Es geht um Ehre, klar. YB ist diese Saison europäisch zwar erstmals allein auf weiter Flur. Die anderen vier? Alle in der Qualifikation gescheitert. Und doch werden die Berner international immer noch nicht so richtig wahrgenommen. Immer noch sind die Champions-League-Auftritte und das Erreichen des Halb- respektive Viertelfinals in der Europa League durch den FC Basel das Mass aller Dinge. Solche Heldentaten fehlen YB weitgehend. Auch Seoane: «Es wäre für mich auch das erste Mal», sagt der Luzerner. «Wir haben bereits tolle Champions- und Europa-League-Erfahrungen gemacht. Aber die K.-o.-Runde fehlt noch. Nun sind wir in einer Gruppe, die berechtigte Chancen fürs Weiterkommen eröffnen.» Und dann, und das hatte Seoane bereits Anfang Saison gesagt, wolle man versuchen, es dem FCB nachzumachen. Der europäische Hunger ist beim Berner Bären also da!
Ein Kommentar von Alain Kunz: YB hat Immer noch Luxusprobleme
Total locken 1,7 Millionen!
Es geht aber auch um Geld. Um ziemlich viel Geld. Gerade in Covid-Zeiten. Gruppenrang 2 bringt 540 000 Franken. Das Weiterkommen nochmals so viel. Und wenn YB das mit einem Sieg schafft, gibts weitere 610 000 Franken. Total locken also 1,7 Millionen! «Das ist ein positiver Nebeneffekt, der bei Team und Staff aber nicht im Vordergrund steht», sagt der Coach. Die sportliche Herausforderung ist das Wichtigste. Wir wollen unbedingt europäisch überwintern und in einem Auslosungstopf landen. Aber klar wissen wir, dass es für den Verein finanziell existenziell ist, europäisch dabei zu sein und in die K.-o.-Runde zu kommen.»
Und just jetzt, wo es um die Wurst geht, häufen sich die Verletzungs-Hiobsbotschaften. Zuerst erwischt es Captain Fabian Lustenberger, der bis Ende Jahr out ist. Dasselbe gilt nun für Vincent Sierro nach seiner Muskelverletzung im FCL-Spiel. Immerhin: Beim ebenfalls in Luzern unfreiwillig vom Feld gegangenen Christian Fassnacht besteht Hoffnung. Seoane: «Er hat das halbe Training mitmachen können. Wir entscheiden am Spieltag.»
Trotzdem starke Bankoptionen
Alarm bei YB! Speziell im zentralen Mittelfeld. Da bleiben bloss noch zwei Mann übrig: Michel Aebischer und Youngster Fabian Rieder (18). «Da sind wir dünn besetzt», so der Coach «Aber qualitativ gut.» Aber es gibt auch positive News, denn Christopher Martins steht erstmals seit dem 16. September und dem Champions-League-Quali-Spiel gegen Midtjylland nach seinen Adduktorenproblemen wieder im Aufgebot. Seoane: «Es reicht ihm noch nicht für 90 Minuten oder drei Spiele in einer Woche. Aber für einen Kurzeinsatz.» Und dann erinnert sich Seoane noch an einen, der aber diese Saison einfach nicht auf Touren kommt: «Gianluca Gaudino habe ich vergessen.» Der Hochbegabte ist einmal mehr Joker.
Und damit trotz allem eine weitere starke Bankoption. Alarm ja. Aber kein Katastrophenalarm bei YB vor dem Spiel des Jahres.