Gut zwei Monate ist es her, als der FCZ auf Wolke sieben schwebt. Nach dem 3:1 am 25. November im Letzigrund gegen Titelverteidiger YB grüssen die Zürcher von der Tabellenspitze. Erinnerungen an die Saison 2021/22 werden wach, als der FCZ unter André Breitenreiter sensationell zum 13. Titel der Klubgeschichte stürmt. «Ist der FCZ ein Meisterkandidat?», titelt der Blick.
Bei den Zürchern will zwar noch niemand vom Titel reden, denn noch ist der Krisen-Herbst 2022 nicht vergessen, als sie ans Tabellenende stürzen und Henriksen das Schlusslicht übernimmt. Doch der Optimismus ist gross. «Wenn wir in jedem Match 90 Minuten so spielen wie heute, gewinnen wir jedes Spiel», sagt Captain Yanick Brecher. Auch Henriksen nimmt das M-Wort nicht in den Mund. «Es ist zu früh, um darüber zu reden», so der Däne. «Aber wir haben gezeigt, dass wir gegen die Besten spielen und dabei bestehen können.»
Unvermögen und Pech
Zwei Monate später sind die Zürcher Meisterträume Schnee von gestern. Kein Sieg, zwei Punkte, 3:6 Tore und der Absturz auf Platz 4 lautet die miese Bilanz des FC Zürich aus den letzten fünf Spielen. Zum Unvermögen – gegen Winterthur (1:2) und GC (1:2) verliert der FCZ in der Nachspielzeit – kommt auch noch Pech hinzu: Beim annullierten Last-Minute-Treffer gegen Luzern (1:1) steht Santini wenige Zentimeter im Offside. In der Meistersaison hat der FCZ diese Spiele noch gewonnen – oder zumindest nicht verloren.
Aus «Happy-Bo», so der Übername des Dänen, wird «Sieglos-Bo». Doch wie lange noch? Lausanne hat als einziges der zwölf Super-League-Teams seit Ende November weniger Punkte geholt als die Zürcher. Leader YB ist enteilt, bedrohlich näher kommen hingegen die Teams unter dem Strich. Sechs Punkte beträgt der Vorsprung des FCZ auf diesen noch. Anstatt europäische Nächte in der nächsten Saison droht im schlimmsten Fall der Sturz in die «Relegation Group» und der Kampf gegen den Abstieg.
Ein Elefant im Raum
So ist beim FCZ trotz Sonne und gestiegenen Temperaturen nichts von Frühlingsgefühlen zu spüren. Auch, weil seit Monaten die Trainerfrage wie ein Elefant im Raum steht. Geht Henriksen im Sommer – oder bleibt er doch? Mittlerweile glaubt keiner mehr daran, dass sich die beiden Parteien trotz salbungsvoller Worte auf eine Vertragsverlängerung einigen werden. Zu verschieden sind die Auffassungen, die sportlichen Visionen. Und die Symptome einer sportlichen Krise mehren sich.
Heisst: Bleibt Henriksen weiter sieglos, könnte die Trennung schon schneller als erwartet vollzogen werden. Mit Ricardo Moniz (59) stünde einer bereit, der Erfahrung als Feuerwehrmann hat. Der weit gereiste Holländer ist eine von gut einem Dutzend Personen, die unter Neo-Sportchef Milos Malenovic (39) installiert worden sind. Beim HSV hatte Moniz einst bereits einmal als Interims-Trainer fungiert, bei RB Salzburg war er gar Cheftrainer und gewann das Double (2011/12).
Vorübergehend ist aber noch Henriksen im Amt. Bereits in zehn Tagen bietet sich ihm und dem FCZ die Chance zur Derby-Revanche gegen GC. Will der Däne auch dann noch Cheftrainer des FCZ sein, müssen zu Hause gegen Lausanne (Mittwoch) und in Yverdon (Sonntag) dringend Siege her.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |