Eines muss man Heiko Vogel (47) lassen. Der Mann ist von sich selbst überzeugt. Selbst dann, wenn er sich am Tiefpunkt befindet. Vier Spiele, vier Niederlagen, 0:10 Tore. Verheerend! Und doch schüttelt der FCB-Trainer nach dem 0:3-Debakel im Kellerduell gegen Lausanne noch die eine oder andere überraschende Antwort aus dem Ärmel.
Auf die Frage, ob er mit seinem Latein am Ende sei, antwortet der Pfälzer: «Ich habe mit Latein noch gar nicht begonnen.» Auf die Frage, ob die Mannschaft einen neuen Impuls an der Seitenlinie brauche, sagt Vogel: «Mein Naturell ist, immer weiterzumachen. Aufgeben ist keine Option.»
Seine Mannschaft hingegen scheint sich bereits aufgegeben zu haben. Anders ist der miserable Auftritt in der ersten Halbzeit nicht zu erklären. «Unterirdisch», nennt Vogel die Leistung. Der FCB ist komplett verunsichert, sieht gegen den frech aufspielenden Aufsteiger kein Land. Die Gründe sieht Vogel in erster Linie daran, dass sich die Spieler nicht an die taktischen Vorgaben gehalten hätten. «Und das werde ich nicht tolerieren.» Er sei in der Kabine laut geworden. Und auch morgen Montag werde er laut sein. Was genau er ansprechen werde, bleibe aber intern.
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Kann sich Vogel die Spieler noch vorknöpfen?
Die Frage ist, ob Vogel morgen überhaupt noch die Möglichkeit bekommt, sich seine Mannschaft vorzuknöpfen. Zu inferior präsentieren sich die Bebbi in den letzten Wochen, zu heftig ist der Abwärtstrend unter jenem Mann, der im Frühling sagte, er wolle nicht mehr Trainer sein. Und es nun doch wieder ist.
Kommentar zur Basler Trainer-Situation
«Wir müssen lernen, zu leiden. Es brennt zu wenig auf dem Platz», sagt Vogel nach dem Spiel. Er selbst geht über 90 Minuten lang als schlechtes Beispiel voraus, verhält sich an der Seitenlinie wie eine Fackel, die bereits abgebrannt ist.
Tanzte er in der letzten Saison noch wild gestikulierend rum und legte sich mit allem und jedem an, ist Vogel im Herbst 2023 zahm geworden. Als Schiri San den ersten Lausanne-Penalty am Bildschirm checkt, nimmt Vogel die Entscheidung stoisch hin. Beide Hände in den Hosentaschen. Als ausgerechnet Ex-FCB-Stürmer Kaly Sène zur Führung trifft, setzt er sich auf die Bank. Und verkriecht sich für lange Zeit.
Hinterher sagt Vogel, dass sein FCB aus seiner Sicht einen Penalty hätte bekommen müssen. Und dass man sich alles hart erarbeiten müsse. Noch in der letzten Saison hätte er wohl das ganze Schweizer Schiedsrichterwesen in Frage gestellt.
Einzig als er das Lausanner Zeitspiel kritisiert, drückt der alte Heiko Vogel ein bisschen durch: «Lausanne hat es geschickt gemacht, Zeit von der Uhr zu nehmen. Ich möchte niemandem was unterstellen, aber das hat uns zusätzlich die Zähne gezogen.»
Wird Vogel in die Wüste geschickt?
Die Frage ist: Wie kann man sich die Zähne ziehen lassen, wenn der Angriff der Basler sich derart zahnlos präsentiert? Und hinten wirkt die Mannschaft wie ein Haufen aufgeschreckter Hühner, die Angst vor dem Topf haben. «Fast jede Standardsituation sorgt für Panik. Sogar der Anstoss», sagt Vogel.
Ob auch die FCB-Bosse um Präsident David Degen in Panik verfallen und Heiko Vogel bald in die Wüste schicken? «Dass es mit ihm funktioniert, haben wir gesehen. Letzte Saison und auch vor zehn Jahren», sagt Captain Fabian Frei.
Damals, als Vogel sich mit dem FCB für den Champions-League-Achtelfinal qualifizierte. Und den einen oder anderen guten Spruch auf Lager hatte.