«Hätte auch schon zum FCZ gehen können»
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Gentner über FCL-Wechsel:«Hätte auch schon zum FCZ gehen können»

Vater stirbt im Stadion
Die traurige Geschichte von FCL-Gentner

Christian Gentner (35), der neue Luzerner Leitwolf, erleidet in seiner Karriere zwei schwere Schicksalsschläge. Über diese prägenden Ereignisse, seine neue Rolle beim FCL und über Ex-Coach Urs Fischer spricht der Ex-Bundesliga-Star mit Blick.
Publiziert: 14.07.2021 um 18:59 Uhr
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Aktualisiert: 14.07.2021 um 19:01 Uhr
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Er ist der neue Leitwolf beim FC Luzern: Ex-Bundesliga-Profi Christian Gentner.
Foto: freshfocus
Eynat Bollag

Auf seine neue Rolle beim FC Luzern angesprochen, sagt Ex-Bundesliga-Star Christian Gentner lachend: «Der neue Opa?» Witze, ob er denn mit dem Rollstuhl zum Training gerollt sei, lässt sich der zweifache deutsche Meister gerne gefallen. «Wenn ich in solche Spässe involviert werde, weiss ich, ich bin in der Mannschaft angekommen.» Das halte jung, findet Gentner, der nebenbei beim DFB die Ausbildung «Führungsposition im Profifussball» absolviert.

Gentner schwärmt von Urs Fischer

Mit seinen 35 Jahren ist Gentner im Spätherbst seiner Karriere angelangt. 430 Bundesliga-Spiele hat der Deutsche in den Beinen. Zuletzt spielt der Mittelfeldmann bei Union Berlin unter Urs Fischer, von dem er aus dem Schwärmen kaum mehr rauskommt. «Er hat mich in allem unterstützt und an meine Fähigkeiten geglaubt. Er war jemand, der den Wert, den ich für eine Mannschaft habe, von Anfang an hoch eingeschätzt hat.»

Auch die Luzerner wissen, was sie an ihrem neuen Mann haben. «Gentners CV spricht für sich», sagt sein neuer Chef Fabio Celestini. Ein Lebenslauf geprägt von zwei dramatischen Schicksalsschlägen. Das langjährige Aushängeschild des VfB Stuttgart verliert im Dezember 2018 seinen Vater. Herbert Gentner, ein leidenschaftlicher Fussballfan, selbst einst als Mittelstürmer im Einsatz. «Ja, das mit meinem Vater», beginnt Gentner zu erzählen. Man merkt, es fällt ihm noch immer schwer, die richtigen Worte zu finden. «Es ist total plötzlich, total unvorbereitet passiert.» Fussball und das wöchentliche Stadionerlebnis seien stets sein Highlight gewesen. «Doch er war jemand, der das nie so öffentlich hätte erleben wollen.»

Sein Vater stirbt im Stadion

Der 15. Dezember 2018 hatte so gut begonnen. Der damalige VfB-Captain Gentner und sein Team besiegen die Hertha 2:1. Es ist ein Befreiungsschlag im damaligen Abstiegskampf. Nur wenige Minuten nach dem Schlusspfiff – Gentner ist bereits in der Garderobe – überbringt ihm Bruder Thomas die traurige Nachricht. Sein Vater stirbt im Beisein seiner Mutter Monika und seinen beiden Brüdern Michael und Thomas im VIP-Bereich der Mercedes-Benz-Arena.

Er sei mit Herzproblemen plötzlich zusammengebrochen. Der anwesende Notarzt beginnt umgehend mit der Reanimation. Vergebens. Gentner nimmt das Schicksal an, ist dankbar dafür, über 30 Jahre mit beiden Elternteilen gross geworden zu sein. «Es ist Teil meiner Geschichte, aber nichts, was mich als Mensch verändert hätte», sagt er.

Die dramatische Verletzung

Mit der Tragödie um seinen Papi wird der zweifache Familienvater bereits zum zweiten Mal schwer getroffen. Ein Jahr zuvor wäre Gentner selbst fast gestorben. Bei einem Zusammenprall mit Wolfsburgs Keeper Koen Casteels zieht sich Gentner mehrere Brüche im Gesicht zu. Bewusstlos liegt er auf dem Rasen. Der Mannschaftsarzt handelt jedoch sofort, holt dem ohnmächtigen Gentner die Zunge aus dem Hals und verhindert so Schlimmeres.

Gentner relativiert: «Von aussen betrachtet war ich einfach sieben Wochen verletzt. Andere haben einen Kreuzbandriss und fallen sechs Monate aus», so der Mittelfeldmann. «Für meine Frau, die im Stadion war, war das viel krasser.» Nicht nur das: Seine Verena wollte ihm im Anschluss des Spiels sogar noch etwas Süsses verraten. «Meine Frau wollte mir an dem Tag sagen, dass sie zum zweiten Mal schwanger ist.»

Kein Wunder, bezeichnet Gentner nach all den «Prüfungen» seine Familie als das «Allerheiligste». Sein Wechsel in die Innerschweiz musste auch in erster Linie für seine Familie stimmen. Luzern ist für Gentner, der auch Gespräche mit Klubs aus der MLS und aus Australien geführt habe, die erste Auslandstation. Dabei hätte er auch schon vor zwei Jahren das Abenteuer Schweiz in Angriff nehmen können, als ihn sein guter Freund, der damalige FCZ-Coach Ludovic Magnin, einst sein Mannschaftskollege beim VfB, anruft.

Das Telefon mit Magnin

«Wir hatten in der Sommerpause länger telefoniert. Ich hätte in Zürich eine ähnliche Rolle wie hier in Luzern übernehmen können.» Doch da funkt Urs Fischer mit Union Berlin dazwischen. Zwei weitere Jahre Bundesliga hätten Gentner dann doch mehr gereizt, bevor er nun als «Opa» einen entscheidenden Beitrag in der Entwicklung der jungen Wilden beim FCL leisten darf.

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