Schweizer Klubs zittern vor dem Horror-Szenario
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Pläne des Bundesrats:Grossanlass-Verbot bis im März 2021?

YB-Greuel: «Das wäre das Todesurteil!»
Schweizer Klubs zittern vor dem Horror-Szenario

Der Bundesrat erwägt, die 1000-Personen-Limite bis Ende März 2021 zu verlängern. Ein Schock für den Schweizer Sport.
Publiziert: 29.07.2020 um 17:31 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2020 um 19:30 Uhr
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Verlängert der Bundesrat das Grossveranstaltungsverbot bis Ende März 2021, warten dunkle Zeiten auf die Schweizer Klubs.
Foto: keystone-sda.ch
Sport-Redaktion

Der Bundesrat wird wohl im August entscheiden. Wird das Verbot für alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen abgeschafft? Werden Anlässe mit über 1000 Personen werden bewilligungspflichtig? Oder wird das Verbot gar bis zum 31. März 2021 in Kraft bleiben? Letzteres wäre ein Horror-Szenario für die Schweizer Sport-Klubs.

«Ich hoffe, der Bundesrat ist sich bewusst, was ein Festhalten am Grossanlass-Verbot bis im Frühling bedeuten würde», sagt Wanja Greuel, CEO von YB. Jenem Klub, der drauf und dran ist, zum dritten Mal in Folge Meister zu werden und der soeben einen Gewinn von 21 Millionen Franken präsentiert hat. Greuel fährt fort: «Es wäre das Todesurteil für die Profiklubs. Die Gesundheit steht im Vordergrund, keine Frage. Aber es gäbe doch andere Lösungen.»

Der YB-CEO hat solche Lösungen parat: «Man könnte die Zuschauer gestaffelt hineinlassen. Den Abstand gewährleisten, indem nur jeder zweite Sitz besetzt ist. Es gäbe keine Gästefans und auch keine Stehplätze. Und Maskenpflicht. So könnte man in einem Stadion wie dem unseren 15'000 Menschen mit guter Organisation gefahrlos hineinlassen.»

«Dann braucht es kein YB mehr»

Auch beim Meister in Bern macht man sich Sorgen ums Finanzielle. «Wir sind gut situiert, aber auch bei uns ist es ohne Zuschauer-Einnahmen eine Frage der Zeit, bis wir an die Grenzen stossen. Wenn es keinen Fussball mehr gibt, braucht es auch kein YB mehr», so Greuel.

Auch FCB-CEO Roland Heri warnt: «Eine Aufrechterhaltung der 1000er-Grenze bis Ende März 2021 würde den Profifussball in seiner Existenz bedrohen. Der FCB ist im engen Austausch mit den kantonalen Behörden, den Clubs und der Liga, um eine möglichst konziliante Lösung zu finden, damit der Schweizer Profifussball, der Spitzensport generell und auch andere Grossveranstaltungen eine reelle wirtschaftliche Überlebenschance haben. Darüber hinaus vermisst der ganze FCB die Atmosphäre mit der Stimmung seiner Fans im Stadion, die ein Fussballspiel für alle Beteiligten erst zum freudestiftenden Erlebnis machen.»

FCSG-Präsident Matthias Hüppi richtet aus: «Wir sind mit Vollgas daran, ein Sicherheits-Konzept zu erarbeiten. Immer unter der Voraussetzung, dass die Gesundheit für das Publikum gewährt ist, muss das Ziel sein, von der absoluten Zahl 1000 wegzukommen. 50 Prozent Auslastung müssten möglich sein.»

In der Innerschweiz tönt es ähnlich. «Für den FC Luzern wäre es von grösster Wichtigkeit, wenn man die neue Saison mit mehr als 1000 Zuschauern starten könnte. Als gute Basis dafür erachten wir das Schutzkonzept der SFL, um die Gesundheit aller Beteiligten garantieren zu können», sagt Markus Krienbühl, FCL-Medienchef.

Und im Tessin sieht man keinen Grund, weshalb die neue Saison im September mit nur wenigen Fans im Stadion starten sollte. «Für uns in Lugano – wie wir die aktuelle Situation rund um die Corona-Pandemie hier sehen – ist die einzig logische Option, dass das Verbot Ende August aufgehoben wird», spricht Lugano-Präsident Angelo Renzetti Klartext.

Xamax ist auch klar für Events mit mehr als 1000 Zuschauern – und lässt ausrichten, künftig das halbe Stadion nutzen zu wollen – mit vier Abteilungen und separaten Eingängen.

Stimmen aus dem Eishockey

Auf dem Eis macht man sich ebenfalls Gedanken. Gaudenz Domenig, Präsident des HC Davos, schlägt Alarm: «Eine ganze Saison mit einer Obergrenze von 1000 Zuschauern bringt den grössten Teil der Klubs in Lebensgefahr, die Einnahmeausfälle würden die Eigenkapitalreserven auffressen. Beim HCD kämen wir wohl durch, falls wir wenigstens sämtliche Sitzplätze besetzen könnten, aber nur schon eine Variante mit jedem zweiten besetzten Sitzplatz wäre problematisch.»

Beim SCB hofft man auf Schutzkonzepte. CEO Marc Lüthi meint: «Fixe Zahlen machen keinen Sinn. Eine Halle mit einer Kapazität von 1500 Plätzen kann nicht mit einer Halle mit 17'000 Plätzen verglichen werden. Man muss mit Prozentzahlen arbeiten. Es braucht Schutzkonzepte.»

Und beim EHC Biel sagt Boss Daniel Villard: Sollte das Verbot wirklich bis im März in Kraft bleiben, dann «muss man kein Prophet sein, um sagen zu können, dass ohne A-fonds-perdu-Beiträge die meisten Klubs verschwinden werden. Betroffen wären auch die Nachwuchsorganisationen. Zudem würden viele Arbeitsplätze verschwinden. Da muss sich das Baspo schon Gedanken machen.»

Bei den SCL Tigers versucht man die Ruhe zu bewahren. «Ich sehe das pragmatisch. Die Information ist nicht bestätigt. Selbstverständlich machen wir uns Gedanken und befassen uns mit verschiedenen Szenarien. Aber wir lassen uns nicht verrückt machen und warten jetzt die Bundesratssitzung ab», sagt CEO Peter Müller.

«Das wäre eine Katastrophe»

Auch Liga-Direktor Denis Vaucher warnt davor, das Verbot zu verlängern: «Das wäre eine Katastrophe. Es wäre sicher existenzbedrohend für die Liga, für die Klubs und für alle, die beteiligt sind. Der Bundesrat wird den Entscheid am 12. August fällen. Wir appellieren an den Bundesrat und die kantonalen Politiker, dass sie Verständnis haben für unsere Situation und dass sie uns helfen.»

Bei der Liga habe man sich mit verschiedenen Szenarien beschäftigt. «Doch wenn der Bundesrat sagt, dass man bis Ende März nur 1000 Zuschauer zulässt, bringt es nichts nach hinten zu schieben», sagt Vaucher. «Im März können wir nicht mehr anfangen. Wir können nicht wie die NHL eine Bubble machen und dann in zwei Städten spielen. Dazu fehlen uns die Mittel und die räumlichen Verhältnisse. Das heisst, wir müssen Mitte September starten – mit mehr als 1000 Zuschauern. Dann können wir überleben. Wenn nicht, wird es ganz schwierig.»

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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