Man könnte meinen, Argentinien sei bereits zum ersten Mal seit 1986 wieder Fussball-Weltmeister geworden. Als Lionel Messi und Co. am Dienstag den Final mit einem 3:0 erreichen, strömen Zehntausende Fans zum Obelisken, dem Wahrzeichen der Stadt. Der Verkehr – es sind ungefähr 20 Spuren auf der Hauptstrasse 9 de Julio – kommt vollständig zum Erliegen.
«Es ist alles verrückt hier. Ganz verrückt», sagt Raul Bobadilla, der argentinische Stürmer. Der Ex-Angreifer von Gladbach, Basel und YB, der heute mit 35 in der Challenge League bei Schaffhausen spielt, befindet sich gerade in Buenos Aires und macht Urlaub. Sein Haus in der argentinischen Hauptstadt hat er behalten, obwohl er mit seiner Frau Joy und den drei Kindern auch später in der Schweiz wohnen will.
«Es ist unglaublich hier in diesen Tagen», sagt er. Die Situation in Argentinien sei nicht so gut. Wirtschaftlich habe das Land viele Probleme. «Alle Leute hoffen einfach, dass man diesen Titel gewinnt.» Es würde den Menschen ein wenig Befriedigung im Alltag bringen. Gerade nach der langen Pause wünscht man sich den Triumph, weil man seit 1986 den Weltmeistertitel nicht mehr holte. «Die Menschen sind unzufrieden wegen der Situation im Land. Daher hoffen umso mehr alle auf diesen Titel. Die Gier ist darum noch grösser und es macht mich wie das Land noch stolzer, dass man diesen Final erreicht hat.»
Er hat Messis Shirt
Bobadilla trägt in diesen Tagen ein Shirt mit der Nummer 10. «Ich habe es vom Spiel damals, als wir mit Paraguay im Jahr 2020 gegen Argentinien gespielt haben.» Der Argentinier Bobadilla spielte für Paraguay, weil seine Grosseltern ihm diesen Pass ermöglichten. «Das Beste, was ich beim Spiel in jener Nacht bekommen habe, war das Trikot von Lionel Messi. Wir haben es getauscht.»
Das Spiel sei für ihn egal gewesen, «Hauptsache, ich habe das Shirt von Messi bekommen». Als er später in Brasilien bei Fluminense spielt, trainiert die Nationalmannschaft Argentiniens in seiner Nähe. «Da habe ich es von fast allen unterschreiben lassen», sagt er.
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Bobadilla, der Argentinier, ist mit der «Selección» bis heute eng verbunden. Er sagt: «Diego Armando Maradona ist bis heute nach wie vor der Grösste. Aber das war eine andere Zeit, er hat alleine den Titel geholt. Heute ist Messi für mich der Beste der Welt. Ich mag beide, aber ich will, dass Messi nun diesen Titel gewinnt am Sonntag.»
«Das macht mich stolz»
Zum Final meint er: «Frankreich ist eine gute Mannschaft. Aber hier in Argentinien wollen alle, dass Messi den Titel gewinnt. Und ich glaube, auch an ganz vielen anderen Orten der Welt. Das macht mich stolz.»