«Sommer Zeitpunkt für nächsten Schritt»
Das Schlieremer Chind Grgic ist in Sion erwachsen geworden

Anto Grgic ist gefühlt schon ein Urgestein des FC Sion. Dabei ist der Schlieremer Junge erst 24. Er ist in der Form seines Lebens. Und er spielt lieber Fussball, als dass er spricht. Verfolgen Sie die Partie FCB – Sion ab 16 Uhr live im BLICK-Ticker.
Publiziert: 07.02.2021 um 12:12 Uhr
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Gegen St. Gallen gelang Anto Grgic der erste Hattrick der Profikarriere. Hier trifft er per Penalty.
Foto: keystone-sda.ch
Alain Kunz

Léo Lacroix reagiert blitzschnell. Und besser als bei seinem Eigentor zum 2:2. Nach dem überschwänglichen Jubel über das 3:2 gegen St. Gallen in der Nachspielzeit der Nachspielzeit schnappt sich der Hüne den Matchball, um ihn für Anto Grgic (24) zu sichern. Denn der hat eben den ersten Hattrick seiner Profikarriere geschossen. Und die ist schon beachtliche 138 Spiele lang.

«Das war so ein Tag, an dem alles klappt», blickt der Mittelfeldspieler auf dieses 3:2 gegen St. Gallen zurück. «Und es ist wunderschön, auch wenn das nicht meine Hauptaufgabe ist, an jedem Spieltag einen Hattrick zu erzielen.»

Aber das Toreschiessen scheint allmählich zur Kernkompetenz des Schlieremer Kids zu werden, wenn man einen Blick auf die Torschützenliste wirft: Hinter Basels Cabral, der schon 10-mal getroffen hat, liegen vier Spieler mit 7: Kasami, Siebatcheu, Nsame… und Grgic. «Schön. Aber dies Rangierung würde ich gerne eintauschen gegen eine paar Punkte mehr,» so Grgic trocken, erwachsen und nüchtern. So wie man halt wird nach ein paar Jahren FC Sion.

«Wir haben in dieser Saison auf unglaubliche Art und Weise Punkte weggeworfen. Das müssen wir sofort abstellen.» In der Tat: Die Gegentore des FC Sion sind häufig eine Abfolge von Pleiten, Pech und Pannen.

Und so kämpfen die Walliser halt wieder nur um den Ligaerhalt. Wieso denn, bei diesem unbestrittenen Potenzial im Team? «Ich weiss es ehrlich gesagt auch nicht.» Sicher würden die vielen Trainerwechsel nicht helfen. «Denn es braucht immer Zeit, bis man sich an den neuen Coach gewöhnt hat und umgekehrt. Und Zeit hat man in diesem Business nie!» Erst recht nicht im Wallis.

Alles sehr fragil in Sion

Immerhin: Fabio Grosso kam zu Saisonbeginn – und ist trotz überschaubaren Erfolgs immer noch da, ohne von Christian Constantin richtig angezählt worden zu sein. Er ist ein netter, hoch anständiger und ehrlicher Kerl, dem man eigentlich gar nicht böse sein kann. Vielleicht deswegen? Grgic bestätigt das mit dem Anstand und sagt dann bloss: «Wir wünschen uns alle, dass er in Ruhe arbeiten kann. Denn das bedeutet automatisch, dass wir gut spielen und punkten.»

Aber, und mit diesem Wort trifft Grgic den Nagel auf den Kopf, es sei alles noch sehr «fragil» im Team. «Wir haben sicher Talent und Erfahrung. Aber was uns abgeht, ist Stabilität. Eine Serie von Spielen ohne krasse individuelle Fehler, mit denen wir uns die Punkte selber wegnehmen.»

Ein Bundesligaeinsatz mit dem VfB

Grgic galt einst als eines der grössten Talente im Schweizer Fussball. Mit achtzehneinhalb Jahren debütiert er unter Urs Meier in der Super League beim FC Zürich. Mit 20 geht er zum VfB Stuttgart. Steigt mit den Schwaben in die erste Bundesliga auf. Er durchläuft von der U15 bis U21 alle Stationen eines Juniorennationalspielers. Doch dann stockts.

Bei Stuttgart wechselt der Trainer. Er kommt in der ersten Bundesliga nur zu einem Einsatz. Wird Anfang 2018 an den FC Sion ausgeliehen und später fix übernommen. Die Leistungen schwanken. Verletzungen werfen ihn zurück.

Nun aber, nach dem Abgang von Leitwolf Pajtim Kasami nach Basel, scheint er so stark zu sein wie zur Zeit seines Wechsels nach Stuttgart. Anto blüht auf! Einzig Interviews bereiten ihm Kopfschmerzen. Vor allem vor laufender Kamera. Selbst SRF-Star-Interviewer Jeff Baltermia liess er nach dem Hattrick gegen St. Gallen sitzen. Der Schweiz-Kroate spricht lieber mit seinem Spiel.

«Im Sommer ist der Zeitpunkt für den nächsten Schritt»

Sein Vertrag läuft noch ein Jahr. Wenn CC also noch Geld mit Grgic machen will, müsste er ihn im Sommer verkaufen. Wäre das auch im Sinn des Mannes, der seit fünf Jahren in festen Händen ist und in Martigny wohnt? «Eines muss ich betonen: Ich konzentriere mich voll und ganz auf die laufende Saison. Aber ich spüre, dass im Sommer schon der Zeitpunkt wäre, um den nächsten Schritt zu machen. Aber das hängt davon ab, was der Präsident will und macht und welche Optionen sich ergeben.»

Bis dann hofft er auf viele weitere Punkte und Tore, auf Stabilität und auf die Rückkehr seines Geruchssinns, den der geht ihm seit seiner Covid-Erkrankung im November nach wie vor partiell ab. Das braucht Geduld. Einzig im Wallis hat man die kaum je.

Verfolgen Sie die Partie FC Basel – FC Sion ab 16 Uhr live im BLICK-Ticker.

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