Man spürt durch das Telefon hindurch, wie aufgewühlt der junge Mann auch eine Nacht nach den Vorfällen mit den St.-Gallen-Fans im Anschluss ans Spiel im Kybunpark ist. Für Timothy Fayulu (22) ist es die schlimmste Nacht seines Lebens. «Ich habe keine Sekunde geschlafen. Es ging einfach nicht, wenn man so voller Hass ist.» Um vier Uhr morgens erst war der Teambus des FC Sion zurück im Wallis. Es ist 12.30 Uhr, als Fayulu sich meldet.
Tim, wie geht es Ihnen einen halben Tag nach den Vorfällen?
Timothy Fayulu: Nicht gut. Ich bin K.o. Ich fühle mich, wie wenn man auf mich geschossen hätte.
Sie haben geweint.
Ja. Man kennt solche Dinge ja aus den sozialen Medien. Aber wenn es dich persönlich betrifft, ist das was ganz Anderes. Und ehrlich: Es generiert Hass! Dabei ist das ein Gefühl, das ich sonst nicht kenne.
Schildern Sie uns, was genau passierte.
Das Spiel war vorbei, ich ging ins Tor, um mein Tüchlein mitzunehmen und habe die St. Galler Fans dabei ein bisschen aufgezogen, indem ich mit meinen Händen so tat, als ob ich sie nicht hören würde.
Und dann?
Gings ab. «Scheiss Fayulu», riefen Sie, Und dann auch «F… Monkey.» Da war klar und deutlich zu hören. Unmissverständlich.
Was haben Sie da gedacht?
Zuerst dachte ich mir: Ich lasse das vorbeigehen und gehe in die Garderobe. Dann kam Nicolas Lüchinger zu mir.
… der nichts von den rassistischen Beleidigungen wusste.
Nein. Er sagte mir: «Hör doch auf unsere Fans anzumachen! Gehe jetzt in die Kabine.» In diesem Augenblick wirkte das auf mich, wie wenn er den Fans recht gäbe, die mich als «Affen» tituliert hatten. Da brach für mich eine Welt zusammen.
Dann kam Serey Die hinzu.
Genau. Auch er wusste von nichts. Ich erklärte es ihm. Und dann ging es erst richtig los.
Mit St. Gallens Goalie Zigi haben sie ebenfalls gesprochen.
Ja. Ich sagte ihm: Rede mit deinen Fans. Das geht gar nicht. Aber er sagte: «Gehen wird doch mal in die Garderobe, damit sich alles beruhigt.» Ich aber wollte unter gar keinen Umständen in die Kabine. Das hätte so gewirkt, wie wenn ich ihnen recht geben, klein beigeben und die Sache verharmlosen wollte. So ging ich völlig aufgeputscht und gestikulierend auch zum Schiri. Dafür sah ich auch noch Gelb.
Was muss nun passieren?
Die Liga* muss den Vorfall untersuchen. Und dann sanktionieren.
Wie?
Das weiss ich nicht. Viel wichtiger ist aber, dass alle Klubs zusammenstehen und gemeinsam dezidiert gegen Rassismus vorgehen. Nun war ich das Opfer. Morgen ist es ein anderer. Wir müssen so schnell wie möglich so weit sein, dass so etwas nie mehr passiert.
*Die Swiss Football League leitet eine Untersuchung ein
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |