Die Absicht war hehr, als die Gralshüter des Fussballs, die Mitglieder des International Football Association Board IFAB, auf die letzte Saison hin die unbefriedigende Handsregel umfassend modifizierten. War bis dann alles dem Killerkriterium Absicht unterworfen, also der Verschuldensfrage, so wurde dies mit der neuen Regel massiv abgeschwächt.
Zugrunde lag die Idee einer Vereinfachung für die Praxis durch die Schiedsrichter und VARs sowie eine bessere Verständlichkeit der Regel für den gemeinen Fan. Eingetreten ist das absolute Gegenteil.
Die Refs und VARs blicken selber kaum mehr durch. Spieler und Fans sowieso nicht. Letztes Beispiel: Im Spiel YB gegen Basel stoppt FCB-Verteidiger Timm Klose Meschack Elias Schuss mit dem Arm, mit dem er sich am Boden abstützt. Der Ball ist eindeutig am Arm. Also fordern im «Blue»-Studio alle Penalty.
Alle gleicher Meinung bei «Blue»
Experte Rolf Fringer (63) sagt zwar, es sei keine Absicht gewesen. Aber: «Das Hands hat ein Tor verhindert. Da müsste man einschreiten und Penalty geben.» Und Kollege Marcel Reif (70) geht mit dem in Volketswil arbeitenden VAR, also in der gleichen Gemeinde wie «Blue», hart ins Gericht: «Ich verstehe nicht, mit was die Kollegen ein bisschen weiter beschäftigt waren.»
Doch Schiri-Boss Daniel Wermelinger (49) entzaubert die knackigen Voten der «Blue»-Kollegen anderntags: «Der Ball ist klar am Arm des Basler Verteidigers. Dieser stützt sich in dieser Aktion am Schluss mit dem Arm am Boden ab. Dort ist das Reglement klar: Kein absichtliches Handspiel! Weiterspielen ist die absolut richtige Entscheidung von Schiedsrichter Fedayi San in dieser Aktion.»
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Die Regel im Wortlaut
Verstehen da alle dasselbe? Die Regel ist aber auch kompliziert. Hier der Wortlaut des Handsteils der Regel 12 (Fouls und unsportliches Betragen):
Ein Vergehen liegt vor, wenn ein Spieler...
... den Ball absichtlich mit der Hand/dem Arm berührt (einschliesslich Bewegungen der Hand/des Arms zum Ball),
... in Ballbesitz gelangt, nachdem ihm der Ball an die Hand/den Arm springt, und danach ins gegnerische Tor trifft oder zu einer Torchance kommt,
... direkt mit der Hand/dem Arm (ob absichtlich oder nicht) ins gegnerische Tor trifft (gilt auch für den Torhüter).
Ein Vergehen liegt in der Regel vor, wenn ein Spieler den Ball mit der Hand/dem Arm berührt und...
... seinen Körper aufgrund der Hand-/Armhaltung unnatürlich vergrössert,
... sich seine Hand/sein Arm über Schulterhöhe befindet. Ausser der Spieler spielt den Ball vorher absichtlich mit dem Kopf oder Körper (einschliesslich des Fusses) und der Ball springt ihm dabei an die Hand/den Arm.
Ein Vergehen liegt auch vor, wenn der Ball in einer der obigen Situationen direkt vom Kopf oder Körper (einschliesslich des Fusses) eines Spielers an die Hand/den Arm eines anderen, nahestehenden Spielers springt.
Abgesehen von den genannten Vergehen liegt in folgenden Situationen, in denen der Ball an die Hand/den Arm eines Spielers springt, in der Regel kein Vergehen vor:
- Der Ball springt direkt vom Kopf oder Körper (einschliesslich des Fusses) des Spielers an dessen Hand/Arm.
- Der Ball springt direkt vom Kopf oder Körper (einschliesslich des Fusses) eines Spielers an die Hand/den Arm eines anderen, nahestehenden Spielers.
- Die Hand/der Arm ist nahe am Körper, und die Hand-/Armhaltung vergrössert den Körper nicht unnatürlich.
- Ein Spieler berührt den Ball im Fallen mit der Hand/dem Arm, wobei sich seine Hand/sein Arm dabei zum Abfangen des Sturzes zwischen Körper und Boden befindet und nicht seitlich oder senkrecht vom Körper weggestreckt wird.
Noch Fragen?
«Steigende Frustration und Unbehagen»
Jedenfalls hat nun Uefa-Präsident Aleksander Ceferin (53) persönlich die Anregung einer Regeländerung bei Fifa-Boss Gianni Infantino (50) deponiert. Der Slowene sprach von «steigender Frustration und Unbehagen» über die Regel. Ceferins Vorschlag: Zurück zur alten Regel. Allenfalls unter Beibehaltung, dass mit dem Arm/Hand kein Tor erzielt werden kann. Egal, ob Absicht vorlag oder nicht. Diese soll wieder zum Killerkriterium werden.
Das IFAB tagt ab Montag. Das Handspiel wird ein Traktandum sein, so viel ist durchgesickert.