Iran gegen USA 1998
Urs Meier pfiff das brisanteste Spiel der Geschichte

Iran gegen USA 1998! Grosser Satan gegen Schurkenstaat. Schiri-Legende Urs Meier (63) erinnert sich an das heisseste Spiel seiner Karriere zurück. Und an einen rosaroten Luftballon.
Publiziert: 29.11.2022 um 16:26 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2022 um 22:52 Uhr
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Schiedsrichter-Legende Urs Meier hat über 800 Pflichtspiele geleitet.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Stefan KreisReporter Fussball

Juni vor einem Vierteljahrundert, Stade Gerland zu Lyon, WM-Gruppenphase, Iran gegen die USA. Das Duell der Erzfeinde. Von «der Mutter aller Spiele» ist die Rede, vom politisch brisantesten Duell der Geschichte. Mittendrin: Schiedsrichter-Legende Urs Meier.

Vom «schönsten Moment meiner Karriere» spricht dieser. Von einer «berauschenden Atmosphäre» im Stadion. Von «purer Ekstase», so Meier. «Das habe ich so noch nie erlebt. Man spürte, hier passiert gerade etwas Historisches.»

Dass er das Spiel werde leiten dürfen, sei für ihn keine Überraschung gewesen. Weil er Schweizer sei. «Der deutsche TV-Kommentator Béla Réthy hat mich damals als doppelt neutral bezeichnet. Schiedsrichter und Schweizer.»

Angst, dass er mit einem Fehlpfiff politische Unruhen hätte auslösen können, hatte Meier nicht. «Nein, um Gottes Willen. Für mich war klar, dass das ein gutes Spiel werden wird. Dass die Spieler der ganzen Welt zeigen wollen, dass man fair miteinander umgehen kann.» Und so sei es dann auch gekommen. Der Iran siegt 2:1, die Spieler gehen kameradschaftlich aufeinander zu.

Meier und der rosarote Ballon

Meier selbst trug seinen Teil dazu bei. Weil er auf dem Rasen keinen Fehler machte. Und weil er vor Anpfiff ein gemeinsames Foto-Shooting mit den beiden Teams organisierte. Sekunden darauf hat Meier plötzlich einen rosaroten Ballon in den Händen. Woher dieser kam, ist ihm bis heute ein Rätsel. «Ich habe den Ballon dann vom Spielfeld getragen, weil ich nicht wusste, was er für eine Bedeutung hatte. Hätte ich ihn mit dem Fuss platzen lassen, wäre das wohl kein gutes Zeichen gewesen…» Als Zeichen des Friedens überreichen die Iraner ihren Gegenspielern vor Anpfiff weisse Nelken.

Am Dienstag, fast ein Vierteljahrhundert später, treffen die beiden Nationen erneut aufeinander. Und erneut ist das Spiel politisch aufgeladen. Weil die Menschen im Iran auf die Strasse gehen und gegen das Regime protestieren. Und weil sich die Nationalmannschaft mit den Demonstranten solidarisierte, die Hymne im ersten Gruppenspiel boykottierte. Für Meier ein mutiges Statement: «Um das geht es schlussendlich. Um Werte. Und darum, diese gegen aussen zu vertreten.»

So wie damals im Juni 1998, beim brisantesten Spiel der Geschichte.

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