«Es ist stilllos, wie der FC Basel mit langjährigen Mitarbeitern umgeht»
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Stefan Kreis zur FCB-Führung:«Es ist stilllos, wie der FC Basel mit langjährigen Mitarbeitern umgeht»

Über 20 Mitarbeiter weg
Klima der Angst beim FC Basel!

Sportlich läufts dem FCB nach dem Führungswechsel wie geschmiert, hinter den Kulissen aber rumort es gewaltig. Die finanzielle Lage ist prekär, ein Geldgeber bislang nicht in Sicht.
Publiziert: 03.10.2021 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2021 um 12:07 Uhr
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Sportlich läufts beim FCB rund....
Foto: imago images/Sports Press Photo
Stefan Kreis

Es ist ein bemerkenswerter Satz, ausgesprochen von einem Mann, der beim FCB seit einer Ewigkeit zum Inventar gehört. Und er sagt vieles aus über die aktuelle Stimmung auf der Geschäftsstelle des FC Basel. «Es gibt beim FCB viele, die wünschen sich Roland Heri zurück.»

Wie bitte? Roland Heri? Jenen Mann, den sie vor ein paar Monaten mit Schimpf und Schande aus dem Joggeli vertrieben haben? Dem einige «Fans» einen abgetrennten Schweinekopf vor die Türe legten mit der Aufschrift «Heri-Sau»? Dem unbeliebtesten Mann von ganz Basel? Und dieser Mann soll vermisst werden?

Ja. Weils in den vier Jahren unter CEO Heri so gut wie keine Entlassungen gegeben hat. Bekannt sind Kündigungen wegen inakzeptabler Vergehen, aus wirtschaftlichen Gründen aber musste keiner den FCB verlassen.

Langjährige Mitarbeiter weg

Mittlerweile aber ist die finanzielle Lage beim FCB derart prekär, dass Heris Nachfolger Dani Büchi nichts anderes übrig bleibt, als mit eisernem Besen durch die Räumlichkeiten zu kehren. Über 20 der rund 300 Mitarbeiter haben den FCB bereits verlassen. Weitere sollen noch folgen, wie der Klub auf SonntagsBlick-Anfrage bestätigt.

Jüngste Opfer sind die drei langjährigen FCB-Teamärzte Felix Marti, Markus Weber und Markus Rothweiler. Insgesamt belastete das Ärzte-Trio den Klub mit einer tiefen sechsstelligen Summe. Nicht überrissen. Vorallem, wenn man bedenkt, mit wieviel Herzblut das Trio bei der Sache war.

Felix Marti beispielsweise ist Ehrenmitglied des Vereins, seit 42 Jahren dabei. Und er hat ein Vierteljahrhundert lang vom FCB keinen Rappen kassiert, reiste in den düsteren NLB-Jahren auf eigene Kosten an die Auswärtsspiele.

Für einen Mann mit einem solchen Renommee gibts für gewöhnlich einen Abgang durch die ganz grosse Türe, stattdessen wird Marti kurzfristig darüber informiert, dass er gehen muss, obwohl er die Reise zum Auswärtsspiel gegen Karabach bereits gebucht hatte.

Rauer Umgangston

Einen Tag später lässt Büchi ausrichten, dass es «in den letzten Tagen Vorkommnisse» gegeben habe, die die Trennung erforderlich machten. Mit medizinischen Fehlleistungen haben diese Vorkommnisse nichts zu tun. Sondern damit, dass sich die Ärzte bei ihrem Anwalt informiert haben sollen, wie genau ihre Vertragslage denn aussehe. Dies nachdem Büchi mitgeteilt habe, dass man Veränderungen im medizinischen Bereich anstrebe.

Statt Marti, Weber und Rothweiler, soll sich neu die Rennbahnklinik in Muttenz um die 1. Mannschaft kümmern. Aus dem Umfeld der drei Ärzte ist zu vernehmen, dass man mit ihnen jederzeit über alles hätte sprechen können, die Art und Weise der Entlassung aber respektlos gewesen sei.

Allgemein ist der Umgangston rauer geworden, beim FCB herrscht ein Klima der Angst. Keiner weiss, ob er als nächstes rausgeschmissen wird. Die Sparmassnahmen? Rigoros! Geichzeitig aber verpflichtet der FCB mit Millar, Burger, Lopez, Fernandes, Esposito, Tavares, Ndoye, Pelmard, Males, Lang und Djiga elf neue Spieler. Die meisten davon zwar leihweise und mit geringem Risiko, trotzdem belasten die Spieler die Personalkosten des Klubs.


All-in-Strategie

Dass man sich mit dieser Transferpolitik auf dem Nachwuchscampus keine Freunde macht, ist klar. Statt auf Yannick Marchand, einen U21-Nati-Spieler mit Perspektiven zu setzen, holt man mit Wouter Burger einen ähnlichen Spielertypen aus Holland. Weitere Beispiele gibts genug. Die Stimmung auf dem Campus ist nach der aktuellen Transferperiode nicht von Überschwang geprägt.

Die Strategie der FCB-Bosse hingegen scheint klar. Dank einer schlagfertigen Mannschaft Meister werden, sich für die Champions League qualifizieren und dann 30 Millionen Franken kassieren. Das strukturelle Defizit, das derzeit noch über 20 Millionen beträgt, wäre auf einen Schlag getilgt, die Rechnung ginge auf. Gelingt das aber nicht, dann wird der FC Basel zum Millionengrab.

Sparen wo es nur geht

Bernhard Burgener war sich dessen bewusst, nicht ohne Grund wollte der ehemalige FCB-Präsident mit Centricus einen finanzstarken Partner mit ins Boot holen. Das Vorhaben misslang, David Degen ging nach den Übernahme-Scharmützeln als Sieger hervor. Und er installierte mit Dani Büchi einen Mann fürs Grobe. Einer, der die Sparmassnahmen durchsetzen soll. Und das tut der Zürcher, der selbst Aktien am FC Basel hält, in radikaler Art und Weise.

Jeder Rappen wird umgedreht, wos Sparpotenzial gibt, wird gespart. Neu müssen die Mitarbeiter beispielsweise 160 Franken pro Monat für ihren Parkplatz bezahlen. Was man dabei wissen muss: Beim FCB werden keine 13. Monatslöhne bezahlt, stattdessen wurde dieser Bestandteil durch Goodies aufgefangen. Das fängt beim günstigen Parkplatz an und hört bei einer Tankkarte für Vielfahrer auf.

Einigen Mitarbeitern wurde zudem mitgeteilt, dass sie zwar beim FCB bleiben können, aber nur unter der Voraussetzung einer massiven Lohnkürzung.

Für ein Mitglied in verantwortungsvoller Führungsposition, der beim FCB unter Burgener und Heri pro Jahr um die 170'000 Franken verdiente, ist das verkraftbar. Für Normalverdiener, und die sind beim FCB in der grossen Mehrzahl, ein fast nicht zu stemmender Schnitt. Klar, dass etliche Mitarbeiter sauer sind, die Stimmung am Siedepunkt ist.

Büchi scheint das Problem erkannt zu haben, lud am Donnerstag vor einer Woche im Stadion zum Mitarbeiterfest. Perfekt organisiert sei es gewesen, sagen Leute, die da waren. Einige Mitarbeiter aber boykottierten den Abend. Weil sie der Meinung sind, dass ein solches Fest im Widerspruch zu den Sparmassnahmen steht. Und aus Solidarität zu den entlassenen Kollegen.

Keine neuen Geldgeber in Sicht

Auf die Umstrukturierungen angesprochen, antwortet der FCB: «Wir sind mit den letzten Monaten zufrieden, wir kommen zügig voran und haben bis jetzt alle sportlichen Ziele erreicht. Der FCB befindet sich inmitten einer Reorganisation. Es hat zahlreiche Abgänge von Mitarbeitenden gegeben und es wird noch weitere geben. Wir müssen den FC Basel neu organisieren und wirtschaftlich wieder auf gesunde Beine stellen, dafür sind in fast allen Bereichen teilweise tiefgreifende Veränderungen nötig. Die Liquidität ist bis Ende 2021 gesichert. Es gibt noch viel Arbeit, aber der eingeschlagene Weg stimmt und wir blicken zuversichtlich auf die kommenden Wochen.»

Geldgeber mit riesigem Portemonnaie, die das Millionenloch stopfen könnten, sind laut SonntagsBlick-Infos derzeit aber keine in Sicht.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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