Drei Rookies und Gavranovic
Das ist Kubis WM-Kader

In rund sechs Wochen muss Yakin sein WM-Kader benennen. Blick-Kolumnist Kubilay Türkyilmaz hat seine 26 Spieler schon jetzt nominiert. Mit dabei: zwei überraschende Rookies. Und … Gavranovic.
Publiziert: 30.09.2022 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2023 um 14:44 Uhr
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Yann Sommer ist in seiner aktuellen Form einer der besten Keeper der Welt. Seine Nomination ist unumstritten.
Foto: TOTO MARTI
Kubilay Türkyilmaz

Anlass zur ganz grossen Polemik kann man nicht liefern, wenn man sieht, wie Nati-Coach Murat Yakin nach drei Niederlagen zum Start in die Nations League das Ruder hat herumreissen und den Ligaerhalt souverän bewerkstelligen können. Dies mit drei Siegen, zwei gegen Top-Ten-Nationen der Welt, Spanien und Portugal. Zuvor hatte die Schweiz bereits die epochale WM-Qualifikation zulasten von Europameister Italien geschafft. Da macht einer ganz viel richtig!

Beginnen wir bei den Goalies. Yann Sommer, Gregor Kobel und Jonas Omlin. In dieser Reihenfolge. Sommer ist in seiner aktuellen Form einer der besten Keeper der Welt. Da kommt Kobel niemals hin, er ist aber weit solider und mit dem Fuss besser als Omlin. Er gibt einem Team jedenfalls mehr Sicherheit.

Rodriguez-Backup? Für mich Isaac Schmidt

Die Innenverteidiger. Manuel Akanji, Nico Elvedi, Fabian Schär und Eray Cömert. Alle vier diskussionslos. Da hat zum Beispiel Cédric Zesiger keine Chance. Dann Silvan Widmer und Kevin Mbabu rechts. Auch ohne Diskussionen.

Und links? Ricardo Rodriguez ist gesetzt und erlebt gerade einen zweiten Frühling. Sein Backup? Ulisses Garcia ist mir zu fehleranfällig. Und das schlimme Foul gegen Fabian Schubert hat ihm nicht eben in die Karten gespielt. Dass Murat derzeit Flügel Renato Steffen quasi als zweiten Mann hinter Ricci einsetzt, sagt alles über diese Problemposition. Weshalb meine Lösung wäre: Isaac Schmidt! Ich habe den jungen Mann von St. Gallen diese Saison oft gesehen und bin überrascht, dass Murat in Anbetracht des Mangels an valablen Spielern auf dieser Position (noch) nicht an den Waadtländer gedacht hat. Er hat Persönlichkeit, läuft einen Stürmer sehr gut an und ist kopfballstark.

Rieder ist reif genug für Katar

Im zentralen Mittelfeld sind viele gesetzt – und es gesellen sich zwei supertalentierte Spieler dazu. Da haben wir ein Weltklasse-Angebot, das mit Captain Granit Xhaka und seinem Adjutanten Remo Freuler beginnt. Dann Djibril Sow, der zu einem unglaublich wichtigen und unentbehrlichen Spieler für Murat gewachsen ist. Der Frankfurter ist enorm spielintelligent. Yakin hat ihn gegen Spanien damit betraut, Sergio Busquets zu kontrollieren, diesen Mittelfeldspieler von absoluter Weltklasse. Djibi hat das hervorragend gemacht. Dass der Coach ihm diese Aufgabe gab, sagt alles über dessen Standing.

Dann sind da die exzellenten Backups Denis Zakaria und Michel Aebischer, der seinen Job jeweils macht, defensiv wie offensiv. Und dann würde ich Fabian Rieder und Ardon Jashari mitnehmen. Rieder ist das grösste Mittelfeld-Talent der Schweiz und reif genug für Katar. Und Jashari ist der legitime Erbe von Xhaka. Er soll bereits an dieser Endrunde wichtige Erfahrung in dieser Hinsicht sammeln.

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Die Offensive! Auch da ist das Angebot derzeit hervorragend. Xherdan Shaqiri ist gesetzt, klar. Noch ein Wort zu seiner Position auf der Seite: Ich bin kein grosser Fan davon. Für mich braucht Shaq alle Freiheiten, und da ist er hinter der Spitze perfekt aufgestellt. Spielt er auf der Seite, wirkt sein Spiel banaler. Ein Dribbling, dann die Flanke. Klar haben wir gegen Tschechien das 1:0 genau so gemacht. Und vielleicht will Murat gerade einen banaleren Shaq sehen, der zudem aussen weniger Laufarbeit verrichten muss. Dennoch überwiegen für mich die Vorteile in der Mitte.

Gesetzt sind auch Breel Embolo, Noah Okafor und Haris Seferovic. Letzterer mangels Alternativen. Seine Riesenerfahrung ist Gold wert. Die geht zum Beispiel einem Filip Stojilkovic ab, der bald ein Kandidat werden wird. Dann Ruben Vargas, von dem ich gesagt hatte, er müsse endlich mehr Mann werden und Verantwortung übernehmen. Und was hat er gegen Spanien und Tschechien gemacht? Genau das! So sollte es immer sein. Leider ist es nicht so einfach …

Ohne Ndoye, Zeqiri und Frei

Weiter Zeki Amdouni, der im Begriff ist, sich zu einem hoch interessanten Spieler zu entwickeln. Dann Renato Steffen, der als polyvalent einsetzbarer Spieler ein ausgezeichneter Joker ist. Und der letzte Platz? Der geht nur dann an Cedric Itten, wenn es Yakin und Nati-Direktor Pierluigi Tami nicht gelingt, Mario Gavranovic zu einer Rückkehr zumindest für Katar zu überreden. Der Tessiner hat die bessere Torquote als die besten Nati-Torschützen aller Zeiten, Alex Frei und ich. Er ist der perfekte Joker und deshalb unverzichtbar. Da sollte es doch möglich sein, die Dissonanzen rund um seinen voreiligen Rücktritt auszuräumen. Auch damit er den Abgang aus der Nati erhält, den er verdient. Nochmals: An einer WM müssen die Allerbesten im Kader sein. Auch wenn es Widerstände zu überwinden gilt, damit das so ist.

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Weitere Namen, die im Nati-Umfeld auftauchen: Christian Fassnacht, Andi Zeqiri, Kastriot Imeri, Dan Ndoye, Mattia Bottani, Fabian Frei, Josip Drmic und so weiter. Und auch Michi Frey, dessen Stil Murat offenbar nicht speziell mag. Trotz seinen Toren. Ich übrigens auch nicht. Bei allen anderen Erwähnten gilt: Es hat bessere auf ihren Positionen. Nochmals: Es ist WM und kein Jekami. WM mit einer Nati, die zuletzt einen Sprung in Richtung Weltklasse gemacht hat.

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