Es läuft die 73. Minute, als der rotblaue Untergang im Cornaredo beginnt. Lugano-Stürmer Alexander Gerndt kocht Taulant Xhaka im Zweikampf ab, trifft zur Führung. Der FCB-Terrier verletzt sich bei dieser Aktion, muss behandelt werden. Schnell ist klar: Es geht nicht mehr weiter. Doch statt zu reagieren, verpennen Coach Marcel Koller und seine Assistenten den Wechsel, der FCB ist rund sechs (!) Minuten in Unterzahl – und kassiert prompt den zweiten Gegentreffer.
Fabian Frei und Valentin Stocker sind bedient. Der eine ist sauer. Der andere zimmert den Ball mit voller Wucht ins Seitenaus, damit der Wechsel endlich vollzogen werden kann. Ex-Sportchef Marco Streller, der im Sommer seinen Rücktritt gab und nun für Teleclub als Experte arbeitet, kanns ebenfalls nicht verstehen: «Sechs Minuten zwischen den Wechseln, da gibts Erklärungsbedarf. Wenns sechs Minuten geht … Ich weiss nicht, was da passiert ist.»
«Die zweite Hälfte kann ich nicht verstehen»
Von einem «Missverständnis», spricht FCB-Trainer Marcel Koller. «Der Doktor hat uns die Verletzung angezeigt, aber wir haben das nicht gesehen, nicht beachtet, es ging zu lange.» Als Ausrede für den zweiten Gegentreffer lässt er dieses Versäumnis aber nicht gelten. «Wir sind nicht gut gestanden.»
Allgemein haben die Basler Probleme mit dem Stellungsspiel. Covilo scheitert zweimal mit dem Schädel, auch Sabbatini hat die Führung auf dem Kopf. Die Niederlage? Verdient. Auch weil vom FCB nach vorne kaum etwas kommt. Statt vom YB-Ausrutscher in Genf (1:1) zu profitieren, bauen die Berner ihren Vorsprung auf die Basler gar noch aus. Leader St.Gallen liegt acht Punkte vor den Bebbi. «Ich kann den Auftritt in der zweiten Halbzeit nicht ganz verstehen. Man war schon weg und kriegt dann nochmals die Chance, weil die anderen patzen. Und dann so ein Verhalten... schwierig!», sagt Streller.
Vor allem die Frustfouls gegen Ende der Partie müssen dem FCB zu denken geben. Erst streckt Stocker seinen Gegenspieler nieder und sieht Gelb, dann packt Alderete den Ellbogen aus und fliegt vom Platz. «Wenn man nicht zufrieden ist, dann kommt der Frust», sagt Koller. So wie nach dem Wechsel-Chaos bei Frei und Stocker.
Nervenversagen beim FCB
Ob der Fauxpas Konsequenzen für Koller haben wird? Sein Ende Saison auslaufender Vertrag verlängert sich nur beim Gewinn des Meistertitels, davon ist der Zürcher derzeit aber weiter entfernt denn je. Neun Saisonniederlagen haben die Basler schon auf dem Konto. Und was noch schlimmer ist: Wann immer der FCB den Anschluss schaffen und von einem Ausrutscher der Konkurrenten profitieren könnte, versagen dem Vizemeister komplett die Nerven.
Ein Fakt, der weder für Marcel Koller noch für die Mannschaft spricht.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |