1. Warum nimmt Yakin vier Torhüter mit?
Sie gaben in den letzten Wochen am meisten zu reden: die Schweizer Nati-Keeper. Zuerst knickte Yann Sommer um, dann tat es ihm Jonas Omlin gleich, ehe am Wochenende sich auch Yvon Mvogo verletzte. Für den gebürtigen Kameruner platzte der WM-Traum. Bei Sommer und Omlin hingegen sieht es gut aus. Laut Yakin und Goalie-Coach Foletti dürften die beiden für die WM fit sein. Gregor Kobel, vor kurzem ebenfalls verletzt, hat sich mit starken Leistungen im Klub zurückgemeldet. Philipp Köhn, der Stammtorhüter von Salzburg, ergänzt das Trio und erbt den Platz von Mvogo.
Blick meint: Vier Torhüter und die Nomination des Perspektivspielers Philipp Köhn machen Sinn. Vor allem, weil Yakin 26 und nicht wie gewöhnlich 23 Spieler nominieren kann.
2. Warum stehen nur zwei Aussenverteidiger im Aufgebot?
Yakins Allzweckwaffe auf der Seite ist Renato Steffen, der die Position des Aussenverteidigers früher auch schon bei Wolfsburg und zuletzt gegen Spanien gespielt hat. Laut Yakin könnten auch Fernandes oder die Innenverteidiger Akanji und Cömert in der Viererkette aussen spielen. Dass Yakin nicht auf die beiden Romands Mbabu und Lotomba setzt, deutet er bereits im Juni in der Nations-League-Partie in Genf gegen Portugal an, als er die beiden auf die Tribüne setzt. Dass gleich beide den Sprung in das Kader nicht geschafft haben, überrascht aber.
Blick meint: Mit nur zwei nominellen Aussenverteidigern geht Yakin ein grosses Risiko ein. Was passiert, wenn sich Silvan Widmer oder Ricardo Rodriguez verletzen?
3. Warum hält Yakin an Fabian Frei fest?
Freis Nomination vor gut einem Jahr im Quali-Heimspiel gegen Italien war eine grosse Überraschung. Seither gehört Frei zum Kader. Und Yakin hält am 33-Jährigen eisern fest, auch wenn dieser im Testspiel im März gegen England ein Tor verschuldet, beim 0:4 gegen Portugal wie die ganze Mannschaft komplett überfordert ist und als Captain seinen Stammplatz bei Basel verliert. «Er ist eine Persönlichkeit auf und neben dem Platz und kennt seine Rolle», sagt Yakin. Dass Freis Vater Markus ihm einst auf dem Weg zum Trainer-Diplom half, hat laut dem Nati-Coach nichts damit zu tun.
Blick meint: Mit der Nomination von Fabian Frei macht sich Yakin angreifbar. Allerdings wird der FCB-Captain kaum entscheidend sein, ob die WM-Kampagne gelingt oder nicht.
4. Kommt das Aufgebot für die beiden 20-jährigen Ardon Jashari und Fabian Rieder überraschend?
Rieder und Jashari haben sich in ihren Klubs zum Stammspieler gemausert. Rieder spielte mit YB auch schon europäisch und gilt als grösstes Talent im Schweizer Fussball. Jashari ist der Aufsteiger des Jahres. Innerhalb von elf Monaten schaffte er es von der U21 des FC Luzern zum FCL-Captain und in die Nati. Die WM-Nomination ist die Krönung dieses rasanten Aufstiegs. Yakin begründet die Nomination der beiden mit dem Leistungsprinzip und deren guten Leistungen im Klub.
Blick meint: Das WM-Aufgebot für die beiden macht Sinn – vor allem auch im Hinblick auf die Zukunft. 2010 rutschte Xherdan Shaqiri als Teenager ins WM-Kader. Es war der Beginn einer eindrücklichen Nati-Karriere.
5. Sind zehn zentrale Mittelfeldspieler nicht zu viel?
Die Hierarchie im Mittelfeldzentrum ist klar. Neben Captain Xhaka und Freuler hat sich Sow einen Stammplatz erspielt. Zakaria und Aebischer sind die ersten Optionen, falls jemand ausfällt. Shaqiri spielte zuletzt in der Nati auf dem Flügel, Jashari und Rieder sind Perspektivspieler, Frei ist in Anbetracht der Stärke der Gegner keine ernsthafte Option. Fernandes spielte zuletzt im Klub in der Verteidigung und dürfte – wenn überhaupt – nicht im zentralen Mittelfeld zum Einsatz kommen.
Blick meint: Die Nominierung von so vielen zentralen Mittelfeldspielern ist vertretbar, zumal einige auch auf anderen Postionen eingesetzt werden können.
6. Warum fehlen die Basler Talente Amdouni, Ndoye und Zeqiri?
Im Gegensatz zu Jashari und Rieder überzeugten die FCB-Talente Yakin in den letzten Wochen offensichtlich nicht. «Sie müssen konstant gute Leistungen bringen und Leistungsträger sein. Das ist bei ihnen nicht der Fall», begründet er den Verzicht auf die drei Offensivspieler, die alle in der Genfersee-Region aufgewachsen sind. Zuletzt kamen Amdouni und Zeqiri beim FCB kaum mehr zum Einsatz.
Blick meint: Der Verzicht ist begründbar. Keiner der drei Spieler würde der Nati an der WM helfen. Und keiner der drei hätte wohl auch nur eine Minute gespielt.