Natürlich hat Zürich-Trainer Bo Henriksen (47) durch seinen neuen Super-League-Job an der WM die Schweizer Nati mehr im Blick, als wenn er noch Midtjylland-Coach wäre. Aber als Däne gilt seinem Land der Hauptfokus. Und beim letztjährigen EM-Halbfinalisten gehts in Katar trotz Nullnummer zum Auftakt gegen Tunesien um weit mehr als ums Dabeisein, wie Henriksen schildert. «Das dänische Volk erwartet den Titel», sagt der Däne zu Blick.
«Trainer Kasper Hjulmand hat kürzlich, etwas scherzhaft, von einer grossen Feier am 19. Dezember in Dänemark geredet. Das wäre der Tag nach dem WM-Final. Hoffen wir es mal», sagt Henriksen lachend.
Denn der WM-Titel wäre für den FCZ-Coach ein «halbes Wunder». Aber Henriksen sagt auch, dass die Erwartungen zu Recht hoch seien. «Wir haben die beste Mannschaft seit 1986.»
Dänen schlugen Frankreich in der Nations League
Besser als die Europameister von 1992? Henriksen bejaht. In Dänemark gilt das Team von der WM 1986 um Morten Olsen, Sören Lerby, Preben Elkjaer Larsen und Michael Laudrup, das alle Gruppenspiele gegen Schottland, Uruguay und den späteren Finalisten Deutschland gewonnen hat, als ikonische Dänen-Elf. Auch wenn es dann im Achtelfinal von Spanien entzaubert wurde.
An einer WM kam Dänemark nie weiter als in den Viertelfinal (1998). Henriksen: «Die Gruppe in Katar ist eine der einfachsten. Frankreich haben wir schon in der Nations League geschlagen. Zwar könnte im Achtelfinal Argentinien warten. Aber die Chancen stehen gut, weit zu kommen. Vielleicht sogar erstmals ins Halbfinal. Wir haben viele Spieler im Ausland, viele spielen in England bei Topklubs, wie zum Beispiel Eriksen.»
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Dass Christian Eriksen (30) eineinhalb Jahre nach seinem lebensbedrohlichen Kollaps den dänischen WM-Kader anführt, ist auch für den FCZ-Coach eine beispiellose Story. «Ich kriege Gänsehaut, wenn ich nur davon spreche», sagt Henriksen, der den ManUnited-Star persönlich kennt. «Als er liegen blieb, ist die Zeit still gestanden. Die ganze Nation war in einem totalen Schock. Doch es liess uns alle zusammenrücken.»
Henriksen fährt fort: «Eriksens Weg zurück ist unglaublich. Nicht viele Menschen hätten diesen Glauben gehabt, wieder auf Weltniveau zu spielen. Christian hätte nie wieder Fussball spielen müssen. Doch er wollte wieder spielen. Seine Rückkehr schafft rund ums Team eine Atmosphäre, die einen träumen lässt. Selbst ich träume davon, dass er mit Dänemark etwas Grosses erreicht!»