Mittwochabend, um kurz vor 22.30 Uhr. Der FCB ist soeben im Tourbillon getaucht. 0:1 gegen Krisen-Klub Sion! Die Basler Spieler traben frustriert vom Feld. Einige müssen sich vor den Mikrofonen der Journalisten erklären, schulterzuckend. Auch Trainer Marcel Koller erklärt ernüchtert, dass man sich «jetzt erst mal auf den dritten Platz konzentrieren» müsse. Denn auch der 59-Jährige hat zu diesem Zeitpunkt die Tabellensituation im Kopf – neun Punkte Rückstand auf YB (und Co-Leader St. Gallen) sind es bereits! In lediglich noch sieben verbleibenden Runden. Selbst die grössten Optimisten unter den FCB-Fans oder -Beobachtern schreiben die Bebbi nach der Blamage im Wallis im Titelkampf ganz ab.
Das heute anstehende, als Spitzenkampf erwartete Duell mit YB ist plötzlich nicht mehr so gross wie es hätte sein können, wenn die Basler in dieser Rückrunde – ob vor oder nach der Corona-Pause – nicht immer wieder gegen die vermeintlich Kleinen der Liga gepatzt hätten. Gegen Thun, Lugano, Sion…
Und doch: Ein Basler Sieg heute gegen YB – und der Rückstand auf die Berner würde plötzlich nur noch sechs Punkte betragen. FCB-Legende und Teleclub-Experte Marco Streller (39) spricht gegenüber BLICK Klartext: «Das ist die aller-, allerletzte Minichance für den FC Basel, zurück ins Titelrennen zu kommen.»
«Veryoungboysen» war einmal
Wenns einer weiss, wie man spektakulär auf der Zielgerade einen scheinbar enteilten Leader noch einholt und am Ende gar noch Meister wird, dann ist es Ex-Stürmer Streller (144 Tore in 325 Partien für Rotblau). In der Saison 2009/10 hatte YB zwischenzeitlich 13 Punkte Vorsprung auf Basel, wurde Wintermeister, hatte auch in der 34. von 36 Runden noch die Pole-Position inne, ehe den Bernern der sicher geglaubte Titel doch noch entglitt – und der FCB in der Finalissima mit einem 2:0 in Bern alles klar machte.
Nur: Das in den Folgejahren immer wieder durch eindrückliche YB-Fehltritte bestärkte Wort «veryoungboysen» ist im Schweizer Fussball schon lange nicht mehr im Gebrauch. Die Hauptstädter haben sich auf nationaler Ebene die Nummer zwei vom Rücken gestreift und die klare Vormachtstellung übernommen. Während der FCB seinen Status immer mehr einbüsst. 10 Pleiten in einer Saison? Gabs zuletzt vor 21 Jahren!
Folgt heute Nummer elf? Koller gibt sich vor dem Kräftemessen mit dem Spitzenreiter kämpferisch: «Wir haben in dieser Saison schon gezeigt, dass wir YB schlagen können (3:0 im Dezember, d. Red.), daran müssen wir anknüpfen!»
Heute Abend, wieder um kurz vor 22.30 Uhr, wird man es im Joggeli wissen: Nur noch sechs Punkte Rückstand – oder gar vernichtende zwölf?
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 15 | 4 | 23 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 15 | 3 | 23 | |
7 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
8 | FC Sion | 15 | -1 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 15 | -5 | 17 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 15 | -21 | 12 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 15 | -11 | 10 |