Klar, in Rom darf man verlieren. Es ist so, wie es Trainer Gerry Seoane sagte: «Man darf nicht vergessen, wo wir gespielt haben. Und gegen einen Gegner mit Qualität.» Und einen, der nach der 0:4-Schmach in Neapel heiss war auf Wiedergutmachung. Den ein Unentschieden, das auch für Platz eins gereicht hätte, nicht interessierte. Vor allem nicht die hungrige zweite Garde, die von Anfang an Vollgas gibt, um sich aufzudrängen.
Aber YB hilft da massiv mit. Zu massiv. Schon nach 20 Sekunden geht der Ball nach einem Fehlpass von Aebischer verloren. Teenie Calafiori hat die erste Topchance nach 40 Sekunden. In diesem Stil gehts weiter. Mit YB-Fehlern noch und noch. Aebischer verursacht das 1:2. Der Fribourger macht das schlechteste Spiel im YB-Dress seit Jahren. Zesiger hilft beim 1:3 tatkräftig mit. Und Camaras Tätlichkeit ist an Dummheit kaum zu überbieten. Auch der Trainer kriegt keine guten Noten, denn die Dreierabwehr hatte sich schon im Heimspiel als nicht probates Mittel gegen die Römer erwiesen. Dennoch greift Seoane wieder auf sie zurück.
Ein YB-Out? Für die Schweiz fatal!
Ausser Goalie David von Ballmoos und Stürmer Jean-Pierre Nsame, der sein zehntes Saisontor schiesst, womit er eine noch bessere Torquote als letzte Saison (!) hat, fallen alle durch! «Uns ist nicht der perfekte Abend gelungen. Wir konnten nicht die Leistung abrufen, die wir wollten», formulierte es der Coach milde. Das ist die Aussendarstellung. Nach innen werden die Worte klarer ausfallen.
Das mit der Qualität des Gegners mag ja wohl stimmen. Aber darf das immer gleich als Entschuldigung herhalten? Ganz bestimmt nicht mit einer solchen Leistung wie im Olimpico. Denn so wird selbst der nun nötige Punkt gegen die Rumänen von Cluj nächsten Donnerstag zur heiklen Aufgabe. Was es eigentlich nicht werden darf. Auch ohne die etatmässige Innenverteidigung, weil Camara gesperrt und Lustenberger verletzt ist. Denn die aktuelle Ausgabe des rumänischen Meisters ist derart bieder, dass eine Heimniederlage fast unvorstellbar ist. Mindestes nicht mit einer Normalleistung des heimstarken Schweizermeisters.
Ein Out wäre verheerend. Wir würden im Uefa-Ranking wohl noch weiter als Rang 20 zurückfallen. Nach dem 1:3 in Rom haben wir einen weiteren Rang eingebüsst, weil uns die Tschechen überholt haben. Und von hinten rollen die Kroaten mit dem sackstarken Dinamo Zagreb heran, die uns wohl überholen würden. Dabei müssten wir drei Ränge gewinnen, damit der Meister nicht schon in der ersten Qualifikationsrunde für die Champions League einsteigen muss, wie das nun der Fall ist.
Österreicher machen es vor
Was es heisst, keinen Schiss vor grossen Namen zu haben, zeigt uns im Übrigen Österreich. Die Ösis sind im Jahresranking Neunter. Noch vor Frankreich und Belgien. Im Fünf-Jahres-Ranking sind sie Zehnte. Und das zementiert, ohne einen Platz verlieren zu können! Der Meister steht also erneut fix in der Königsklasse. Dieser, Salzburg, kann nach dem Sieg gegen Lok Moskau immer noch die Achtelfinals erreichen. Mit einem Heimsieg gegen den Zweiten der La Liga, das grosse Atletico Madrid. Und drei der vier angetretenen Austria-Teams stehen in der Europa-League-Gruppenphase. Der LASK hat eben ein episches 3:3 gegen Tottenham erreicht, den Leader der Premier League. Wolfsberg hat bei ZSKA Moskau 2:0 gewonnen und braucht ein Heim-Pünktchen gegen Feyenoord Rotterdam zum Weiterkommen. Österreich hat uns um Lichtjahre abgehängt!
Zum Glück gibts da noch eine Sportart namens Skifahren. Bis letztes Jahr war das immer umgekehrt. Dochn nun sind wir nicht mehr Fussball.