Zweieinhalb Stunden dauert die Krisensitzung des DFB nach dem blamablen Vorrunden-Aus an der WM. Trainer Hansi Flick (57) kann DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61) und Vizepräsident Hans-Joachim Watzke (63) schliesslich doch von einer weiteren Zusammenarbeit überzeugen.
Dennoch muss sich Flick laut «Bild» harsche Vorwürfe anhören.
Ferienstimmung statt WM-Fokus
Streitpunkt 1: Die Wahl des abgeschiedenen Teamhotels fernab von Doha. Dass die Familien der Spieler im Wellness-Resort «Zulal» in der Wüste im Norden Katars nach den sieglosen Partien gegen Japan und Spanien im Hotel übernachten durften, sorgte bei DFB-Mitarbeitern für Verwunderung.
Die Bezeichnung «Urlaubs-Feeling» geisterte herum. Statt sich auf den Fussball zu konzentrieren, spielten die DFB-Stars mit ihren Kindern am Pool und genossen die Zeit mit ihren Frauen. Das soll auch nicht allen Spielern gefallen haben.
Bayern-Lobby sorgt für Unverständnis
Streitpunkt 2: Statt eine Einheit zu bilden, soll ein Graben zwischen den Spielern entstanden sein. Ex-Bayern-Coach Flick wurde vorgeworfen, vor allem auf seine ehemaligen Spieler zu vertrauen. Im ersten Spiel gegen Japan (1:2) standen fünf der sieben mitgereisten Bayern-Akteure in der Startelf. Gegen Spanien (1:1) setze der Trainer auf sechs und im letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica (4:2) gar auf alle aufgebotenen Bayern-Spieler.
Ilkay Gündogan (32), gegen Japan trotz guter Leistung ausgewechselt, soll noch immer mit Flicks-Entscheidungen hadern und über einen DFB-Rücktritt nachdenken.
Bereits vor der WM hatte es Kritik an Flicks Nähe zu den Bayern-Stars gegeben. «Vielleicht liegt es in der Tat an der fehlenden Lobby», sagte Wolfsburg-Captain Maximilian Arnold (28), der nicht berücksichtigt wurde.
Heim-EM als Wiedergutmachung
Streitpunkt 3: Die Goalie-Frage. Seit Jahren ist für Barças Nummer eins Marc-André ter Stegen (30) kein Vorbeikommen an Manuel Neuer (36). Doch der Bayern-Keeper spielte keine gute WM, an einen Rücktritt will er dennoch nicht denken. Ob sich ter Stegen noch lange mit der zweiten Geige zufriedengibt?
Nun hat Flick bis zur Heim-EM 18 Monate Zeit, die deutsche Mannschaft auf Vordermann zu bringen. Ansonsten droht das nächste Debakel. (mab)