Vom Serien-Meister zum Cupfinal-Dummy
Der tiefe Fall von YB

Noch so ein schwacher Auftritt wie in Lugano gegen den anderen Cupfinalist St. Gallen und YB droht gar das Europa-Aus. Zudem sorgen ein paar «Fans» für grossen Ärger.
Publiziert: 10.05.2022 um 08:25 Uhr
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Viel Diskussions-Bedarf: YB-Captain Lustenberger und Stürmerstar Siebatcheu nach der 1:3-Pleite in Lugano.
Foto: TOTO MARTI
Michael Wegmann

YB Anfang Mai 2021: Längst stehen die Berner als Meister fest – und trotzdem überfährt YB den FC Basel beim 2:0. Die Anzahl Torschüsse im Spitzenkampf ist 21:3. Wobei was heisst Spitzenkampf? Das Team von Gerardo Seoane hat nach diesem 33. Spieltag schon 75 Zähler, 28 mehr als der Zweite. Ende Saison werden es gar 31 (!) Punkte Vorsprung sein. Liga-Rekord! Wie ein Dampfer fährt YB durch die Super League: selbstbewusst, wuchtig, unzerstörbar, angsteinflössend.

YB Anfang Mai 2022: Platz 3 mit 53 Punkten nach dem 33. Spieltag – 22 Zähler Rückstand auf den neuen Meister FCZ. YB droht gar, erstmals seit 2013 das europäische Geschäft zu verpassen. Denn nach dem 1:3 im Tessin rückt der FC Lugano den Bernern bis auf drei Punkte auf die Pelle.

Sinnbildlich für den tiefen Fall von YB in dieser Saison ist der Flop Fabian Lustenberger vor dem 1:1: In Ballbesitz stolpert der YB-Captain über seine eigenen Füsse, Lugano-Flügel Amoura sagt Danke. Lustenberger entschuldigt sich nach Spielschluss für seine Slapstick-Einlage.

YB ist nicht mehr wuchtig und angsteinflössend

Auch abgesehen von dieser Aktion ist das Team von Matteo Vanetta so gar nicht angsteinflössend. Es fehlt ihm wie oft in dieser Saison an der früheren Wucht, an Selbstbewusstsein. Die routinierte Lugano-Defensive hat leichtes Spiel, denn YB versucht sein Glück quasi nur mit langen, hohen Bällen in die Spitze. Nur zwei Torschüsse in 96 Minuten. Der einst so stolze Serien-Meister wird für die Tessiner nach fünf sieglosen Partien zum idealen Cupfinal-Aufbaugegner. «Das war ein wichtiger Sieg für unsere Moral», sagt Luganos Lavanchy. Autsch!

YB-Goalie David von Ballmoos meint nach Spielschluss, dass ihm langsam die Worte fehlen würden und verrät, dass er froh sei, wenn diese Saison bald vorbei sei. Auch Captain Lustenberger ist der Fust anzusehen, «bitter», nennt er seinen Stolperer, das Resultat und der Auftritt.

Mit St. Gallen kommt der nächste Cupfinalist

Einzig Nati-Spieler Christian Fassnacht verströmt bei seinem Comeback nach langer Verletzungspause ein wenig Optimismus. Zumindest versucht er es. Er sagt: «Es ist schön, dass es am Dienstag sofort weitergeht. Ich bin sicher, dass wir die nächsten drei Spiele nicht mehr durchzittern werden. Wir werden Vollgas geben und nochmals Sieg um Sieg holen.»

Der erste Sieg dürfte schon schwierig genug werden. Am Dienstag empfangen Fassnacht, Lustenberger & Co. mit dem FC St. Gallen ausgerechnet Luganos Cupfinal-Gegner.

Während die Luganesi und die St. Galler am nächsten Sonntag um den letzten Pokal in dieser Saison kämpfen, macht YB also nur den Cupfinal-Dummy. Dass der Final im heimischen Wankdorf stattfinden wird, macht die Sache für die erfolgsverwöhnten Berner wohl nur noch bitterer.

YB nimmt Fan-Ausschreitungen konsterniert zur Kenntnis

Noch viel schlimmer ist jedoch, was einzelne YB-Anhänger nach dem Schlusspfiff veranstalten. Erst liefern sie sich am Bahnhof Lugano mit der Polizei ein heisses Gefecht. Es fliegen Steine, die Polizei antwortet mit Tränengas und Gummischrot. Dabei wird ein 20-jähriger Chaot verhaftet. Im Extrazug nach Bern wird weiter gewütet. Zerstörte Scheiben, demolierte Sitze, versprayte Wände. Die Bilder eines Leserreporters sind erschreckend. Die Kantonspolizei Bern ermittelt.

Hier randalieren die YB-Fans in Lugano
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Pyros am Bahnhof:Hier randalieren die YB-Fans in Lugano

Bei YB habe man die Vorfälle konsterniert zur Kenntnis genommen und verurteile sie aufs Schärfste, schreibt der Klub in seiner Stellungnahme, «Wir distanzieren uns in aller Form von Gewalt, Zerstörung und Sachbeschädigung und sind daran, die Vorfälle sorgfältig aufzuarbeiten. Wir befinden uns im Austausch mit den Behörden, den SBB und den Dachverbänden der Fanklubs und hoffen, dass die fehlbaren Personen zur Rechenschaft gezogen werden können.»

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Mannschaft
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FC Lugano
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18
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31
2
FC Basel
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18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
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18
9
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4
FC Luzern
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18
3
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Servette FC
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2
29
6
FC Zürich
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27
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FC Sion
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FC St. Gallen
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BSC Young Boys
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Yverdon Sport FC
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