Einmal mehr liefert Kroatien ab. Nachdem das kleine Land vom Balkan (knapp 4 Millionen Einwohner) an der WM vor vier Jahren erst im Final an Frankreich gescheitert ist, steht es nun wieder im Halbfinal. «Überrascht bin ich nicht», sagt der 41-fache Nati-Stürmer Mario Gavranovic (33), «da sind überragende Fussballer».
Der Tessiner ist schweizerisch-kroatischer Doppelbürger und kennt die Kroaten, die in Katar für Furore sorgen, bestens. Gleich acht der WM-Helden waren seine Teamkollegen. So Goalie Dominik Livakovic (27), der nach seiner Gala im Achtelfinal gegen Brasilien in seiner Heimat «Krake von Zadar» getauft und bei Bayern als Ersatz für den verletzten Manuel Neuer gehandelt wird.
Gavranovic: «Livakovic ist auf der Linie überragend»
Die Welt sieht, was in Kroatien längst jeder weiss: Livakovic ist Weltklasse. «Er zeigt seit Jahren Top-Leistungen. Auf der Linie ist er überragend, er ist schnell am Boden, gut im Herauslaufen und hat tolle Reflexe», sagt Gavranovic, der dreieinhalb Jahre mit ihm bei Dinamo Zagreb gespielt hat. Ein Lautsprecher sei Livakovic nicht. «Er hält sicher nicht die grossen Reden in Katar. Aber er gibt seinen Mitspielern Sicherheit mit seinen Taten.»
Auch mit anderen WM-Überfliegern hat Gavranovic, der seit Sommer in der Türkei stürmt, schon die Kabine geteilt. Da ist sein ehemaliger Stürmer-Kollege Bruno Petkovic, der in der 117. Minute gegen Brasilien zum 1:1 trifft. Gavranovic: «Bruno ist nicht der klassische Strafraumstürmer, er kann extrem gut den Ball halten, hat seine Qualitäten mit dem Rücken zum Tor.»
«Gvardiol hat alles, um einer der besten der Welt zu werden»
Oder Rennes' Mittelfeldspieler Lovro Majer, der bisher in allen Spielen eingewechselt wurde. Gavranovic: «Er hatte bei Dinamo zu Beginn einen schweren Stand, kam kaum zum Einsatz.»
Dann auch Offensivspieler Mislav Orsic und Verteidiger Josko Gvardiol (20). Letzterer stösst im Sommer 2019 aus der U19 mit 17 zu den Profis von Dinamo. «Schon damals sagte ich in eine Kamera, dass dieser Junge alles hat, um einer der besten Verteidiger der Welt zu werden. Er ist extrem gut.» Mittlerweile verteidigt Gvardiol bei RB Leipzig und ist über 60 Millionen Euro wert.
Auch Stammverteidiger Borna Sosa war Gavras Teamkollege sowie Kristijan Jakic und Josip Sutalo, die bisher noch nicht zum Einsatz gekommen sind. Was alle acht gemeinsam haben? Gavranovic: «Eine super Mentalität und eine top Einstellung.»
Gavranovic drückt seinen ehemaligen Mitspielern gegen Argentinien die Daumen. Über den Halbfinal hinaus denken mag er aber noch nicht. «Sie werden wieder alles reinwerfen. 90 Minuten, wenns sein muss auch 120 Minuten inklusive Penaltyschiessen.»