Katar im Brennpunkt! Jetzt, wo sich immer mehr Nationalmannschaften für die WM 2022 qualifizieren, rückt das Mini-Emirat im nahen Osten wieder voll in den Fokus. Das grosse Thema im Westen: Die Menschenrechtssituation unter den Gastarbeitenden.
Der dänische Fussballverband hat am Mittwoch einen Massnahmenkatalog für seine WM-Teilnahme präsentiert. Die Sponsoren verzichten etwa auf ihre Plätze auf den Kleidern der Spieler, stattdessen sollen kritische Botschaften aufgedruckt werden.
PR-Aktionen an der WM gibts nur, wenn es um den Sport geht, Werbeaktionen für Katar werden verweigert. Das Teamhotel wird danach ausgesucht, ob im Haus die Arbeitnehmerrechte gewahrt sind. Und die dänischen Fans sollen über die Menschenrechtssituation am Golf gründlich aufgeklärt werden.
Fifa hält nichts von Boykott-Forderung
Von einem Boykott ist in Dänemark nicht die Rede. Diesen fordert in der Schweiz die Juso von der Nati. Der SFV verzichtet auf eine Stellungnahme zur Forderung der Jungsozialistinnen.
Stellung nimmt hingegen die Fifa. Ein Sprecher bekräftigt die bekannte Grundhaltung des Weltfussballverbands: «Wir glauben nicht, dass ein WM-Boykott der richtige Ansatz wäre oder irgendeinen nützlichen Zweck erfüllen würde, um die Menschenrechtssituation positiv zu beeinflussen. Wir sind fest entschlossen, unseren Weg des Engagements und des Dialogs fortzusetzen, weil das der beste Weg ist, den Schutz von Arbeitnehmern in Katar zu fördern.»
Doch Juso-Chefin Ronja Jansen sagt gar: «Die WM-Stadien sind auf Leichen gebaut.» Es sollen über 6500 Menschen beim Bau von Gebäuden und Einrichtungen, die für die WM aus dem Boden gestampft wurden, ums Leben gekommen sein.
Amnesty und Fifa uneinig
Diese vom «Guardian» einst errechnete und traurig hohe Zahl bezieht sich auf verstorbene Gastarbeiter in ganz Katar zwischen 2010 und 2020. Baubeginn der Fussballstadien war erst 2014. Gemäss Fifa-Angaben kam es seither lediglich zu drei Todesfällen auf den WM-Baustellen. Plus zu 37 «nicht arbeitsbedingten» Todesfällen unter Stadion-Arbeitern wie Herzinfarkte oder Autounfälle.
Ist die Situation unter dem Fifa-Dach also besser geworden? Die Fifa und Organisationen wie der Internationale Gewerkschaftsbund sagen Ja: «In den letzten fünf Jahren wurden echte und substanzielle Fortschritte im Bereich der Arbeitnehmerrechte erzielt. Gerade, weil diese Fragen durch die Fussball-WM in Katar ins Rampenlicht gerückt wurden.»
Amnesty International sagt Nein. Die Menschenrechtsorganisation schreibt in ihrem jüngsten Report, in Katar gehe trotz Einführung eines Mindestlohns und neuen Gesetzen «die Ausbeutung in massivem Ausmass» weiter.
Auch darum verstummt die Kritik nicht. Im Gegenteil. Auch unter Klub-Fans gibts Widerstand, wie das Beispiel Bayern München zeigt. Ein Bayern-Mitglied hat für die kommende Jahreshauptversammlung den Antrag gestellt, das Sponsoring mit Katars nationaler Fluglinie Qatar Airways schnellstmöglich zu beenden. (red)