Hier war Murat Yakin bereits überall Trainer
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FCB, GC und Co.Hier war Murat Yakin bereits überall Trainer

Wurde er tätlich angegriffen?
Yakin verklagt CC auf über eine Million Franken

2019 schickt Sion-Präsident Christian Constantin seinen damaligen Trainer Murat Yakin Knall auf Fall in die Ferien. Kurz darauf kündigt dieser seinen Vertrag. Seither geht die Schlammschlacht vor Gericht weiter.
Publiziert: 12.08.2021 um 11:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2021 um 12:37 Uhr
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Im September 2018 wird Murat Yakin als Sion-Trainer vorgestellt.
Foto: Twitter FC Sion
Alain Kunz

Nein, CC hat keinen Bock darauf, alte Kamellen hervorzukramen. Er sagt heute zu dieser über zwei Jahre zurückliegenden Sache bloss: «Es gibt bald eine neue Verhandlung vor Gericht? Keine Ahnung. Die Sache geht mich nichts mehr an. Murat hat seinen Vertrag damals gekündigt. Für mich ist das damit gegessen. Sonst frag meinen Anwalt.»

CC irrt, diese Sache derart auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn Blick-Recherchen ergeben: Diese alte Kamelle kann ihn gut und gerne mehr als eine Million Franken kosten. Wie denn das, wenn Yakin seinen Vertrag selber gekündigt hat? «Und Constantin ihm nie fristlos gekündigt hat, wie kolportiert wird», fügt CC-Anwalt Alexandre Zen-Ruffinen hinzu.

Kein Verständnis für Hotel-Aktion

Rollen wir die Geschichte nochmals auf. Es ist der 5. Mai 2019, als der Haussegen in Sion endgültig schiefhängt. Nicht weil Sion gegen YB mit 0:4 untergeht. Sicher auch, denn Sion liegt nur noch einen Punkt vor dem Barrageplatz. Aber noch mehr wegen der Dinge, die CC in der Woche vor dem Spiel gegen den Meister zu Ohren kommen.

Wutentbrannt sagt er damals: «Murat Yakin und sein Staff haben vor dem Spiel gegen den FCZ Ende April, das wir ja 0:1 verloren, nicht im Mannschaftshotel übernachtet, sondern irgendwo anders. Die haben die Mannschaft in einem Moment im Stich gelassen, als wir noch Hoffnung auf Patz drei und den Europacup hatten. Das ist absolut verrückt! Und auch total unverständlich. Ich bin abgrundtief enttäuscht.»

Und dann erfährt CC noch, dass sich dasselbe bereits Anfang April vor dem 2:1-Sieg in Thun ereignet haben soll. «Murat hat mir das bestätigt», so CC.

Das Tischtuch zwischen dem Sion-Präsidenten und dem Coach, den er derart vergöttert hatte, dass er die Verlängerung von dessen Vertrag als Coach des FC Sion um drei (!) Jahre in Zürich (!) den Journalisten präsentierte, ist damit unflickbar zerschnitten.

«Uns fehlt nur noch der Cup-Sieg!»
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Yakin verlängert beim FC Sion:«Uns fehlt nur noch der Cup-Sieg!»

Es erfolgt das Unvermeidliche: In einem Communiqué wirft der Klub Yakin und seinem Staff «unprofessionelles Verhalten» vor, weshalb sie vorzeitig in die Ferien geschickt würden. Zuvor hatte CC seine Entscheidung in einem kleinen schmuck- und fensterlosen Konferenzraum seines Hotels La Porte d’Octodure in Martigny dem Staff und Team verkündet.

Und dort kommt es zu jener Szene, die heute für das Gericht die massgebende sein dürfte, wer in diesem Fall obsiegt. CC soll Yakin tätlich angegriffen haben, was der Sion-Präsident selber bestreitet: «Ich habe seine Schulter gehalten, als er rausging. Da waren fünfzig Leute im Saal. Da werde ich doch niemals im Leben tätlich. Ich bin doch nicht krank!»

Danach gehts verbal weiter

Unbestritten ist hingegen, wie CC in der Folge gegen Yakin losledert, ihn demütigt. Denn das tut er in den Medien. Hier die knackigsten Passagen:

  • «Murat und sein Staff arbeiten nicht genügend. Die versuchen die Trainingspläne so anzusetzen, dass sie möglichst oft nach Zürich fahren können. Das ist kein Arbeiter-Staff, sondern ein Komfort-Staff.»
  • «Jetzt soll sich Murat erstmal drei Wochen erholen. Danach schicke ich ihn in einen Drei-Wochen-Französisch-Intensivkurs. Das ist bitter nötig, denn er hat, seit er im September hierhergekommen ist, kein Wort Französisch gelernt.»
  • «Murat ist 44. Da ist es höchste Zeit richtig arbeiten zu lernen. Ich werde ihn jeden Tag um acht Uhr zum Kaffee und Rapport ins Porte d’Octodure einbestellen. Damit ich weiss, dass er anwesend ist. Und dann will ich die Trainingspläne jeweils absegnen.»
  • «Murat ist wie ein kleines Kind, das mit verschmiertem Mund bestreitet, Nutella gegessen zu haben.»

Am 23. Mai 2019 schreibt sein Anwalt Kai Ludwig in einer Medienmitteilung, dass sein Mandant seinen Arbeitsvertrag mit dem FC Sion bereits am 10. Mai 2019 aus wichtigen Gründen fristlos gekündigt habe.

Weiter heisst es: «Die Kündigung erfolgte aufgrund des rechtswidrigen Verhaltens des Präsidenten des FC Sion, Christian Constantin, der die Persönlichkeitsrechte von Murat Yakin sowie seine Fürsorgepflicht als Arbeitgeber wiederholt und schwerwiegend verletzt hat. Yakin macht demzufolge seinen gesamten, ihm bis zum ordentlichen Vertragsende zustehenden Lohn geltend und wird diese Forderung gegebenenfalls auch gerichtlich durchsetzen.»

Verfahren noch pendent

Und da stehen wir nun. Vor Gericht. Ludwig bestätigt diese Woche gegenüber Blick: «Das damals in Aussicht gestellte arbeitsgerichtliche Verfahren gegen die Olympique des Alpes SA wurde im Herbst 2019 rechtshängig gemacht und ist derzeit noch pendent.» Weil es sich um ein laufendes Verfahren und überdies um eine private Angelegenheit von Murat Yakin handle, würden keine weiteren Stellungnahmen in dieser Angelegenheit erfolgen.

Auch Zen-Ruffinen schweigt weitestgehend. Wie also ist der Stand in dieser Sache? Blick weiss: Es gab bereits eine erste Anhörung. Die zweite ist für November anberaumt. Yakin macht seinen gesamten Lohn geltend, der ihm bis zum Vertragsende zugestanden wäre. Also zwei volle Saisons à je gut 500'000 Franken. Dazu sicher noch entgangene Prämien etc. Man kann also von einer eingeklagten Summe von 1,2 bis 1,4 Millionen Franken ausgehen.

Tätlichkeit oder nicht?

Entscheidend dabei werden die Vorfälle im Konferenzraum des Hotels sein: Ist CC tätlich geworden oder nicht? Und auch, ob er die Mannschaft in Zürich tatsächlich im Stich gelassen habe. Es seien schlicht zu wenige Zimmer zur Verfügung gestanden, sagt die Yakin-Seite. Eine Behauptung, welche der FC Sion nach Rücksprache mit dem Hotel bestreitet.

Im November gehts vor Gericht weiter. Ausser die zerstrittenen Parteien einigen sich vorher.

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