YB-Captain Loris Benito
«Die Champions League ist Fluch und Segen zugleich»

Loris Benito steht nach seinem Kreuzbandriss und siebenmonatiger Verletzungspause vor dem Comeback. Der YB-Captain spricht im Blick-Interview über die Liga-Krise des Meisters, seinen neuen Vertrag und die Champions League.
Publiziert: 13.09.2024 um 19:45 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2024 um 19:47 Uhr
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Loris Benito wurde mit YB vier Mal Meister.
Foto: Pius Koller
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Loris Benito, Sie haben den Vertrag mit YB um eine weitere Saison plus Option verlängert. Ein «No-Brainer»?
Loris Benito: Ja, das kann man so sagen. Für mich war klar, dass ich das machen will. Ich habe mich in meiner Karriere nirgends so wohlgefühlt wie bei YB. In diesem Verein, in dieser Stadt, in diesem Umfeld, mit diesen Leuten.

Der Moment ist kein Zufall, Sie stehen nach Ihrem Kreuzbandriss und drei Spielen mit der U21 vor Ihrem Comeback im Cup gegen Vevey.
Ich bin mir es nun ja gewohnt, gegen Gegner aus der Promotion League zu spielen (lacht). Ich hoffe und rechne damit, dass ich von Beginn an spiele.

Droht YB Stolper-Gefahr?
Vevey gehört zu den besten Teams der Promotion League, aber gegen uns werden sie nicht so dominant auftreten können, wie sie es sich in der Liga gewohnt sind. Wir haben es in den eigenen Händen, müssen mit der nötigen Seriosität ans Werk gehen und von Anfang an auf Sieg spielen.

YB braucht Sie dringend. Seit Sie sich im Februar verletzt haben, läuft es bei YB nicht mehr rund. YB ist Letzter.
Das Ganze nur an meiner Person aufzuhängen, wäre falsch und nicht fair gegenüber den anderen. Klar hat zuletzt etwas gefehlt. Aber wir haben viele Spieler, die Erfahrung und Qualität haben. Ich bin nur ein Baustein. Ich versuche, die Mannschaft mitzureissen und ein Vorbild zu sein. Ich hatte viele in meiner Karriere, von denen ich lernen konnte.

Loris Benito persönlich

Loris Benito ist am 7. Januar 1992 in Aarau geboren. Beim FC Aarau durchläuft er die Juniorenabteilung und absolviert seine ersten Profispiele. Nach zwei Jahren beim FC Zürich wechselt er 2014 zu Benfica Lissabon, wo er zwar Meister wird, sich aber nicht durchsetzen kann. 2015 folgt der Wechsel zu YB, wo er in vier Jahren zweimal den Titel gewinnt. 2019 geht es nach Bordeaux, nach zwei Jahren in Frankreich löst er seinen Vertrag auf, findet aber erst nach einigen Monaten Unterschlupf bem FC Sion. Im Sommer 2022 geht es zurück nach Bern, wo zwei weitere Meistertitel folgen. Seit dieser Saison ist Benito Captain der Berner. Für die Nati debütierte er 2018 und bestritt bislang 13 Länderspiele.

Loris Benito ist am 7. Januar 1992 in Aarau geboren. Beim FC Aarau durchläuft er die Juniorenabteilung und absolviert seine ersten Profispiele. Nach zwei Jahren beim FC Zürich wechselt er 2014 zu Benfica Lissabon, wo er zwar Meister wird, sich aber nicht durchsetzen kann. 2015 folgt der Wechsel zu YB, wo er in vier Jahren zweimal den Titel gewinnt. 2019 geht es nach Bordeaux, nach zwei Jahren in Frankreich löst er seinen Vertrag auf, findet aber erst nach einigen Monaten Unterschlupf bem FC Sion. Im Sommer 2022 geht es zurück nach Bern, wo zwei weitere Meistertitel folgen. Seit dieser Saison ist Benito Captain der Berner. Für die Nati debütierte er 2018 und bestritt bislang 13 Länderspiele.

Von wem am meisten?
Das begann schon früh beim FC Aarau mit meinem Onkel Ivan. Später beim FCZ war Mathieu Béda ein hervorragender Captain. Bei Benfica spielte ich mit Luisão zusammen, einem Weltklassespieler. Aber auch Steve von Bergen, mit dem ich den Vertrag unterschrieb, war ein grosser Leader.

An Leadern hat es zuletzt bei YB gefehlt. Hat die sportliche Leitung diesen Faktor nach dem Rücktritt von Fabian Lustenberger und Ihrem Ausfall unterschätzt?
Das glaube ich nicht. Man hat sich erhofft, dass der eine oder andere noch mehr in diese Rolle reinschlüpfen kann. Aber Leader kann man in der Kabine und auf dem Platz nur sein, wenn es die eigene Form zulässt und man konstant gut spielt, ansonsten wird es schwierig. Nach diesem harzigen Start in der Liga war jeder mit sich selbst beschäftigt.

Hätte der Verein Transfers zu einem früheren Zeitpunkt tätigen müssen?
Der Verein hat eine klare Strategie und die Tendenz, neben gestandenen Spielern auf junge, qualitativ gute Spieler zu setzen, die aber vielleicht noch nicht so belastbar sind. Es ist schwierig, die goldige Mitte zu finden, das ist eine Herausforderung. Mal gelingt es perfekt, dann weniger. Das ist normal.

Der schwache Liga-Start wurde überstrahlt von der Qualifikation für die Champions League gegen Galatasaray.
Nach der Playoff-Auslosung hat der eine oder andere leer geschluckt, weil es einfachere Gegner gegeben hätte. Dadurch wussten wir aber, dass wir voll bereit sein und ans Limit gehen müssen. Unsere Qualität hat mich nicht überrascht, dass wir auswärts Galatasaray dominiert haben, allerdings schon.

Wenn man europäisch so stark auftritt, warum klappt es dann in der Liga nicht?
Die Champions League ist Fluch und Segen zugleich. Wir haben gezeigt, dass wir die Qualität haben. Aber der Sport ist auch eine mentale Sache. Die Verunsicherung in der Liga bringt man nicht von heute auf morgen raus. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und müssen uns dem stellen und Widerstandsfähigkeit zeigen. Es ist vor allem eine mentale Sache.

Vielleicht ist die Motivation grösser, in Istanbul zu spielen als in Yverdon …
Das lasse ich nicht als Ausrede gelten. Wenn man den Anspruch hat, Schweizer Meister werden zu wollen, muss man in jedem Spiel diesem Anspruch gerecht werden. Das ist die grosse Kunst im Fussball. Und das unterscheidet die grossen von den ganz grossen Spielern. Ich bin kein Fan von Spielern, die in einer Saison 30 Tore machen, aber danach wieder abtauchen, sondern von denjenigen, die über Jahre konstante Leistungen zeigen, unabhängig von Gegner und Umständen.

Wann gewinnt YB endlich auch in der Liga?
Die Nati-Pause kam zum richtigen Moment. Ich bin überzeugt, dass es aufwärts geht und der schwierige Start in ein paar Monaten Vergangenheit sein wird. Im Fussball kann es schnell in die andere Richtung gehen, nach unten, aber auch nach oben.

Wie ist das Verhältnis mit dem neuen Trainer Patrick Rahmen?
Als Captain habe ich natürlich einen engen Austausch mit ihm. Er bestätigt das, was ich bereits im Vorfeld von ihm gehört habe. Er ist sehr nahe bei der Mannschaft, seine Türe ist immer offen und man spürt seine Leidenschaft für den Fussball.

Sie spielen zum vierten Mal in der Champions League. Gewöhnt man sich daran?
Nein. Die Champions League ist neben der Nationalmannschaft das Höchste für einen Spieler, daran kann man sich nicht gewöhnen. Es ist schön, den neuen Modus miterleben zu dürfen. Ich finde ihn gut, spannend und enorm attraktiv.

Ist Rang 24 und das Erreichen der K.o.-Phase realistisch?
Mein Ziel ist klar: Wir wollen uns qualifizieren. Wir haben uns die Teilnahme verdient, sie ist der Lohn für die zwei starken Leistungen gegen Galatasaray. Nun warten acht weitere solche Spiele gegen noch bessere Gegner. Einfach nur in die Spiele reingehen und mal schauen, geht aber nicht. Trotzdem können wir ohne Druck auftreten.

Auf welche Partie freuen Sie sich am meisten?
Ich bin seit meiner Kindheit Fan des FC Barcelona. Das Duell mit Inter und Yann Sommer, mit dem ich befreundet bin, sticht ebenfalls heraus.

Los gehts am Dienstag gegen Aston Villa. Was erwarten Sie für einen Gegner?
Obwohl für die englischen Teams die Premier League sehr wichtig ist, dürfte für Aston Villa die erstmalige Teilnahme speziell sein. Für viele Spieler ist die Champions League ein Schaufenster. Tyrone Mings kenne ich, nachdem ich einmal eine Reha in London mit ihm gemacht habe. Und Ollie Watkins ist ein Top-Stürmer. Sie werden aber kaum glücklich sein, auf Kunstrasen spielen zu müssen.

Rechnen Sie auch da mit einem Einsatz?
Das hängt auch vom Spiel in Vevey ab. Ich hoffe, dass wir unserer Favoritenrolle gerecht werden. Ob es dann auch gegen Aston Villa zu einem Einsatz reicht, werden wir sehen. Ich bin zwar topfit und es gibt keine Zweifel mehr. Aber ich muss ruhigen Kopf bewahren und nicht zwingend jedes Spiel spielen. Zudem haben wir genügend Spiele bis zur nächsten Nati-Pause.

Ist die Nati noch ein Thema für Sie?
Ich habe die Nati noch nicht abgeschrieben, denn als Spieler sind das die schönsten Momente überhaupt. Ich bin überzeugt, dass ich Teil der Nati sein kann, der Weg dorthin führt aber nur über starke Leistungen im Klub.

Wie haben Sie die EM erlebt?
Ich habe früh akzeptiert, dass ich diese verpassen werde. Zudem ist es einfacher, wenn man verletzt ist, als wenn man nicht nominiert wird. Da ich aber zwecks der Reha vier Wochen in Phoenix, Arizona, weilte, verfolgte ich das Turnier nur aus der Ferne.

Warum gingen Sie in die USA?
Für mich war von Anfang an klar, dass ich einen Teil der Reha im Ausland machen will. Das ist mental wichtig, um auch einmal den Kopf zu lüften. Ich habe mich dann schlaugemacht und bin auf ein Institut gestossen, in dem auch NFL- und NBA-Spieler sich aufhalten.

Was ist Ihnen besonders ausgefallen?
Der Austausch mit anderen Sportlern ist sehr interessant. Und der Fokus auf das Training ist enorm. Wie einer daherkommt, ist völlig irrelevant, ob mit einer Baseball-Cap, im Schlabberlook oder mit diversen Ketten, im Training sind alle mit voller Intensität dabei.

Was war der schwierigste Moment in diesen sieben Monaten?
Die Diagnose und der erste Abend. Aber die OP ist sehr gut verlaufen, zudem waren Meniskus und Knorpel in einem besseren Zustand als erwartet. Ich habe das Ganze dann sehr schnell akzeptiert und mich sofort auf den Weg zurück fokussiert.

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