An der Abschluss-Medienkonferenz von Brasilien vor dem Schweiz-Spiel gibts nur ein Thema: Die Fussverletzung des Superstars. Ist er sicher out gegen die Schweiz? Auch gegen Kamerun? Kommt er in den Achtelfinals zurück? Vielleicht in den Viertelfinals. Wie ist er psychisch drauf? Wer ersetzt ihn? Und, und, und …
Immerhin hatte Abwehrchef Marquinhos eine Kurzanalyse zur Schweiz abgeben dürfen: «An einer Weltmeisterschaft kann man keine Voraussagen machen, wie ein Spiel läuft. Aber wir haben immer eine Strategie. Wir haben sie auch gegen die Schweiz, ein Team, das schwierig zu schlagen ist. Und es ist ein spezielles Spiel, weil es jenes ist, das uns die Qualifikation bringen kann. Deshalb braucht es nicht hundert Prozent, sondern zweihundert.»
Die Antworten auf die Neymar-Fragen waren ein wildes Sammelsurium von Tite’schen Lebensweisheiten und Unverbindlichkeiten. Nur in einem Punkt war der Coach dezidiert: «Laut Ärzteberichten wird Neymar an dieser Weltmeisterschaft noch spielen! Er unternimmt alles, um so schnell wie möglich wieder fit zu werden.» Einen möglichen Zeitpunkt des Comebacks des Superstars konnten die brasilianischen Journalisten ihrem Coach ebenso wenig entlocken wie den Namen desjenigen, der ihn ersetzen wird.
Fünf Mann stehen im Vordergrund: Bruno Guimaraes (Newcastle United), Fred (Manchester United), Gabriel Jesus (Arsenal), Rodrygo (Real Madrid), Antony (Manchester United).
Je nachdem, wie weit die Brasilianer in ihrem Offensivwahn noch gehen wollen, hat sich Tite für den einen oder anderen aus seinem 26-Mann-Luxuskader entschieden. Die leicht defensiveren Varianten wären Fred und Bruno. Die anderen drei sind eher klassische Flügel.
Auch Danilo muss ersetzt werden
Festgelegt hat sich Tite auch in der Rechtsverteidigerfrage nicht, weil sich Danilo wie Neymar am Knöchel verletzt hat. Der Eins-zu-eins-Backup ist der 39-jährige Dani Alves. Wahrscheinlicher ist Eder Militão. Denn damit würde Tite einem möglichen Brandherd zuvorkommen, dass der Abwehrchef von Champions-League-Sieger Real Madrid bloss Bankdrücker bleibt. Militão ist wohl Innenverteidiger, kann aber auch rechts hinten spielen.
Und die Schweiz? Die Beurteilung überlässt Tite Cesar Sampaio, einem seiner vielen Assistenten, wie er das oft tut. Er ist ja eher der Mann für das grosse Ganze. Der fussballerische Vater der Nation: «Wir haben sie genau studiert», sagt Sampaio. «Es ist eine Mannschaft, die in den letzten Spielen ein positives Profil hatte. Mit einem Mittelfeld mit intelligenten Spielern. Mehr Details will ich aber nicht nennen.»
Interessierte am Zuckerhut ja eh keinen. Ganz Brasilien hat nur einen Namen im Kopf. Und der spielt heute keine Rolle.