Blick: Uli Forte, Sie haben im Sommer Ihren sicheren Trainerposten bei Yverdon in der Challenge League aufgegeben und für zwei Jahre bei Bundesliga-Absteiger Bielefeld unterschrieben. Nach vier Partien wurden Sie entlassen. Würden Sie es wieder tun?
Forte: Unbedingt. Das war kein Entscheid gegen Yverdon, das war ein Entscheid für die Bundesliga. Sie war immer schon mein grosser Traum. Und sie ist es noch immer. Da müsste ich erneut nicht zweimal überlegen.
Nur sind Sie jetzt ohne Klub und Yverdon ist im Aufstiegsrennen in die Super League.
Ich freue mich sehr für Yverdon und Trainer Marco Schällibaum und hoffe, dass sie es packen, denn ich habe da viele neue Freundschaften geknüpft.
Schällibaum ist bereits 60 und wurde schon x-mal abgeschrieben. Hätten Sie ihm diesen Erfolg zugetraut?
Ich mag Marco den Erfolg von Herzen gönnen. Er zeigt, dass man immer dranbleiben muss, egal was all die sogenannten Experten erzählen.
Uli Forte (48) wurde im August nach nur vier Partien beim deutschen Zweitligisten Arminia Bielefeld entlassen. Es war die erste Auslandstation des Zürcher Trainers, der zuvor in der Schweiz bei Wil, St. Gallen, GC, YB, dem FCZ, GC und Yverdon in Super und Challege League als Coach gearbeitet hatte. Mit GC und dem FCZ holte Forte jeweils den Cup, mit St. Gallen und dem FCZ stieg er in die Super League auf. Der in der Schweiz geborene Sohn italienischer Einwanderer spielte als Aktiver in der Nationalliga B für Kriens und Brütisellen, ausserdem war er Spieler und Spielertrainer bei Red Star Zürich. Forte ist verheiratet und hat einen Sohn (3).
Uli Forte (48) wurde im August nach nur vier Partien beim deutschen Zweitligisten Arminia Bielefeld entlassen. Es war die erste Auslandstation des Zürcher Trainers, der zuvor in der Schweiz bei Wil, St. Gallen, GC, YB, dem FCZ, GC und Yverdon in Super und Challege League als Coach gearbeitet hatte. Mit GC und dem FCZ holte Forte jeweils den Cup, mit St. Gallen und dem FCZ stieg er in die Super League auf. Der in der Schweiz geborene Sohn italienischer Einwanderer spielte als Aktiver in der Nationalliga B für Kriens und Brütisellen, ausserdem war er Spieler und Spielertrainer bei Red Star Zürich. Forte ist verheiratet und hat einen Sohn (3).
Auch Sie wurden nach Ihrem missglückten Engagement in Bielefeld abgeschrieben. Ein Fussball-Kenner sagte im Blick Kick …
… Sie dürfen gerne den Namen nennen!
Also gut: Manager-Legende Erich Vogel meinte, Sie würden als Trainer immer schwächer und prophezeite, dass dies das Ende Ihrer Trainerkarriere bedeuten würde. Hat das weh getan?
Das nicht, dafür ist er in meinem Leben zu unwichtig. Aber geärgert habe ich mich natürlich schon darüber. Woher nimmt er sich das Recht heraus, so etwas zu sagen? Das ist unanständig und respektlos.
Vogel sagt, er habe Sie gleich zweimal zu GC geholt.
Das stimmt auch nicht. Aber so ist das mit Herrn Vogel, er erzählt sehr gerne Halbwahrheiten. Bei meinem zweiten Engagement war er gar nicht involviert. Er hat Herrn Doktor Rietiker, den damaligen Präsidenten, ja nicht mal gekannt. Also lassen wir das Thema. Ich will mich nicht mehr über Erich Vogel unterhalten.
Haben Sie keine Angst, dass Vogels Prognose zutrifft und Sie keinen neuen Klub mehr finden?
Überhaupt nicht. Bei Bielefeld hat es nicht gepasst, das ist alles. Fussball ist immer schnelllebiger, Klub-Bosse verlieren immer schneller die Geduld. Schauen Sie mal Gerardo Seoane als Beispiel an. Er führte Leverkusen sensationell in die Champions League und in der Folge-Saison wird er nach acht Spieltagen entlassen. Oder Marc Schneider, der schon nach drei Monaten bei Greuther Fürth gehen musste, obwohl er auch Siege eingefahren und gute Spiele gezeigt hat.
Sie wurden bei Bielefeld nach vier Partien ohne Punkt entlassen. Was ist passiert?
Das Engagement stand von Beginn weg unter einem schlechten Stern. Bielefeld hatte eine schwierige Zeit hinter sich, ist abgestiegen und hatte seit Februar kein Heimspiel mehr gewonnen. Schon nach der ersten Niederlage wurde man im Umfeld sehr nervös und hat alles hinterfragt. Nach der zweiten Pleite lagen die Nerven blank. Ich versuchte die Menschen zu beruhigen, doch es gelang mir nicht.
Was werfen Sie sich vor?
Dass ich nicht resolut dazwischen gegangen bin, als Diskussionen aufkamen. Ich hätte klare Leitplanken setzen müssen, stattdessen wollte ich alle ins Boot nehmen und liess einen offenen Dialog zu.
Haben Sie ein konkretes Beispiel?
Nach der zweiten Niederlage wollte ich das Risiko minimieren und einfacher spielen lassen. Ich wollte unserem neuen Goalie, der zuvor wenig Spielpraxis hatte, die Last nehmen und auf lange Bälle setzen. Da gabs sofort Widerstand im Staff. Es hiess: «Das können wir nicht machen!».
Wars nicht naiv, dass Sie keinen Assistenten mitgenommen haben?
Ich wollte ja meinen langjährigen Assistenten mitnehmen. Doch wenige Tage bevor der Vertrag unterschrieben werden sollte, hat er ein anderes Angebot gekriegt. So kams, dass ich alleine nach Deutschland ging. Es wurde sehr viel hinterfragt und alles diskutiert.
Was meinte die Klubführung dazu?
Sagen wirs so: Mir fehlte die Unterstützung der Klubführung, ich fühlte mich alleine. Schön war dagegen der Umgang mit den Fans. Da fühlte ich immer grossen Zuspruch.
Waren Sie überzeugt, den Turnaround zu schaffen?
Absolut. Aber ich hätte Unterstützung gebraucht.
Jetzt sind Sie einmal mehr ohne Klub. Wie fühlt es sich an?
Nicht so schlimm wie auch schon. Mit jeder Erfahrung wird es einfacher, aber problemlos ist es nie. Aber meine Welt ist mittlerweile eine andere: Ich habe eine Familie, mit welcher ich sehr gerne Zeit verbringe. Unser Sohn wird im nächsten Jahr drei. Das gibt mir moralisch grossen Halt.
Sie reisen zurzeit mit Ihrer Familie durch Asien. Warum wollen Sie eigentlich im Trainerbusiness bleiben? Ex-Trainer sagen, die Lebensqualität nehme nach dem Rücktritt massiv zu.
Das glaube ich gerne. Aber schon als Bub hat mich das Fussball-Virus gepackt und nie mehr losgelassen. Ich bin nun seit 20 Jahren Trainer und bin es noch immer aus Leidenschaft. Noch ist es zu früh, damit aufzuhören.
Dann sind Sie bereit für einen neuen Verein?
Absolut. Die Batterien sind aufgeladen. Ich fühle mich dynamisch und vital und will nochmals angreifen.
Es heisst, Sie würden sich jeweils auf offene Trainerstellen selbst bewerben. Stimmt das?
Ja, warum sollte ich das nicht tun? Die Schweiz ist nicht so gross, man kennt sich. Weshalb soll ich es dann nicht selbst in die Hand nehmen und einen Agenten dazwischen schalten? Sie lassen sich ja auch nicht von Drittpersonen bei Kollegen vorstellen.
Und würden Sie auch wieder in der Challenge League arbeiten?
Ja. Fussball ist Passion. Es geht mir nicht um Geld, um Prestige. Es geht um Leidenschaft.
Nati-Trainer Murat Yakin war davor auch in der Challenge League.
Schon krass. Von der Challenge League in die Nati. Muri hats vorgemacht. Der Fussball ist unberechenbar. Oder Jürgen Seeberger. Er hat jahrelang einen tollen Job bei Schaffhausen gemacht, ist von der 1. Liga bis in die Super League aufgestiegen und hat dann aus irgendeinem Grund keine wirkliche Chance mehr gekriegt. Jetzt ist er plötzlich bei Vaduz und zurück im Geschäft. Also: Wenn irgendjemand behauptet, die Zeit sei vorbei, sage ich: «Dummes Geschwätz».
Also sind Sie für jedes interessante Projekt zu haben, ausser für Sion?
Warum nicht für Sion?
Weil Sie vor ein paar Jahren meinten, Sie würden eher als Tellerwäscher arbeiten als bei Sion als Trainer.
Ich habe Christian Constantin unterdessen kennengelernt und wir haben uns gut verstanden. Das würde ich heute so nicht mehr sagen. Man soll mit den Jahren ja auch etwas dazu lernen. (Lacht)