Lionel Messi (35) stemmt als frisch gekürter Weltmeister den Pokal in die Höhe. Das Bild geht um die Welt. Und es sorgt für Kopfschütteln. Denn der argentinische Fussballstar trägt ein schwarz-goldenes Gewand, das ihm Emir Tamim bin Hamad Al Thani (42) vor der Pokalübergabe umgehängt hat.
Beim Kleidungsstück handelt es sich um einen Bischt. «Ein edles Übergewand, das im arabischen Raum zu besonderen Anlässen über der Dischdascha, dem traditionellen Gewand für Männer, getragen wird», sagt Dr. Jeremias Kettner (37), deutscher Politikwissenschaftler und Katar-Experte.
Gewand für Sieger und Adlige
Laut Dr. James Weaver, Oberassistent für Islamwissenschaften an der Uni Zürich, wurde der Bischt früher traditionell an Sieger in Schlachten oder an Adlige verliehen, oder um grosse Dichter zu ehren.
Deshalb schätzen die Experten die Aktion als «nette Geste» seitens des katarischen Emirs ein. «Es zeigt in gewissem Masse Respekt vor der Leistung Messis und dem argentinischen Team», so Kettner. Eine Geste, die für «La Pulga» schwer abzulehnen war. «Sicherlich ist es in der arabischen Gesellschaft unhöflich, ein Geschenk zu verweigern, vor allem, wenn das Geschenk von einem ‹König› vor Publikum angeboten wird», sagt Weaver.
Wurde Messi instrumentalisiert?
Ehemalige Fussballspieler bezeichnen die Aktion als «beschämend», «irritierend» und sind der Meinung, dass Messi instrumentalisiert wurde, weil das Gewand sein Trikot verdeckt habe.
Kettner relativiert: «Fakt ist, dass Katar Sport und Kultur als Teil seiner nationalen Entwicklungsstrategie einen hohen Stellenwert beimisst.» Das Emirat versuche, sich zwischen Moderne und Tradition zu bewegen und wolle dies der Welt selbstbewusst zeigen.