In der Schweiz wird die WM-Qualifikation der Fussball-Nati euphorisch gefeiert. Doch der Gastgeber des Mega-Sportevents ist vielen ein Dorn im Auge: Katar. Das kleine Land am persischen Golf steht immer wieder wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Die Juso etwa fordert gar ein Boykott der WM. Eine Übersicht zeigt, mit welchen Vorwürfen das Land zu kämpfen hat.
Ausbeutung
Für die Fussball-Weltmeisterschaft stampfte Katar mehrere Fussballstadien, Hotels und einen Flughafen aus dem Boden. Dafür benötigte das Land Zehntausende ausländische Gastarbeiter – die meisten davon kommen aus Bangladesch, Indien, Nepal und Pakistan. In diesem Zusammenhang wurden immer wieder der Vorwurf der Ausbeutung laut. Es geht dabei etwa um schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne. Katar versprach, die Situation zu verbessern, und führte seit 2017 eine Reihe von Reformen ein. Diese werden aber laut Amnesty International nicht angemessen umgesetzt. Und die Ausbeutung gehe weiter wie bisher, heisst es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation vom 16. November.
Tote Gastarbeiter
Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen starben seit WM-Vergabe über 6500 Gastarbeiter, wie eine Recherche des «The Guardian» zeigte. Viele davon starben bei Bauprojekten, die im Zusammenhang mit der WM stehen. Ursache für die Todesfälle: die harte und gefährliche Arbeit sowie mangelnde Hygiene in den Massenunterkünften.
Korruptionsskandal
Im Schatten der WM steht noch immer ein Korruptionsskandal. Der Vorwurf: Es sollen Bestechungsgelder geflossen sein, die die Wahl von Katar als Austragungsort überhaupt möglich gemacht haben. Die Ermittlungen laufen noch. Katar hatte sich 2010 gegen die Mitbewerber aus den USA, Südkorea, Japan und Australien als Gastgeber durchgesetzt.
Klimaanlagen im Winter
Im Wüstenstaat Katar kann es im Sommer bis zu 50 Grad heiss werden. Damit die Fussballspiele für die Mannschaften und Zuschauer überhaupt erträglich sind, wird die WM deshalb erstmals im November und Dezember ausgetragen. Dennoch sind alle Stadien zusätzlich mit Klimaanlagen ausgestattet. Der Kühl-Wahnsinn sorgte schon an der Leichtathletik-WM 2019, in der katarischen Hauptstadt Doha, für Schlagzeilen. Aus einem Kilometer Entfernung musste gekühltes Wasser ins Stadion gepumpt werden, damit anschliessend kalte Luft in die Freiluft-Arena des Khalifa-Stadions versprüht werden konnte.
Homophobie
Die Hauptquelle der Rechtsprechung in Katar ist die Scharia. Homosexualität ist im Wüstenstaat deshalb verboten und kann mit Gefängnis und sogar mit dem Tod bestraft werden. Für die WM kündigte Katar jedoch an, dass alle, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und Religion willkommen seien – sogar Regenbogenfahnen seien erlaubt.
Benachteiligung der Frauen
Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sind auch die Frauenrechte in Katar stark eingeschränkt. Beispielsweise brauchen Frauen etwa die Erlaubnis eines männlichen Vormunds, um zu heiraten. In der Ehe können Frauen zudem als ungehorsam eingestuft werden, wenn sie ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten, verreisen oder ihm ohne wichtigen Grund den Sex verweigern. (bra)