinter sich. Der Cousin von Ex-Nati-Star Gelson Fernandes war 2019 nach Mainz gekommen und im Prinzip schon gescheitert. Erst wurde er an Arminia Bielefeld ausgeliehen, dann an YB. Bei den Bernern genügte er nicht und musste daraufhin zurück nach Mainz.
«Kopfwäsche in Mainz»
Dort rechnete eigentlich niemand mit ihm. In der Vorbereitung sei er einer «Kopfwäsche» unterzogen worden, hiess es. Man warf ihm mangelnden Trainingsfleiss vor. Und plötzlich packte er seine Chance als rechter Innenverteidiger, spielte herausragend. «Bei Edi hat sich im Kopf etwas verändert», sagte der Walliser Mainz-Sportdirektor Martin Schmidt gegenüber dem «kicker». «Er ist ein anderer Typ, hat eine andere Mentalität, geht im Training plötzlich den Bällen hinterher und hat eine ganz andere Bereitschaft.»
Der Lohn dafür: Vor der WM verlängerte man seinen Vertrag beim Bundesliga-Klub bis 2026. «Edimilson Fernandes ist ein wunderbares Vorbild dafür, dass man als Spieler aus Phasen, in denen es nicht rund für einen läuft und in denen man viele Rückschläge verkraften muss, stärker zurückkommen kann», sagt Schmidt. «Er hat in den vergangenen Monaten tolle Leistungen in der Bundesliga gezeigt und sich damit zurück in die Schweizer Nationalmannschaft gespielt. Wir freuen uns sehr, dass wir auch in den kommenden vier Jahren Edimilsons fussballerische Qualitäten, aber auch seine Fröhlichkeit und seinen Esprit bei uns haben werden.»
Gegen Portugal geht das WM-Märchen dann leider schief. Edimilson steht wie seine Kollegen in der Defensive schlecht. Offensiv bereitet er die Top-Chance von Freuler (38.) vor. Und so fliegen er und seine Nati-Mitspieler nach Hause.